Sonntag, 11. August 2013

Neues aus dem Mikroelektronikstandort Dresden

Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung das Dresdner Technologieunternehmen Novaled für 260 Millionen Euro kauft. Das Unternehmen, dass 2001 aus einer Ausgründung der TU Dresden entstand, entwickelt organische Leuchtdioden (OLED). Diese neue Generation von LEDs bringen eine bessere Farbbrillanz bei geringerem Stromverbrauch für extrem dünne Bildschirme. Samsung will sich diese Technologie sichern, denn der Bildschirmmarkt ist heiß umkämpft und technologischer Vorsprung entscheidend. Die Südkoreaner kaufen aber nicht nur Patente, sondern wollen den Dresdner Standort als Entwicklungszentrum weiter ausbauen.
Novaled hat hier einen starken Partner gefunden. Bisher wurde das Dresdner Unternehmen von Risikokapitalgebern gehalten. Samsung hielt bereits 10 Prozent der Anteile. Nun werden die anderen Eigentümer ausgezahlt und die Südkoreaner übernehmen. Bereits letztes Jahr wurde die Umsatzentwicklung von Novaled hauptsächlich durch die große Nachfrage Samsungs getrieben: 26 Millionen Euro (+53 %). Das sächsische Technologieunternehmen profitiert daher schon stark von der Partnerschaft. Mit der Übernahme werden die Verbindungen gestärkt, Dresden kann auf weitere Investitionen hoffen und die Mitarbeiterzahl wird sich langfristig erhöhen.
Die Übernahme ist die jüngste aus eine Reihe von positiven Nachrichten für den Mikroelektronikstandort Dresden. Samsung wird indirekt Teil des Silicon Saxony und damit engagiert sich neben Globalfoundries und Infineon ein weiterer wichtiger Konzern der Elektronikindustrie an der Elbe. Globalfoundries, das eines seiner beiden Hauptwerke in Dresden hat, ist mittlerweile Nummer 12 im weltweiten Halbleitermarkt. Auch Infineons Geschäfte laufen gut und das Münchner Unternehmen will weiter in Dresden investieren. Neben diesen großen Unternehmen sind auch eine Vielzahl von kleineren Mittelständlern der Mikroelektronikbranche erfolgreich. Eine beispielhafte Nachricht dazu ist, dass der Dresdner Zulieferer Sempa Systems einen Großauftrag aus den USA zum Aufbau eines Gasversorgungssystems für ein Halbleiterunternehmen erhalten hat.
Diese positiven Entwicklungen in der Dresdner Mikroelektronik lassen hoffen, dass die Chipkrise langsam überwunden werden kann. Die Umwälzungen in der Branche in den letzten Jahren haben Dresden als Zentrum der deutschen Halbleiterindustrie stark getroffen. Der Umsatz in der Dresdner Industrie ist auch 2012 weiter hinter denen in Boomjahren vor der Krise zurückgeblieben. Für einen neuen Boom wäre Dresdner aber gut aufgestellt und könnte stark profitieren, denn die Branche ist sehr schwankungsanfällig, aber hat natürlich hohes Zukunftspotential.
Die Nachricht von der Übernahme Novaleds durch Samsung steht außerdem im Kontext eines neuen Wachstums der sächsischen Industrie, das nicht mehr durch Neuansiedlungen auf der grünen Wiese, sondern durch internes Wachstum der Unternehmen getrieben wird. Auch das sächsische Wirtschaftsministerium sieht diese Strategie als richtig an. Gab es in den 1990er und 2000er immer wieder Erfolgsmeldungen von großen Unternehmen, die neue Werke im Freistaat errichteten, werden solche Nachrichten immer seltener. Die Wirtschaftsförderung will nun tendenziell bereits ansässige Unternehmen unterstützen. Die Geschichte von Novaled ist ein gutes Beispiel: das Unternehmen gedieh prächtig im Umfeld der sächsischen Forschungslandschaft und das wiederum zieht nun Investitionen eines internationalen Großkonzerns an.