Sonntag, 8. Dezember 2013

Auswirkungen der Pläne der Großen Koalition auf Sachsen, Teil1: Mindestlohn

Nach langem Ringen haben sich CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Pläne der Politik in der neuen Legislaturperiode sind natürlich entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und Sachsens. Auch wenn die Große Koalition noch nicht steht, so wird sie schnell einen großen Teil ihrer Pläne umsetzen können, denn die Übermacht ihrer Stimmrechte im Bundestag ist gigantisch. Insgesamt halte ich die meisten Pläne für wirtschaftspolitisch falsch und sozialpolitisch wenig zielführend. In dieser Reihe möchte ich einige Vorhaben betrachten und im Hinblick auf die Folgen für die sächsische Wirtschaft kurz bewerten.
Mindestlohn:
Das wohl strittigste Thema war die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 € pro Stunde. Eine ausführliche Diskussion des Für und Widers eines Mindestlohn würde hier den Rahmen sprengen. Eine genaue Analyse der möglichen Effekte hat etwa das DIW (link) geliefert. Die Meinung der meisten Volkswirte kann man wohl in etwa so zusammen fassen: Es gibt zwar theoretische Argumente für einen Mindestlohn sofern er nicht zu hoch angesetzt wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben groß, dass die Politik diesen zu hoch setzt (und 8,50 € ist wohl sehr hoch).
Was heißt in diesem Falle zu hoch? Ein Mindestlohn ist natürlich ein zweischneidiges Schwert: er kann entweder Geringverdiener zum eben definierten Mindestlohn verhelfen und damit für eine bestimmte Gruppe eine Lohnsteigerung bedeuten (mit damit verbundenen geringeren Ausgaben für den Staat für Aufstockungszahlungen) oder er kann Arbeitslosigkeit bedeuten. Wenn Lohnsteigerungen eintreten, dann wird dies mit einem Anstieg der Preise einhergehen. Außerdem bedeutet eine Erhöhung der Löhne ohne entsprechende Erhöhung der Produktivität der Betriebe verstärkte Arbeitslosigkeit. Insgesamt wird ein Mindestlohn die Nachfrage nach Arbeitskräften tendenziell sinken lassen: entweder Unternehmen halten sich zurück mit Einstellungen, oder investieren erst gar nicht oder verlagern ihre Produktion ins Ausland. Diese Reaktionen der Unternehmen sind umso stärker je höher die Diskrepanz zischen Produktivität und staatlich gesetzter Lohngrenze ist. Leider ist nun Sachsen ein Bundesland mit sehr niedriger Produktivität, sogar mit der niedrigsten in ganz Deutschland. Ein bundesweit flächendeckender Mindestlohn hätte also im Freistaat stark negative Auswirkungen – während er z.B. in Bayern weniger Schaden anrichten dürfte. In Süddeutschland sind die Unternehmen insgesamt produktiver und können daher auch für einfache Tätigkeiten 8,50 € pro Stunde bezahlen.
Bei der Diskussion um einen Mindestlohn in Deutschland wird oft unterstellt, dass die Unternehmen höhere Löhne zahlen können und dafür eben einfach weniger Gewinn einfahren würden. Man stellt sich hier gerne einen Kuchen vor, von dem die Arbeiter ein größeres Stück abhaben sollten. Es wird aber vergessen, dass die meisten Unternehmen in Deutschland sehr klein sind und wenn sie keinen Mindestlohn bezahlen können, dann gehen sie zwangsläufig insolvent. Der Handwerksbetrieb, die Bäckerei von der Ecke und der Friseurladen sind auch Betriebe, deren Kosten durch einnahmen gedeckt sein müssen. Die sächsische Wirtschaft ist geprägt von eher kleinen Unternehmen und von Betrieben, die einfache Dienstleistungen anbieten. Sie stehen einer – im bundesweiten Vergleich – nicht sehr kaufkräftigen Kundschaft gegenüber. Insgesamt werden diese Betriebe bei einem Mindestlohn, der von einem Bäcker in München ohne Probleme gezahlt werden kann, vor große Probleme gestellt. Besonders wird das den ländlichen Raum treffen, zumal die sowieso strukturschwachen Regionen (Erzgebirge, Görlitz-Zittau) auch noch in Konkurrenz zu polnischen und tschechischen Regionen stehen. Bei einem hohen Mindestlohn in Deutschland ist der Anreiz der Görlitzer mal eben über die Grenze zum Haareschneiden zu fahren natürlich groß.
Was man besser machen sollte: Man sollte versuchen, die Produktivität zu erhöhen, dann kann auch das Lohnniveau steigen. Wenn steigende Produktivität schließlich zu höheren Löhnen, zu mehr Kaufkraft, zu mehr Beschäftigung führt, dann ist auch den Schwächeren der Gesellschaft geholfen: das soziale Versicherungssystem steht dann auf solideren Füßen. Natürlich ist es eine schwierige Aufgabe, Produktivitätswachstum zu fördern. Aber der Staat könnte auch hier viel machen: Investitionen in Bildung und Infrastruktur stehen dabei ganz oben auf der Liste. Und zum Abschluss noch ein Vorschlag: Wenn man schon einen Mindestlohn einführen will, dann sollte der nicht flächendeckend sein: Ostdeutschland braucht hier eine andere Behandlung als Süddeutschland, auch wenn das manch einer als unfair erachtet. Das Ziel sollte eine vernünftige Wirtschaftspolitik sein, die Wachstum fördert, sodass in Sachsen in der Zukunft gleiche Löhne wie in Bayern bezahlt werden können.

