Mittwoch, 30. März 2011

Sachsen im Aufschwung abgehängt

Deutschland glänzt mit fantastischen Wachstumszahlen im Aufschwung 2010. Die Wirtschaft des Landes wächst mit 3,6 % so schnell wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Allerdings gab es in dem Jahr zuvor auch den größten Einbruch in der Nachkriegsgeschichte. Diese Talfahrt muss erst einmal wieder aufgeholt werden. Besonders der hoch industrialisierte Süden der Republik hatte 2009 einen tiefen Einschnitt zu verzeichnen. Umso stärker kommt diese stark exportorientierte Region nach der Krise wieder zurück. So führt Baden-Württemberg mit 5,5 % Wachstum die Bundesländerliste 2010 an:

Während der wirtschaftlich starke Süden - Baden-Württemberg, das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern wachsen überdurchschnittlich - ein außergewöhnlich hohes Wirtschaftswachstum erreicht, wachsen die Neuen Bundesländer mit Berlin mit einer "normalen" Rate von 2,2 %. Das ist zwar auch ein recht kräftiges Wachstum im Vergleich mit Vorjahren, bleibt aber weit hinter dem Bundesdurchschnitt für letztes Jahr zurück. Der Osten Deutschlands kann die Lücke in der Wirtschaftskraft zum Durchschnitt nicht schließen, sondern fällt im vergangenen Jahr weiter zurück.

Sachsen schneidet dabei ganz besonders schlecht ab. Mit einem Wachstum von 1,9 % ist nur das Land Mecklenburg-Vorpommern langsamer gewachsen. Mit Abstand erfolgreichstes Ostland war vergangenes Jahr Thüringen (3,0 %). Sachsen konnte damit nur geringfügig vom XXL-Aufschwung in Deutschland profitieren. Es ist zu erwarten, dass es aber im neuen Jahr zu Aufholeffekten kommt, da tendenziell Ostdeutschland etwas verzögert an der guten Entwicklung im Westen teil hat.

Nach Wirtschaftszweigen hat in Sachsen besonders die Industrie kräftig zum Wachstum beigetragen. Ihre Wertschöpfung expandierte um fast 10 %, was hauptsächlich an der guten Exportentwicklung liegt. Gebremst hat besonders der Bausektor mit -0,8 %, da Sachsen besonders hart vom Wintereinbruch Ende 2010 betroffen war. Für 2011 ist hier mit einer leichten Belebung zu rechnen. Auch der wichtige Wirtschaftszweig "Öffentliche und private Dienstleister" stagnierte komplett. Da auch 2011 der Staat seine Ausgaben zurückfahren wird und alle Konjunkturprogramme auslaufen, wird sich daran in diesem Jahr nicht viel verändern.

Samstag, 19. März 2011

Sachsens Exporte wachsen 2010 um fast 30 Prozent

Sachsen hat im letzten Jahr Waren im Wert von fast 25 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Das sind 27,5 % mehr als ein Jahr zuvor. Damit sind die sächsischen Ausfuhren so stark gewachsen wie in keinem anderen Flächenland in Deutschland. Auch die Exporte der anderen beiden mitteldeutschen Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt sind mit 23 % und 21 % stärker gewachsen als der deutsche Durchschnitt, der um 19,4 % zugelegt hat.

Damit konnte das Industrieland Sachsen an der weltweiten Erholung der Wirtschaft nach dem Einbruch des Handels im Jahr 2009 teilhaben. Insgesamt wird die Industrie, die besonders am Exportgeschäft verdient, einen großen Beitrag zum sächsischen Wirtschaftswachstum im letzten Jahr beigetragen haben. Das Exportvolumen von fast 25 Milliarden Euro stellt einen neuen Rekord dar. Der bisherige Höchststand wurde vor der Krise im Jahr 2007 mit 23,4 Milliarden Euro erzielt.

