Vergangene Woche hat Eurostat, die Statistikbehörde der Europäischen Union, eine Übersicht über die Wirtschaftskraft auf regionaler Ebene in Europa veröffentlicht. Hier können nicht nur die einzelnen Länder Europas verglichen werden, sondern auch kleinteiligere Regionen. Die zweite Vergleichsebene nach der Länderebene ist dann eine regionale Einteilung, die in Deutschland den Bundesländern entspricht. In der nächsten Einteilung werden dann noch einmal kleinteiligere Regionen betrachtet, die in Sachsen den Direktionsbezirken Dresden, Leipzig und Chemnitz entsprechen.
Für die Regionen wird bei Eurostat nicht einfach das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner verglichen, sondern ein Kaufkraftstandart pro Einwohner errechnet. Dieser Kaufkraftstandart (KKS) soll die unterschiedlichen Preisniveaus in den Region berücksichtigen. Dadurch wird nicht nur ein Euro-Wert der Wirtschaftskraft verglichen, sondern es wird berücksichtigt wie viel Kaufkraft ein Euro in einer Region letztlich besitzt. So kann in einer wirtschaftsstarken Region vielleicht mehr erwirtschaftet werden, aber wegen höheren Preisen, ist das Erwirtschaftete auch relativ weniger Wert. Anders herum ist ein Euro in einer Region mit niedrigem Preisniveau mehr Wert, da von einem Euro mehr gekauft werden kann.
Für Sachsen liegt dieser KKS im Jahr 2008 bei 21 500 pro Einwohner. Der Schnitt der Europäischen Union liegt bei 25 100 KKS pro Einwohner. Sachsen erreicht also nur 86 % des durchschnittlichen Wohlstandsniveaus in Europa. Die nächst kleinere Ebene betrachtet, kann man feststellen, dass der Bezirk Leipzig mit 89 % des Durchschnittsniveaus die stärkste Region in Sachsen ist. Gefolgt wird Leipzig von Dresden mit 87 % und Chemnitz mit 83 %. Insgesamt sind die Unterschiede also in der Entwicklung der Regionen Sachsens nicht sehr groß.
Anders wenn man Deutschland betrachtet: das Wohlstandsgefälle der Regionen ist groß.
Hamburg erreicht 188 % des Durchschnitts der EU, Oberbayern 162 %, Bremen 158 %, Frankfurt-Darmstadt 156 % und Stuttgart 139 %. Zurück liegen hauptsächlich Regionen in Ostdeutschland und eine Niedersächsische: Brandenburg Nordost: 75 %, Mecklenburg-Vorpommern 81 %, Chemnitz 83 %, Thüringen 84 % und Lüneburg 84 %.
Europaweit sind die Unterschiede noch weitaus größter: Inner London kommt auf 343 % des EU-Durchschnitts, Luxemburg auf 279 % und Brüssel auf 216 %. Auf den letzten 10 Plätzen liegen 5 bulgarische, 4 rumänische und 1 polnische Region. Severozapaden in Bulgarien etwa kommt nur auf 28 % des EU-Durchschnitts.
Kritikpunkte zum Vergleich gibt es natürlich allerhand. Besonders schwierig ist, sehr verschiedene Regionen Europas zu vergleichen. So sind in manchen Ländern einige Städte administrativ Eigenständig. Auch in Deutschland ist das so, daher werden die Städte Berlin, Hamburg und Bremen mit den flächenmäßig größeren Provinzen in Europa verglichen. Auf der nächst kleineren Ebene wieder gibt es nicht immer eine Einteilung in Direktionsbezirke wie in Sachsen. Außerdem sollten die verglichenen Regionen halbwegs eine ähnliche Einwohnerzahl haben, um vergleichbar zu sein. Die Folge ist, dass etwa Brandenburg in zwei statistische Regionen eingeteilt wird, die es so weder historisch noch administrativ gibt. Mecklenburg-Vorpommern wird aufgrund seiner geringen Bevölkerungszahl nicht noch einmal in kleinere Regionen unterteilt. So befinden sich am Ende das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, der Bezirk Dresden und administrativ Eigenständige Städte wie Hamburg, London oder Brüssel auf einer Vergleichsebene.
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