Montag, 25. Oktober 2010

Aufschwung in Sachsens Städten

Das private Wirtschaftsforschungsinstitut Feri hat die Wachstumsraten der Wirtschaftskraft deutscher Städte im Jahr 2010 prognostiziert. Die Zahlen stammen allerdings aus dem Frühjahr von 2010 und unterschätzen daher stark das Wirtschaftswachstum im Jahr 2010, denn zu dieser Zeit war noch nicht ein so rasanter Aufholprozess der deutschen Wirtschaft zu erwarten. Nach dem äußerst starken 2. Quartal steht mittlerweile die Wachstumsprognose für Deutschland im Jahr 2010 bei etwa 3,4 %.

Die geschätzten Wachstumsraten für die deutschen Städte sind also eindeutig zu niedrig, denn gerade in den Ballungsräumen entwickelt sich die Wirtschaft besser als im Durchschnitt. Trotzdem kann man aus den Zahlen eine gewisse Erkenntnis ziehen, welche Städte in Deutschland vom Aufschwung besonders profitieren.

An der Spitze des Städtevergleichs liegen Dresden und Hamburg mit jeweils 2,9 % prognostiziertem Wachstum. Insgesamt wurden 60 der größten Städte in Deutschland untersucht. Dabei befinden sich alle 3 sächsischen Großstädte in den Top20. Leipzig soll mit 2,2 % wachsen (Platz 16) und Chemnitz mit Chemnitz mit 2,1 % (Platz 20). Im deutschen Vergleich werden die sächsischen Städte also 2010 besonders vom Aufschwung profitieren. Auch die thüringischen Städte Erfurt und Jena befinden sich auf den vorderen Rängen. Andere ostdeutsche Städte hingegen liegen am Ende des Städtevergleichs. So etwa Magdeburg, Halle, Schwerin und schließlich ganz am Ende Potsdam und Rostock mit jeweils nur 1 % Wachstum.

In Westdeutschland können hauptsächlich Städte profitieren, die Eng mit dem internationalen Handel verbunden sind. So liegt Deutschlands größte Hafenstadt mit 2,9 % zusammen mit Dresden auf Platz 1. Auch Ludwigshafen, der Sitz von BASF, soll um 2,7 % wachsen und Duisburg, mit dem größten Binnenhafen Europas, soll um 2,4 % wachsen. Eine weitere Tendenz die bereits seit Jahren in Städtevergleichen zu beobachten ist, ist dass sich kleine Universitätsstädte wirtschaftlich gut entwickeln können. Heidelberg soll 2,5 % zu legen, Aachen 2,4 % und Göttingen 2,2 %.

Man sieht nun an den Zahlen, dass die Wachstumsraten der Städte im Jahr 2010 noch nach oben korrigiert werden müssen. Vom Aufschwung des Außenhandels werden besonders die Häfen Hamburg, Bremen und Duisburg aber auch die Industriestandorte in Süddeutschland allen voran München und Stuttgart überproportional profitieren. Deshalb könnte Dresden den Spitzenplatz im wirklichen Vergleich noch verlieren. Trotzdem sehen die Prognosen hervorragend aus und Sachsens Städte werden im Jahr 2010 ein außerordentlich gutes Wachstumsjahr haben.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Sachsens Außenwirtschaft

Seit Jahren steigt Sachsens Exportquote, sprich die Größe des Exportvolumens in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, rasant an. Da in Sachsens Wirtschaft traditionell exportorientierte Branchen wie der Automobilbau und der Maschinenbau eine wichtige Rolle spielen, ist die Exportquote die höchste in den neuen Bundesländern. Sie lag 2009 in Sachsen bei 21 %. Die niedrigste hatte Berlin mit 11,6 %. Die Exportquoten liegen allerdings deutlich unter den meisten westdeutschen Werten. Nur Hessen hat eine Quote von weniger als 20 %, da hier der Bankensektor einen großen Beitrag zur Wirtschaftskraft leistet. Mit einer höheren Exportquote profitiert ein Land mehr von der weltwirtschaftlichen Nachfrage, hängt allerdings auch stärker von dieser ab.

