Mittwoch, 12. Dezember 2012

Leipzig 2010 mit Dynamik, Dresden und Chemnitz schwächer

Mittlerweile hat das statistische Landesamt Sachsen detailierte Wirtschaftszahlen für 2010 veröffentlicht. Daten zu Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätigenzahl liegen nun auf regionaler Kreisebene vor. Daher hier ein Rückblick in den Konjunkturverlauf des ersten Jahres nach dem großen krisenbedingten Einbruch 2009. Das Jahr war eine Periode der starken wirtschaftlichen Erholung in Deutschland. Besonders die süddeutsche Industrie hatte sich nach dem drastischen Einbruch in der Krise schnell erholt und verhalf der deutschen Wirtschaft zu einem erfolgreichen Aufschwung. Sachsen hinkte der Entwicklung allerdings etwas hinterher. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war zwar in der Krise auch nicht sehr stark eingebrochen, aber das sächsische Wirtschaftswachstum war 2010 deutlich geringer im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt (Link). Zu Marktpreisen lag das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Sachsen bei 2,5 %.


Obige Tabelle zeigt das regionale Wirtschaftswachstum des BIP zu jeweiligen Preisen im Jahr 2010. Am dynamischsten haben sich Mittelsachsen, der Erzgebirgskreis und Meißen entwickelt. In diesen Kreisen spielt die Industrie eine immer wichtigere Rolle. Der traditionelle Industriestandort Erzgebirge kann ein gutes Wachstum der Exporte verbuchen. Die Produktivität in Mittelsachsen ist besonders hoch aufgrund einer Vielzahl von modernen Industrieunternehmen, die sich hier zwischen Dresden und Chemnitz mittlerweile angesiedelt haben. Es gibt allerdings auch einige sehr schwache ländliche Regionen in Sachsen. So ist die Wirtschaft im Vogtland, in der Sächsischen Schweiz und in Nordsachsen kaum gewachsen und in Bautzen sogar geschrumpft. Bei den großen Städten in Sachsen gibt es auch eine klare Verteilung der Kräfteverhältnisse. Leipzig ist mit 3,0 % am stärksten gewachsen. Dresden lag mit 2,5 % im sächsischen Durchschnitt und die Region Chemnitz-Zwickau mit etwa 2,0 % lag darunter. Die aktuelle Wirtschaftsstärke pro Einwohner in 2010 kann in der unten stehenden Tabelle begutachtet werden. Natürlich liegen hier die kreisfreien Städte aufgrund der Einpendlerzahl an der Spitze der Statistik. Dresden hat das höchste BIP pro Kopf, gefolgt von Chemnitz und dann Leipzig. Es folgen zwei Landkreise mit starken Industrieansiedlungen: Mittelsachsen und Zwickau. Es folgen alle weiteren Landkreise ohne große Überraschungen. Die Gebirgsregionen Westerzgebirge und Osterzgebirge/Sächsische Schweiz haben die geringste Wirtschaftsleistung pro Einwohner.


Eine weitere Tabelle zeigt die Entwicklung der Erwerbstätigenzahl in den Kreisen 2010. Dies ist interessant besonders vor dem Hintergrund, dass Sachsen eine stark sinkende Arbeitslosenquote in den letzten Jahren aufweisen konnte. Anhand dieser Statistik kann man sehen, welche Region dies nicht nur aufgrund der Demografie schafft, sondern wo wirklich neue Arbeitsplätze entstehen. Hier sind Leipzig und Zwickau deutliche Spitzenreiter. Beide Regionen profitieren vom Aufschwung der Automobilindustrie, der 2010 besonders die Konjunktur getrieben hat. Während die benachbarten Landkreise sogar Arbeitsplätze verlieren, wächst die Erwerbstätigenzahl in Leipzig um starke 1,7 %. Nach diesen beiden Regionen folgt Ostsachsen mit Dresden, Görlitz und Bautzen, die 0,7 – 0,9 % mehr Erwerbstätige zählen. In Chemnitz wächst diese Zahl noch mit 0,5 %. Die Zahl wächst wenn auch nur minimal im Erzgebirgskreis ebenso. Da das Erzgebirge weiter stark von Abwanderung betroffen ist, sinkt hier die Arbeitslosenquote besonders deutlich. Alle weiteren Landkreise bauen die Beschäftigung leicht ab.


