Mittlerweile hat das statistische Landesamt Sachsen detailierte Wirtschaftszahlen für 2010 veröffentlicht. Daten zu Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätigenzahl liegen nun auf regionaler Kreisebene vor. Daher hier ein Rückblick in den Konjunkturverlauf des ersten Jahres nach dem großen krisenbedingten Einbruch 2009. Das Jahr war eine Periode der starken wirtschaftlichen Erholung in Deutschland. Besonders die süddeutsche Industrie hatte sich nach dem drastischen Einbruch in der Krise schnell erholt und verhalf der deutschen Wirtschaft zu einem erfolgreichen Aufschwung. Sachsen hinkte der Entwicklung allerdings etwas hinterher. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war zwar in der Krise auch nicht sehr stark eingebrochen, aber das sächsische Wirtschaftswachstum war 2010 deutlich geringer im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt (Link). Zu Marktpreisen lag das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Sachsen bei 2,5 %.
Obige Tabelle zeigt das regionale Wirtschaftswachstum des BIP zu jeweiligen Preisen im Jahr 2010. Am dynamischsten haben sich Mittelsachsen, der Erzgebirgskreis und Meißen entwickelt. In diesen Kreisen spielt die Industrie eine immer wichtigere Rolle. Der traditionelle Industriestandort Erzgebirge kann ein gutes Wachstum der Exporte verbuchen. Die Produktivität in Mittelsachsen ist besonders hoch aufgrund einer Vielzahl von modernen Industrieunternehmen, die sich hier zwischen Dresden und Chemnitz mittlerweile angesiedelt haben. Es gibt allerdings auch einige sehr schwache ländliche Regionen in Sachsen. So ist die Wirtschaft im Vogtland, in der Sächsischen Schweiz und in Nordsachsen kaum gewachsen und in Bautzen sogar geschrumpft.
Bei den großen Städten in Sachsen gibt es auch eine klare Verteilung der Kräfteverhältnisse. Leipzig ist mit 3,0 % am stärksten gewachsen. Dresden lag mit 2,5 % im sächsischen Durchschnitt und die Region Chemnitz-Zwickau mit etwa 2,0 % lag darunter. Die aktuelle Wirtschaftsstärke pro Einwohner in 2010 kann in der unten stehenden Tabelle begutachtet werden. Natürlich liegen hier die kreisfreien Städte aufgrund der Einpendlerzahl an der Spitze der Statistik. Dresden hat das höchste BIP pro Kopf, gefolgt von Chemnitz und dann Leipzig. Es folgen zwei Landkreise mit starken Industrieansiedlungen: Mittelsachsen und Zwickau. Es folgen alle weiteren Landkreise ohne große Überraschungen. Die Gebirgsregionen Westerzgebirge und Osterzgebirge/Sächsische Schweiz haben die geringste Wirtschaftsleistung pro Einwohner.
Eine weitere Tabelle zeigt die Entwicklung der Erwerbstätigenzahl in den Kreisen 2010. Dies ist interessant besonders vor dem Hintergrund, dass Sachsen eine stark sinkende Arbeitslosenquote in den letzten Jahren aufweisen konnte. Anhand dieser Statistik kann man sehen, welche Region dies nicht nur aufgrund der Demografie schafft, sondern wo wirklich neue Arbeitsplätze entstehen. Hier sind Leipzig und Zwickau deutliche Spitzenreiter. Beide Regionen profitieren vom Aufschwung der Automobilindustrie, der 2010 besonders die Konjunktur getrieben hat. Während die benachbarten Landkreise sogar Arbeitsplätze verlieren, wächst die Erwerbstätigenzahl in Leipzig um starke 1,7 %. Nach diesen beiden Regionen folgt Ostsachsen mit Dresden, Görlitz und Bautzen, die 0,7 – 0,9 % mehr Erwerbstätige zählen. In Chemnitz wächst diese Zahl noch mit 0,5 %. Die Zahl wächst wenn auch nur minimal im Erzgebirgskreis ebenso. Da das Erzgebirge weiter stark von Abwanderung betroffen ist, sinkt hier die Arbeitslosenquote besonders deutlich. Alle weiteren Landkreise bauen die Beschäftigung leicht ab.
Insgesamt fällt auf, dass Leipzig sich nach dem Krisenjahr 2010 am dynamischsten entwickelt. Das Wirtschaftswachstum ist besonders von den Autobauern Porsche und BMW getrieben, die ihre Produktion schnell hochgefahren haben. Auch der anziehende Logistikbetrieb um den Flughafen Leipzig hat die Region in Aufschwung versetzt. Dresden und die Region Ostsachsen entwickeln sich eher durchschnittlich. Dresden wächst stetig ohne spektakulär aufzufallen. Die Stadt Chemnitz steht im Wachstum der hier gezeigten Indikatoren etwas unterdurchschnittlich dar. Die benachbarten Landkreise Erzgebirge, Zwickau und Mittelsachsen schaffen allerdings in einigen Kategorien Spitzenwerte.