Welche Länder sind Sachsens wichtigste Handelspartner?

In die USA wurde am meisten verkauft - das waren 2008 Güter im Wert von 1,7 Mill. €. Auf den nächsten Plätzen folgen Polen und Italien mit knapp über 1,4 Mill. €. Nach Frankreich wurden Waren im Wert von über 1,3 Mill. € geliefert und etwas weniger wurde nach Malaysia und China exportiert. In diesen Zahlen von 2008 schlägt sich bereits der Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise nieder. Die gesamten Ausfuhren fielen leicht im Vergleich zu 2007. Die höchsten Zuwächse im Export konnten aber mit China (+26 %) und Polen (+21 %) dennoch verbucht werden.

In der Liste der Länder aus denen Sachsen seine Güter importiert liegt an ferner Spitze Tschechien mit Waren im Wert von 2,7 Mill. €. Aus Russland kommen hauptsächlich Rohstoffe im Wert von 1,7 Mill. €. Danach folgt Polen mit 1,3 Mill. € und Frankreich mit 1,2 Mill. €. Aus Österreich und den Niederlanden bezieht Sachsen Waren im Wert von knapp über 0,8 Mill. €. Die stärksten Anstiege gab es 2008 im Import aus Russland (+ 20 %) und Polen (+ 14 %).

Sonntag, 10. Oktober 2010

Arbeitslosenquote September 2010

Ostdeutschland hat mit dem Übergang von der Planwirtschaft in die Marktwirtschaft mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Auch heute noch, 20 Jahre nach der Deutschen Einheit, ist ein Gefälle zwischen Ost und West, was den Anteil der Arbeitlosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung anbelangt, zu sehen. Seit der Jahrtausendwende ist jedoch eine stetige Verbesserung der Zahlen zu beobachten. In der Weltwirtschaftskrise gab es nur einen kleinen Dämpfer, große Entlassungen konnten mit Zeitarbeit verhindert werde. Der steile Aufschwung nach der Krise schlägt sich auch auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen nieder.

Haben Bayern mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 % und Baden-Württemberg mit 4,6 % im September 2010 schon wieder fast Vollbeschäftigung erreicht, konnten auch die ostdeutschen Länder ihre Quote verbessern. Sie haben die Arbeitslosenquote seit den Höchstständen um die Jahrtausendwende herum sogar fast halbiert. Das erfolgreichste Land ist dabei Thüringen, das mit 8,7 % nur knapp hinter dem schlechtesten westdeutschen Flächenland Nordrhein-Westfalen mit 8,4 % steht. Sachsen liegt mit 10,8 % knapp hinter Brandenburg mit 10,0 %, aber etwas vor Mecklenburg-Vorpommern mit 11,2 % und Sachsen-Anhalt mit 11,5 %. Damit liegen alle ostdeutschen Flächenländer vor Bremen mit 11,8 % und Berlin mit 13,2 %.

Innerhalb Sachsen gibt es ein recht gemischtes Bild. Die Arbeitslosenquoten auf Kreisebene liegen zwischen 9,2 % in der Sächsischen Schweiz bis 13,6 % in der Stadt Leipzig. Leipzig hat damit eine noch höhere Quote als Berlin. Chemnitz hat 12,2 % und Dresden 10,7 %. Erfreulicherweise haben bereits 5 sächsische Landkreise die 10-Prozent-Marke unterschritten: Meißen (9,9 %), der Erzgebirgskreis (9,6 %), der Vogtlandkreis (9,6 %), Mittelsachsen (9,4 %) und die Sächsische Schweiz (9,2 %). Die meisten dieser Kreise profitieren dabei davon, dass ihre Einwohner in den Zentren Dresden und Chemnitz arbeiten und in ihrem Gebiet wohnen.

Ergebnisse der Landkreise (drauf klicken zum vergrößern):



Der Erzgebirgskreis ist der sächsische Landkreis, der am stärksten seine Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnte. Er machte einen Sprung um 2,5 %. Auch Görlitz konnte sich um 2,0 % verbessern. Die Landkreise mit der geringsten Verbesserung sind Bautzen mit 0,6 % und Chemnitz mit 0,7 %. Es gab jedoch keinen Kreis, in dem sich die Arbeitslosenquote erhöht hätte.