Insgesamt fällt auf, dass Leipzig sich nach dem Krisenjahr 2010 am dynamischsten entwickelt. Das Wirtschaftswachstum ist besonders von den Autobauern Porsche und BMW getrieben, die ihre Produktion schnell hochgefahren haben. Auch der anziehende Logistikbetrieb um den Flughafen Leipzig hat die Region in Aufschwung versetzt. Dresden und die Region Ostsachsen entwickeln sich eher durchschnittlich. Dresden wächst stetig ohne spektakulär aufzufallen. Die Stadt Chemnitz steht im Wachstum der hier gezeigten Indikatoren etwas unterdurchschnittlich dar. Die benachbarten Landkreise Erzgebirge, Zwickau und Mittelsachsen schaffen allerdings in einigen Kategorien Spitzenwerte.

Samstag, 8. Dezember 2012

Arbeitsmarktreview November 2012

Der Anfang des Monats und die Veröffentlichung der neuen Arbeitsmarktzahlen des vergangenen Monats sind normalerweise Anlass einer kleinen Übersicht über die Arbeitslosenquote in Sachsen auf regionaler Basis. Da sich hier bei den Novemberzahlen im Vergleich zum Oktober wenig verändert hat, möchte ich diesmal den Arbeitsmarkt in einer etwas anderen Form analysieren. Heute schaue ich 4 Jahre zurück und vergleiche den Stand der damaligen Arbeitslosenquote, also im November 2008, mit dem aktuellen. Ich gehe 4 Jahre zurück, weil 2008 die Kreisreform in Sachsen in Kraft getreten ist und erst ab da die Kreiszahlen mit heute vergleichbar sind.


Obige Tabelle stellt die Veränderung der Arbeitslosenquoten in den Bundesländern über die letzten 4 Jahre dar. In dieser Zeitspanne hat Sachsen seine Quote am stärksten senken können. Auch Brandenburg und Sachsen-Anhalt konnten die Arbeitslosenquote um über zwei Prozentpunkte drücken. Überhaupt führen die ostdeutschen Bundesländer die Tabelle an. Dies ist nicht überaus verwunderlich, da hier die höchsten Quoten herrschen und die Möglichkeiten zur Senkung der Arbeitslosigkeit groß sind. Trotzdem ist es erfreulich und die Daten zeigen, dass der Erfolg des deutschen Arbeitsmarktes nach der Finanzkrise hauptsächlich eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte ist. Seit Ausbruch der Krise konnten alle neuen Länder ihre Arbeitslosigkeit stark verringern.


Die nächste Tabelle zeigt die Veränderung der Arbeitslosenquoten in den letzten 4 Jahren auf regionaler Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte in Sachsen. Auch hier können die Regionen, die den höchsten Anfangsbestand an Arbeitslosen 2008 hatten, die größten Verbesserungen vorweisen. Das waren besonders die Stadt Leipzig und der Landkreis Görlitz, die bis heute ihre Arbeitslosenquoten auf etwas verträglichere Niveaus herunterfahren konnten. Leipzig hat in dieser Statistik Chemnitz so gut wie eingeholt und wird aufgrund der starken Wirtschaftsentwicklung weiter die Quote senken können.

Eine erfolgreich Entwicklung haben die Landkreise im Südwesten Sachsen genommen. Das Erzgebirge, das Vogtland und Zwickau hatten 2008 bereits geringere Arbeitslosenquoten als der sächsische Durchschnitt und trotzdem konnten diese Regionen ihre Zahlen weiter deutlich senken. Offen bleibt zwar welchen Einfluss die demografische Situation auf die Zahlen genau hat – diese führt zum tendenziellen Absinken der Arbeitslosigkeit – aber die gute Entwicklung der mittelständischen Industrie half sicher auch. Die Region Dresden und Umgebung konnte auch die Quote verbessern, wenn auch nicht so maßgeblich wie Leipzig. Die Stadt Chemnitz hat die Zahlen am wenigsten gesenkt und liegt mit seiner aktuellen Quote mittlerweile deutlich über dem sächsischen Durchschnitt.