Angaben in welche Länder die Ausfuhren gingen, gibt es bisher nur für den Zeitraum von Januar bis September 2010. Als größter Kunde hat sich mittlerweile China etabliert, der in diesem Zeitraum Waren im Wert von über 1,5 Milliarden Euro gekauft hat. In Asien ist außerdem Malaysia ein wichtiger Handelspartner, mit dem enge Kooperationen im Mikroelektronikgeschäft bestehen. Dort wurden Waren im Wert von über 800 Millionen Euro hingeliefert. Auch die USA haben sich wieder erholt und nahmen 1,4 Milliarden Euro teure Waren ab. Die anderen großen Handelspartner sind hauptsächlich europäische Staaten, besonders Frankreich (1 Milliarde €), Polen (970 Mio. €), Italien (953 Mio. €), Großbritannien (882 Mio. €) und Spanien (812 Mio. €).

In den letzten Monaten gab es eine ganze Reihe erfreulicher Nachrichten zum Aufschwung der Industrie in Sachsen. So hat etwa BMW entschieden sein neues Elektroauto in Leipzig zu bauen und erweitert deshalb sein vorhandenes Werk. Auch Porsche baut seine Fabrik in Leipzig stark aus und will dort ein neues Modell vom Band laufen lassen. Damit entstehen in der Leipziger Automobilindustrie fast 2000 neue Jobs und viele weitere werden in Zulieferfirmen und Dienstleistungsunternehmen folgen.

Auch VW hat angekündigt sein Fertigungswerk in Zwickau und das Motorenwerk in Chemnitz auszubauen und die Produktion auszudehnen. Daraufhin hat der Zulieferer Magna angekündigt eine Niederlassung in Meerane, in Südwestsachsen, aufzubauen. Neben der Automobilindustrie wachsen auch die Elektronikindustrie. In Freiberg baut das Photovoltaik-Unternehmen Solarworld gerade seine Fertigung massiv aus. In der kleinen Stadt in Mittelsachsen wird bereits die dritte Fabrik am Standort aufgebaut und der Umsatz hat im letzten Jahr die Milliarden-Grenze erreicht.

Auch die Dresdner Mikroelektronikindustrie erholt sich wieder. Der große Leuchtturm Globalfoundries will 1,3 Milliarden Euro in die Erweiterung seines Werkes in der Elbestadt stecken. Mit dem Aufschwung der Automobil- und Elektronikindustrie in Sachsen ist der Exporterfolg zu erklären. Die angekündigten beziehungsweise bereits angefangenen Werkserweiterungen werden auch für das Jahr 2011 und darüber hinaus Impulse setzten. Der weiterhin expandierende Welthandel wird auch in diesem Jahr das Exportgeschäft wachsen lassen, wenn auch nicht ganz so stark wie vergangenes Jahr.

Samstag, 5. März 2011

Neumarkt Dresden

Ich will heute eine Serie zum Thema Städtebau in Sachsen mit der Landeshauptstadt Dresden starten. In Dresden stellt der Umgang mit der historischen Altstadt und die bauliche Entwicklung in und um das Dresdner Zentrum herum eine der wichtigsten kommunalen Themen dar. Dies verwundert nicht angesichts der starken Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg und dem Verlust wertvoller Architekturdenkmäler und bedeutender Kulturobjekte.

Schon zu DDR-Zeiten wurden viele der wichtigsten Baudenkmäler an der Elbfront wiederaufgebaut. Die moderne Architektur der DDR-Wiederaufbauzeit, die die beräumten Flächen in der Innenstadt wieder füllen sollte, vermochte jedoch nicht gegen die Pracht alter Bauten zu bestehen. Bis heute ist die Stadtplanung von der Spannung geprägt, die moderne Architektur von Neubauten gegenüber der barocken Altstadt erzeugt. In der Nachwendezeit ging die Rekonstruktion alter Bausubstanz in großen Sprüngen voran. Wichtigstes Projekt, welches in den letzten Jahren der DDR begonnen wurde und noch etwa ein Jahrzehnt bis zur kompletten Fertigstellung braucht, ist die Sanierung der Schlossruine und deren Ausbau zu einem Museumskomplex europäischen Ranges.