Arbeitsmarkt im November

Der sächsische Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor in guter Verfassung. Im Freistaat wurde im November eine Arbeitslosenquote (AQ) von 8,7 % erreicht. Das war leicht höher als im Oktober, aber in den Wintermonaten sind die Arbeitslosenquoten saisonal bedingt ansteigend. Immerhin liegt diese Zahl aber noch 0,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahresergebnis. Die sinkende Arbeitslosenquote seit der Wirtschaftskrise ist ein großer Erfolg. Der positive Trend am Arbeitsmarkt ist nicht auf Sachsen beschränkt. Während mittlerweile die AQs in westdeutschen Bundesländern wieder leicht ansteigen, sinken sie im Osten weiter teils kräftig. In Sachsen-Anhalt um 0,5 Prozentpunkte (auf 10,1 %), in Thüringen und Berlin um 0,4 Prozentpunkt (auf 7,4 bzw 11,0 %) und in Brandenburg immerhin noch um 0,1 Prozentpunkt (auf 9,2 %).
Regional entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Sachsen derzeit stark unterschiedlich. Dabei überlagern sich mehrere Einflüsse. Neben dem demographischen Wandel, spielt natürlich die Konjunktur eine entscheidende Rolle. Diese lief im Jahr 2013 im Freistaat sehr schwach ab und im BIP-Wachstum wird Sachsen wohl dieses Jahr am unteren Ende der deutschen Bundesländer sein. Die Aussichten auf einen Aufschwung im Jahr 2014 sehen allerdings gut aus und daher steigt auch die Beschäftigung in vielen sächsischen Betrieben. Die Großstädte in Sachsen bieten auch langfristig hervorragende Wachstumsaussichten und daher entstehen hier viele Jobs. Die AQ fällt in Chemnitz und Dresden um 0,3 Prozentpunkte (auf 9,9 bzw 8,2 %). In Leipzig hat sich die Entwicklung nach starker Aufholjagd in den letzten Jahren nun etwas verlangsamt: die AQ fällt um 0,1 Prozentpunkte (auf 10,2 %).
Trotzdem hat Leipzig gute Voraussetzungen, um 2014 weiter seine AQ zu verbessern. Die Region bietet gute Wachstumsaussichten und wird sich weiter dynamisch entwickeln. Die geringe Dynamik der AQ versteckt etwas die eigentlich positive Entwicklung des Leipziger Arbeitsmarktes, denn die Beschäftigung in der Stadt wächst deutlich. Die Messestadt verzeichnet einen der höchsten Wanderungsüberschüsse in Deutschland und die neuen Menschen verstärken natürlich auch die Beschäftigungsbasis. Interessanterweise wirkt sich die positive Entwicklung der sächsischen Großstadt nun auch deutlich auf das Umland aus. Der Landkreis Leipzig hat seine AQ so stark gesenkt, wie kein anderer Landkreis in Sachsen: um 0,9 Prozentpunkte (auf 7,9 %). Der Kreis galt immer als Strukturschwach, hat sich nun aber innerhalb kürzester Zeit in eine gute Position vor gearbeitet. Die Gegend um Leipzig profitiert vom Ausbau des Neuseenlands genauso wie vom Ausbau der Infrastruktur. Neben der Verlängerung der A72 wird auch das bald eröffnende mitteldeutsche S-Bahn-Netz eine gute Anbindung an Leipzig bringen.
In der Region Dresden sieht das Bild des Arbeitsmarktes sehr differenziert aus. Bautzen und die Sächsische Schweiz können die AQ deutlich senken: um 0,4 bzw 0,5 Prozentpunkte (auf 8,8 bzw 7,7 %). Die Sächsische Schweiz kommt damit auf das drittbeste absolute Ergebnis in Sachsen. Doch die Region Dresden umfasst auch den Landkreis mit der mit Abstand höchsten AQ in Sachsen: Görlitz kommt auf 11,1 % und konnte sich nur um 0,2 Prozentpunkte verbessern. Auch Meißen enttäuscht etwas, denn die AQ stieg hier sogar um 0,3 Prozentpunkte (auf 8,9 %). Trotz unmittelbarer Nähe Meißens zur Landeshauptstadt hat sich der Arbeitsmarkt damit nicht so positiv entwickelt, wie der sächsische Durchschnitt.
In der Region Chemnitz hat die konjunkturelle Schwächephase eine deutliche Spur hinterlassen. Die Industrie ist hier stark auf Zulieferung und Investitionsgüter spezialisiert. Diese haben 2013 besonders geschwächelt. Mittelsachsen konnte seine AQ noch um 0,2 Prozentpunkte (auf 7,8 %) senken, aber im äußersten Südwesten Sachsens ist die AQ gestiegen. In Zwickau lag sie um 0,1 Prozentpunkt und im Vogtland um 0,2 Prozentpunkte höher. Trotzdem sind die absoluten Zahlen, die besten unter den sächsischen Landkreisen: bei 7,6 und 7,5 % liegt hier die AQ. Schlechter sieht es jedoch im Erzgebirgskreis aus. Hier stieg die AQ so stark wie nirgend sonst in Sachsen: um 0,4 Prozentpunkte (auf 8,1 %). Es ist zu hoffen, dass die Region aber von einem erwarteten Aufschwung der Investitionsgüternachfrage im neuen Jahr profitieren kann. Die Industrieregion Chemnitz-Zwickau ist dafür gut aufgestellt.