Verbesserung der Landkreise zum Vorjahr (drauf klicken zum vergrößern):

Montag, 4. Oktober 2010

Sachsens S21

S21 das steht für das Baden-Württembergische Mamutprojekt, das die Region infrastrukturell ins 21. Jahrhundert bringen soll. Mit dem Umbau des Stuttgarterhauptbahnhofs und die Verlegung des gesamten Schienenverkehres unter die Erde gehen auch Proteste Hand in Hand. Die hohen Kosten und der fragwürdige Nutzen wird moniert. Die Proteste haben sich in letzter Zeit besonders auf den Schutz der Bäume im Stuttgarter Schlosspark konzentriert, die dem Projekt erst einmal weichen sollen.

Auch Sachsen baut derzeit an 3 wichtigen Infrastrukturprojekten, bei denen auch von der Politik auf die Zukunftsbedeutung hingewiesen wird. Sie sollen den Standort Sachsen attraktiver machen. Sie erzeugen allerdings auch hohe Kosten und greifen in die Natur ein.

Dresdner Waldschlößchenbrücke (Kosten: 157 Millionen Euro)

Man könnte sagen, diese Brücke über die Elbe ist in Dresden so umstritten wie das Bahnhofsprojekt S21 in Stuttgart ist. Die Elbüberquerung wird von den Befürwortern als wichtiges Projekt für den Straßenverkehr verteidigt. Die Gegner kritisieren den schweren Eingriff in die einmalige Naturlandschaft des Elbtals. Die Auseinandersetzung gipfelte schließlich in der Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels für das Elbtal inklusive der Dresdner Altstadt. Die Dresdner haben generell eine sehr leidenschaftliche Diskussionskultur, wenn es um Bauprojekte in dieser kriegszerstörten aber stolzen Stadt geht. Entsprechend verhärtet sind die Fronten, die Bürgerschaft ist polarisiert und das Thema entzweit sogar Familien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Br%C3%BCckenstreit

Leipziger City-Tunnel (Kosten: 960 Millionen Euro)

Das Mega-Projekt schlechthin wird allerdings zurzeit in Leipzig durchgeführt. Für fast eine Milliarde Euro wird die Leipziger City untertunnelt. In dem Tunnel soll der S-Bahn-Verkehr auf einer Nord-Süd-Achse vom Hauptbahnhof unter dem Markt bis zum Bayrischen Bahnhof unter die Erde gelegt werden. Damit erhält Leipzig ein umfassendes S-Bahnnetz, dass auch den Regionalverkehr des Leipziger Südens mit dem Hauptbahnhof verbindet. Die Kritik richtet sich allerdings auf die ausufernden Kosten des Projekts. So haben sich nach aktuellem Stand die geschätzten Baukosten im Vergleich zu den Planungen fast verdoppelt.
http://www.citytunnelleipzig.de/

A72 Chemnitz-Leipzig (Kosten: 470 Millionen Euro)

Während Dresden mit Leipzig und Chemnitz durch gut ausgebaute Autobahn verbunden ist, wird an der Verlängerung der A72 von Chemnitz-Nord nach Leipzig immer noch gebaut. Baubeginn war 2003 und die Autobahn sollte zur Fußball-WM 2006 fertig sein. Bis jetzt ist nur ein winziges Teil fertig, auf einem langen Abschnitt laufen die Bauabreiten und die Planung besagt, die Autobahn wird 2020 vollständig fertig sein. Das ist eine lächerlich lange Zeit für eine Verbindung zwischen den zwei größten Ballungsräumen in Mitteldeutschland Leipzig-Halle und Chemnitz-Zwickau.
http://www.a-72.de/

Diese 3 Infrastrukturprojekte sind die S21 der Sachsen. Allerdings sind die Kosten, die Wirkung und die Auseinandersetzung im Vergleich zum 4 Milliarden Euro Bahnhofsprojekt der Schwaben natürlich etwas kleiner.