Städtebau fördert Wirtschaft und eine starke Wirtschaft ist Grundlage für die städtische Entwicklung. So war der schlechte Zustand der DDR-Wirtschaft besonders im Zustand der Altbauquartiere und in den Innenstädten sichtbar. Heute wird auf eine attraktive Innenstadt wert gelegt, um im Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte und Investitionen bestehen zu können. Dresden kann mit seinen bedeutenden Kulturstätten, seiner prachtvollen Architektur und der schönen Landschaft an der Elbe punkten. Diese Stadt zieht viele Menschen an, die hier wohnen möchten. Aber auch der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Elbmetropole. In den Beherbergungsstätten Dresdens waren 2009 1,5 Millionen Gästeankünfte zu verzeichnen (Leipzig 1 Million, Chemnitz 200.000).

Eine der wichtigsten Wiederaufbauprojekte für Dresden war die Frauenkirche, die aus den Ruinen, die zu DDR-Zeiten als Kriegsmahnmal erhalten wurde, neu entstand. Mit der Wiedereröffnung 2005 erhielt die Stadt einen architektonischen Höhepunkt wieder zurück. Als die Stadtverwaltung plante die Umgebung der Kirche modern zu bebauen, gab es Proteste aus der Bürgerschaft, die eine der Frauenkirche angemessene Rekonstruktion der Barockbauten auf dem Neumarkt forderten. Mit großer Leidenschaft konnten die sich anschließend in der "Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden" zusammengeschlossenen Bürger gegen die Stadtverwaltung durchsetzten und erwirkten das Umlenken zu einem historisierenden Wiederaufbau des Platzes. Seitdem wird an einem der größten innerstädtischen Wiederaufbauprojekte Europas gearbeitet und darüber gestritten.

Der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden läutete eine Zeit in Deutschland ein, in der sich die Menschen von den Eindrücken der Globalisierung geprägt ein Stadtbild wünschen, mit dem sie sich identifizieren können. Auch die Wiederaufbaupläne für das Stadtschloss in Berlin und das Hohenzollernschloss in Potsdam passen dazu. Das Projekt am Neumarkt geht jedoch noch einmal ein Stück weiter. Ein ganzes Stadtviertel wird rekonstruiert und alte Bautechniken und Handwerkskünste werden wiederbelebt. Mit seinem Prinzip der denkmalgerechten Wiederherstellung von so genannten Leitbauten ist der Dresdner Neumarkt Vorreiter in Deutschland. Davon angestoßen gibt es besonders in Frankfurt und in Potsdam ähnliche Bewegungen, die eine Rekonstruktion von Altstadtbauten erreichen wollen.

Hier ist die klassische Ansicht des Dresdner Neumarkts zu sehen. Die Frauenkirche wird, wie im barocken Städtebau üblich, als Höhepunkt wie auf einer Theaterbühne inszeniert.

Rundherum gibt es Bautätigkeit, die von einem sehr schönen Blog fotografisch festgehalten wird: Von www.bausituation-dresden.com stammen diese Bilder:
Hier ist ein Neumarktbereich zu sehen, wo einige neu gebaute Stadtquartieren fertig sind.

Hier entsteht die Rampische Gasse neu, die zu den prächtigsten Barockgassen Europas gehörte und deren Bausubstanz von den Kommunisten weggerissen wurde.
Hier hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden einen Altstadtbau aus Spendengeldern selbst gebaut.
Hier wurde ein altes Adelspalais, das "British Hotel" fertig und glänz mit seiner Sandsteinfassade.
Hier wurde das Kurländer Palais eröffnet. Die ausgebombte Ruine stand bis 2006 noch mitten in der Innenstadt.

Die Bauaktivitäten am Neumarkt ziehen sich bereits über 5 Jahre hin und es werden wohl noch ein mal so viele bis alle Quartiere fertig sind. Bei dem Aufbau eines kompletten Innenstadtviertels müssen eben viele Interessen unter einen Hut gebracht werden. Auch die Finanzkrise ist an den Investitionsvorhaben nicht spurlose vorüber gegangen. Doch in letzter Zeit ist wieder vermehr Bewegung ins Spiel gekommen und Investoren stehen bereit zu bauen (Bilder von der Seite der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden):