Sonntag, 29. September 2013

Aktuelle Konjunktur: Erstes Halbjahr 2013


Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder hat das Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2013 für die einzelnen Bundesländer geschätzt. Die Tabelle zeigt die preisbereinigten Wachstumsraten zum Vorjahreszeitraum. In der Bundesrepublik insgesamt schrumpfte dabei das BIP leicht um -0,3 %. Dabei war das erste Quartal besonders schlecht. Aufgrund des langen Winters mussten Bauprojekte aufgeschoben werden und auch vom europäischen Umfeld gab es keine positiven Signale. Im zweiten Quartal waren die Rahmenbedingungen schon deutlich besser. Die deutsche Wirtschaft wuchs wieder stärker, aber konnte nicht den Einbruch im ersten Quartal aufholen. Im ersten Halbjahr 2013 fällt besonders die anhaltende Investitionsschwäche auf. Diese wird insgesamt das BIP-Wachstum für 2013 belasten. Andere Faktoren, wie die Baukonjunktur, der Konsum und der europäische Außenhandel werden wohl im zweiten Halbjahr 2013 anziehen und dann für ein leicht positives BIP-Wachstum für das Gesamtjahr sorgen.
In Ostdeutschland sieht das konjunkturelle Bild im ersten Halbjahr 2013 sehr differenziert aus. Berlin wächst von allen Bundesländern am kräftigsten. Die Dienstleistungen in der Hauptstadt boomen und die schwache Industriekonjunktur schlägt weniger durch. Auch Brandenburg profitiert deutlich von den Ausstrahlungseffekten Berlins. Alle anderen neuen Länder schrumpfen sehr stark um -1,2 %. Nur im Saarland war der Wirtschaftseinbruch im ersten Halbjahr noch stärker. In den mitteldeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen führen ähnliche Faktoren zu der Rezession: die schwache Industriekonjunktur wirk hier besonders, weil das Gewicht des verarbeitenden Gewerbes recht stark ist. Außerdem produzieren die Firmen hier in der nachgelagerten Wertschöpfungskette. Sie bekommen die Investitionszurückhaltung in Deutschland besonders zu spüren. Dazu kommt, dass – anders als z.B. in Bayern und Baden-Württemberg – weniger in außereuropäische Länder exportiert wird.
Das Hochwasser im zweiten Quartel wird auch seinen Beitrag zur Verzögerung der Erholung im Baugewerbe geleistet haben. Dadurch konnten die Nachholeffekte weniger wirksam werden als in anderen Bundesländern. Da aber die Aufträge im zweiten Halbjahr abgearbeitet werden können, wird dies überdurchschnittlich zum Wachstum dann beitragen. Das aktuelle Halbjahr sieht durchweg positiver für Sachsen und Mitteldeutschland aus. Die europäische Wirtschaft erholt sich langsam und die gesamtdeutschen Investitionen steigen wieder. Das sind zwei Faktoren von denen die sächsischen Unternehmen besonders stark profitieren dürften. Auf mittelfristig Sicht ist es aber unwahrscheinlich, dass die mitteldeutschen Bundesländer über dem deutschen Durchschnitt wachsen können. Seit dem Krisenjahr 2009 sind die Wachstumszahlen des BIP etwas geringer als in Westdeutschland – sowohl in den Aufschwungphasen wie auch in den Schwächephasen.