Samstag, 1. Dezember 2012

Logistik in Leipzig

Die Region Leipzig entwickelt sich momentan wirtschaftlich äußerst dynamisch. Bei wichtigen Indikatoren kann die größte Stadt Sachsens punkten. Leipzig zeigt sich in letzter Zeit sehr erfolgreich wenn es darum geht Beschäftigung aufzubauen und die Arbeitslosenquote zu senken (Link). Auch die Bevölkerung (Link) wächst durch ein stark positives Wanderungssaldo, denn die Stadt ist attraktiv und boomt wirtschaftlich. Leipzig hat einige Branchen erfolgreich gefördert und mit mehreren großen Ansiedlungserfolgen ein wichtiges wirtschaftliches Standbein aufgebaut. Die aktuell wichtigsten Treiber der ökonomischen Entwicklung der Region sind die Automobilbranche und die Logistikbranche.
Porsche und BMW bauen beide ihre Werke in Leipzig aus und benötigen für die Logistik starke Partner in der Region. DB Schenker hat bereits Ende letzten Jahres ein großes neues Logistikzentrum im Leipziger Norden in Betrieb genommen. Dort werden Bauteile von BMW nach China auf die Schiene geschickt. Dafür hat DB Schenker bereits 700 neue Mitarbeiter eingestellt. Ende November hat der Konzern angekündigt bis Ende nächsten Jahres die Angestelltenzahl am Standort Leipzig zu verdoppeln, da die Nachfrage unerwartet stark ist. Dazu entwickelt DB Schenker neue Flächen, um den Logistikbedarf von BMW zu decken.
Man kann sich leicht vorstellen, dass sich hier die Entwicklung von Automobil- und Logistikbranche gegenseitig begünstigen. Der Leipziger Logistikstandort erstreckt sich besonders im Norden der Stadt, wo Flughafen, mehrere gut ausgebaute Autobahnen und die Fabriken von BMW und Porsche nebeneinander liegen. Viel Platz und gute Verkehrinfrastruktur zieht hier viele Logistiker an. Natürlich spielt der Flughafen Halle/Leipzig eine zentrale Rolle für den Logistikstandort. Besonders bedeutend war die Eröffnung des DHL-Hubs hier. Die Tochter der Deutschen Post hat ihr europäisches Luftfrachtdrehkreuz 2008 nach Leipzig verlagert. Seitdem hat der Paketdienstleister etwa 350 Millionen Euro investiert. Die Nachflüge am Flughafen machen es möglich, dass Leipzig mittlerweile der nach Frankfurt am Main zweitwichtigste Frachflughafen Deutschlands ist. Erst neulich wurde der 3.500ste Mitarbeiter bei DHL in Leipzig eingestellt. Dadurch bringt das Unternehmen der sächsischen Großstadt eine Menge Beschäftigung, auch für nicht Hochqualifizierte.
Das andere große Unternehmen, das in Leipzig ein Logistikzentrum betreibt, ist Amazon. Auch hier kann man erwarten, dass durch Nachfrage nach einfacher Arbeit das drängende Problem der hohen Arbeitslosigkeit gemildert werden kann. Zum Beispiel sucht der Versandhändler für das Weihnachtsgeschäft etwa 3.000 Saisonarbeiter. Neben diesen großen Leuchttürmen lassen sich auch viele kleinere Betriebe nieder. Mittlweile sind die meisten großen, gut erschlossenen und modernisierten Flächen bereits belegt. Langsam kann sich Leipzig durch seine zentrale Lage in Mitteldeutschland unter den großen deutschen Logistikstandorten etablieren. Nach Berlin ist die Region Halle/Leipzig der wichtigste Standort der Branche in Ostdeutschland.
Dresden und Chemnitz hingegen liegen etwas abseits bzw. haben eine schlechtere Verkehrsanbindung (Chemnitz), um bundesweit bedeutende Logistikstandorte zu werden. Für die Region Chemnitz-Zwickau ist zu hoffen, dass nach Fertigstellung der A72 nach Leizpig und des Mitteldeutschen S-Bahnnetztes auch die südwestsächsische Region von der Dynamik profitieren kann. Viele Zulieferer der Automobilindustrie haben hier Werke und eine schnelle Verbindung nach Leipzig ist für die industrielle Entwicklung daher sicher von Vorteil.