Diesen Monat hat Deutschland wieder eine Jahrhundertflut
erlebt, nur elf Jahre nachdem Elbe und andere Flüsse bereits große Zerstörungen
angerichtet hatten. Auch diesmal was das Hochwasser an Elbe und Mulde ganz
besonders schlimm. Damit hat es ähnlich wie 2002 den Freistaat Sachsen schlimm
erwischt. Glücklicherweise ist es diesmal zu keiner Überschwemmung der Dresdner
Altstadt – auch wegen des verbesserten Flutschutzes – gekommen. Dennoch waren
viele Orte in Sachsen wie etwa Grimma, Meißen, Bad Schandau, Chemnitz und
Zwickau von Überschwemmungen betroffen. Neben Bayern hatten auch die anderen mitteldeutschen
Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt mit der Jahrhundertflut 2013 schwer zu
kämpfen.
Interessant ist es, über die wirtschaftlichen Folgen einer
solchen Naturkatastrophe nachzudenken. Oft geben die Nachrichten von Zerstörung
und Produktionsausfällen das Bild einer Katastrophe auch aus wirtschaftlicher
Sicht. So mussten etwa VW und BMW kurzzeitig die Produktion in ihren sächsischen
Werken stoppen. Zahlreiche Wohngebäude wurden beschädigt und viele Güter der
Menschen zerstört, die etwa in Kellern untergestellt waren. Nichtsdestotrotz
werden die Auswirkungen auf die Konjunktur nicht besonders stark sein. Die
Produktion in den meisten Betrieben konnte relativ schnell wieder angefahren
werden und die Anzahl der Gebäude die betroffen sind, stellen nur einen
geringen Teil der in Sachsen stehenden Gesamtzahl dar.
Die Flutschäden müssen als eine Reduktion des vorhandenen
Kapitalstocks bzw. Vermögens betrachtet werden. In der Tat ist das für die einzelne
Person, etwa den Hausbesitzer in Flussnähe, verheerend. Der Verlust des
Vermögens wird allerdings nicht im BIP gemessen und hat daher keine
unmittelbare Auswirkung auf die Konjunktur. Weiter ist zu bemerken, dass
wahrscheinlich ein großer Teil des zerstörten Kapitalstocks wieder aufgebaut
werden kann, etwa durch Versicherungszahlungen, staatliche Fluthilfen und
private Spenden. Es gib Schätzungen das in ganz Deutschland Versicherungen nun
4 Milliarden Euro auszahlen müssen.
Trotzdem muss man davon ausgehen, dass der Kapitalstock nicht
von heute auf morgen wieder ersetzt werden kann. Außerdem wäre es natürlich
immer besser gewesen, hätte es diese Vermögensvernichtung erst gar nicht
gegeben und unnötiges Leid und Schwierigkeiten wäre den Menschen erspart
geblieben. Konjunkturell wird das Hochwasser allerdings weniger negative Auswirkungen
haben, also man sich vielleicht vorstellt. Die größten Einbußen werden wohl die
Gastwirtschaft und der Tourismus im Sommer verbuchen, denn viele Reisen nach
Dresden und in die Sächsische Schweiz wurden z.T. auf Monate hin abgesagt, weil
man aus den Nachrichten von Verwüstungen hört.
Die Umsätze der Unternehmen im 2. Quartal 2013 in Sachsen
werden daher wahrscheinlich schon deutlich in Mitleidenschaft gezogen, denn
auch das Baugewerbe muss erstmal mit Schäden an Baugruben und Geschäfte mit
vollgelaufenen Läden klar kommen. Danach wird aber eine Sonderkonjunktur
erwartet. So müssen Straßen und Brücken repariert werden, das heißt die
Staatsausgaben werden einen Konjunkturimpuls geben. Außerdem müssen
Ersatzbeschaffungen getätigt werden, was den Konsum stützt und natürlich müssen
Hausbesitzer Schäden beseitigen, was das Baugewerbe für einige Quartale stützen
könnte.
Das Ifo Institut in Dresden hatte über die wirtschaftlichen Folgen
des Hochwassers 2002 bereits eine Studie veröffentlicht. Aus ähnlichen eben
genannten Gründen hatte Sachsen damals auch eine Sonderkonjunktur erfahren. Das
Institut kam zu der Schätzung, dass ohne diese Katastrophe die Wachstumszahlen
des BIP in Sachsen in den Jahren 2002, 2003 und 2004 um 0,6, 1,8 und 0,5
geringer ausgefallen wären. Damit waren die Effekte besonders im Jahr nach der
Flut, 2003, zu spüren. Anstelle eines prognostizierten Wachstums von nur 0,3
Prozent gab es einen ordentlichen Zuwachs von 2,1 Prozent. Ich vermute, dass
dieser verzögerte positive Wachstumseffekt darauf zurückzuführen ist, dass etwa
Versicherungen Geld nicht unmittelbar auszahlen, staatliche Planung der
Reparatur ihrer Zeit bedarf und dann auch Aufträge erst einmal ausgelöst und
bearbeitet werden müssen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen