Das Wachstum der Industrie in Sachsen ist seit einigen Jahren wieder die treibende Kraft der wirtschaftlichen Entwicklung. Nach den schwierigen Neuordnungen der Nachwendezeit und der teilweisen Deindustrialisierung, wächst der Industriesektor mit jährlich etwa 10 %. Das Verarbeitende Gewerbe stellt ein gutes Konjunkturbarometer dar, denn der Zustand des Welthandels spiegelt sich in den Exporten von Gütern wie Autos, Elektronik und anderes wider. Auch beeinflusst die industrielle Entwicklung weitere Teile der Wirtschaft, so erhält das Baugewerbe Aufträge, unternehmensnahe Dienstleistungen werden nachgefragt und die steigende Beschäftigung führt zu erhöhtem Konsum. Nicht zu letzt stehen Daten zur Industrie schneller zur Verfügung als Daten des Bruttoinlandsproduktes.
Die industrielle Produktion wurde im Krisenjahr 2009 in Sachsen wie in ganz Deutschland stark gebeutelt. In Sachsen sank der Umsatz um 17,3 % zum Vorjahr ab. Seit 2010 geht es wieder aufwärts. Allerdings ist ein so starker Einbruch nicht einfach wieder aufzuholen. 2010 sind die Umsätze immerhin wieder um 12,4 % gestiegen, sie liegen aber mit 54,4 Milliarden € noch unter dem Wert von 2007. Ich habe bereits in einem anderen Beitrag (Link) erwähnt, das Sachsen in der Entwicklung des BIP im Jahr 2010 hinter anderen Bundesländern zurückgeblieben ist. Auch das Wachstum der industriellen Produktion ist zwar recht hoch in Sachsen, aber nicht so extrem gut wie in anderen Bundesländern.
Die industrielle Erholung wurde 2010 in Sachsen wie auch in ganz Deutschland von der Automobilindustrie angeführt. Der wichtige Wirtschaftszweig steigerte seine Umsätze um 28,7 %. Andere wichtige Branchen in Sachsen wie der Maschinenbau mit +4,2 % und die Elektronikindustrie mit +6,7 % entwickelten sich dagegen sehr verhalten und konnten noch nicht von dem Aufschwung profitieren.
Auch regional zeigt sich ein deutlich differenziertes Bild. Den stärksten Zuwachs hatte die Industrie in Leipzig mit +26,9 %, hingegen schrumpfte die Industrie in Dresden mit -1,2 %. Leipzig profitiert stark von der Präsenz von BMW und Porsche in der Stadt. In Dresden hingegen hat besonders die Halbleiterindustrie große Schwierigkeiten. Schon seit Jahren hat die Landeshauptstadt ein recht mageres Industriewachstum. Dadurch liegt Dresden nun auch in absoluten Werten mit 6 Milliarden € Umsatz deutlich hinter Leipzig mit etwa 7 Milliarden € Umsatz 2010.
Industrielles Kraftzentrum Sachsens ist allerdings Zwickau: die Industrie im Landkreis schaffte letztes Jahr fast 7,9 Milliarden € Umsatz. Im Wachstum von +21,6 % spiegelt sich die erfolgreiche Entwicklung von VW und seiner Zulieferindustrie im Landkreis wider. Auch der benachbarte Erzgebirgskreis erreichte ein Wachstum von +23,9 % - allerdings von einem recht niedrigem absoluten Niveau aus. Insgesamt kann man feststellen, dass die gute Entwicklung des Industrieumsatzes in der Region Chemnitz-Zwickau auch dazu beigetragen hat die Arbeitslosigkeit der Region letztes Jahr stark zu senken. Im Direktionsbezirk Chemnitz liegt die Arbeitslosigkeit niedriger als in Dresden oder Leipzig, auch wenn die Stadt Chemnitz nur ein recht unspektakuläres Industriewachstum von +10,4 % schafft.
Mit Blick auf den Jahresbeginn 2011 kann man sagen, dass die Industrie deutlich angezogen hat. Aktuell sieht es daher in Sachsen noch besser aus als 2010. Der XXL-Aufschwung scheint mit etwas Verzögerung auch im Freistaat angekommen zu sein. Erste Prognosen für das BIP im 1. Quartal 2011 sagen für Ostdeutschland einen Wachstumsschub von 1,8 % zum Vorquartal voraus, in Deutschland insgesamt sollen es 1,5 % sein. Quartalszahlen zum Vorquartal sind immer kleine Zahlen und ein Wachstum von über 1 % ist sehr kräftig.
Auch die ersten Daten zur Industrie bestätigen das. Der März 2011 war der umsatzstärkste Monat aller Zeiten in Sachsen. Nachdem 2010 der Aufschwung von der Automobilbranche getragen wurde, ziehen jetzt auch andere Branchen nach und besonders im Maschinenbau ist die Stimmung hervorragend. Man kann durch die guten Zahlen hoffen, dass 2011 auch Sachsen einen großen Anstieg des BIP verzeichnen kann. Aktuelle Prognosen gehen für Deutschland wieder von einem Wachstum von über 3 % in diesem Jahr aus, nach dem 2010 schon 3,6 % erzielt wurden. Vielleicht kann Sachsen diesmal mit den westdeutschen Bundesländern mithalten.
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