Hier entsteht eine Wohnresidenz im italienischen Piazettastil neu, die sich toll in die Altstadt einfügt.
Hier wird die Schlossstraße gerade aufgebaut. Das ist die Straße am Ostflügel des Schlosses, welcher gerade erst wieder restauriert wurde.
So soll mal die Westseite des Platzes aussehen, dafür hat die Dresdner Bürgerschaft gekämpft. Die Stadtverwaltung wollte hier einen modernen Entwurf als Gegensatz zur barocken Frauenkirche bevorzugen.
So soll der Jüdenhof vor dem Johanneum aussehen, das als einziges Gebäude auf dem Neumarkt in der DDR-Zeit wiederaufgebaut wurde.
Luftbild des Neumarkts, wie er nach Vorstellungen der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden wieder aussehen soll.

Dienstag, 1. März 2011

Arbeitslosenzahlen Februar 2011

Die neuen Arbeitslosenzahlen für den Februar 2011 von der Bundesagentur für Arbeit nehme ich mal zum Anlass, um einen Vergleich zu den Zahlen von vor einem Jahr, also im Februar 2010, zu ziehen. Sachsen profitiert von zwei Dingen, die die Arbeitslosenquote günstig entwickeln lassen: erstens der demografische Wandel und zweitens die gute Konjunktur nach der Krise, die in Ostdeutschland auf einen erfolgreichen Strukturwandel trifft. Die Folge ist, dass Sachsen Schritt für Schritt die große strukturelle Arbeitslosigkeit abbauen kann. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote bei 12,4 % - zum Vergleich: vor fünf Jahren lag die Quote im Februar 2006 noch bei 19,6 %!

Die Arbeitslosenquote hat sich im Februar nicht erhöht, obwohl in den Wintermonaten die Arbeitslosigkeit normalerweise etwas ansteigt. Die gute Konjunktur hat diesen saisonbedingten Anstieg verhindert. Für die nächsten Monate wird ein weiterer Abbau der Arbeitslosigkeit in Sachsen wie auch deutschlandweit erwartet. Die Aufträge im Baugewerbe, die aufgrund des starken Winters aufgeschoben werden mussten, können im Frühling nachgeholt werden. Daher wird die Konjunktur sehr gut laufen und Menschen werden neben der Industrie auch in der Bauwirtschaft neue Arbeit finden.

Die aktuelle Lage in den Kreisen sieht wie folgt aus:


An den aktuellen Arbeitslosenquoten in den Kreisen Sachsens lassen sich einige regionale Entwicklungen feststellen. Schon seit längerem hat der Direktionsbezirk Leipzig eine überdurchschnittlich hohe Quote. Auch Görlitz an der polnischen Grenze zeigt seine strukturelle Schwäche durch eine selbst im sächsischen Vergleich sehr hohe Arbeitslosigkeit (15,6 %). Die Kreise im Direktionsbezirk Chemnitz hingegen entwickeln sich überdurchschnittlich gut. Dies ist ein Muster, das sich schon seit einigen Jahren so manifestiert hat. Alle Landkreise im Bezirk Chemnitz liegen unter 12 % und damit unter dem sächsischen Durchschnitt. Die Stadt Chemnitz liegt mit 12,5 % in etwa im Durchschnitt. Das ist nicht so gut wie die Quote der Stadt Dresden mit 11,5 %, aber viel besser als Leipzigs 14,0 %.

In der Verringerung der Arbeitslosigkeit gegenüber dem gleichen Monat im Vorjahr - die Dynamikbetrachtung sozusagen - kann auch Südwestsachsen punkten. Die stärkste Verbesserung schafft der Erzgebirgskreis (-2,2 %), danach kommt Zwickau (-1,8 %) und Mittelsachsen (-1,5 %). In Bautzen hingegen stagnierte der Abbau und die Quote liegt sogar minimal über der Vorjahresquote (+0,1 %). Insgesamt zeichnet sich aber ein positives Bild von der Arbeitsmarktentwicklung in Sachsen. Besonders der Ausblick auf die nähere Zukunft ist gut und wird vielen Landkreisen ermöglichen die Arbeitslosenquote unter die 10 % Marke zu drücken.