Donnerstag, 12. September 2013

Regionales BIP Wachstum 2011

Eine regionale Auswertung des Bruttoinlandproduktes vom statistischen Landesamt Sachsen steht für 2011 bereit. Das nominale BIP in Sachsen ist um 3,2 % gestiegen, etwas langsamer als im Vorjahr, als es noch um 4,2 % zunahm. In beiden Jahren war dies weniger als der bundesdeutsche Schnitt. Auch 2011 gab es wieder regional große Unterschiede in der Entwicklung. Pauschal gesagt war Leipzig der große Dynamikgewinner und Dresden der Verlierer. Chemnitz zeigte eine etwas unterdurchschnittliche Entwicklung, aber die Umlandkreise entwickelten sich ordentlich.
Das nominale BIP ist in Leipzig von 2009 auf 2010 um fast 10 % gewachsen. Nur der Landkreis Meißen konnte noch stärker zulegen. In den beiden Jahren nach der großen Krise hat sich Leipzig äußerst positiv entwickelt und die Messestadt wird immer attraktiver als Wohn- und Arbeitsort. Das starke Wirtschaftswachstum schafft neue Jobs und zieht mehr Menschen an. Daher hat Leipzig einen noch stärkeren Bevölkerungsanstieg als Dresden zu verzeichnen. Insgesamt hat das BIP-Wachstum gereicht, um auch das BIP pro Kopf steigen zu lassen. Die Leipziger Wirtschaftskraft pro Person ist nun in etwa auf dem selben Stand wie die in Chemnitz. Der Aufschwung in Leipzig strahlt jedoch noch nicht auf seine unmittelbare Region aus: die Landkreise Leipzig und Nordsachsen wuchsen nur unterdurchschnittlich.
Enttäuschend ist die Wachstumsbilanz von 2009 auf 2011 in Dresden. Besonders die Dresdner Industrie konnte nicht zulegen. Hier schlägt besonders die Krise des Mikroelektronikstandorts durch. Die Landeshauptstadt hatte in den beiden Jahren nach der Krise nur ein nominales BIP-Wachstum von 1,4 % zu verzeichnen. Das entspricht sogar einem realen Rückgang. Trotz der geringen Dynamik steigt die Bevölkerung in der Stadt an der Elbe. Augenscheinlich werden trotz anhaltender Industriekrise in Dresden immer noch Jobs geschaffen. Das BIP pro Kopf sinkt jedoch etwas. Dadurch ist der Abstand auf Chemnitz und Leipzig etwas zusammengeschmolzen. In der Region Dresden gibt es aber auch Positives: der Landkreis Meißen war Spitzenreiter bei der BIP-Dynamik 2009 – 2011. Die Region nördlich von Dresden ist auf der BIP/Einwohner-Liste auf Rang drei unter den Landkreisen.
Chemnitz hat sich recht unscheinbar im sächsischen Durchschnitt entwickelt. Die Stadt selber hat kein großartiges BIP- Wachstum gezeigt, aber dafür die benachbarten Landkreise. Erzgebirgskreis, Zwickau und Mittelsachsen sind in den zwei Jahren um etwa 9 % gewachsen. Die gutlaufende Wirtschaft in der Region hat sicher auch zum Abbau der Arbeitslosigkeit hier beigetragen. Die Zahl der Arbeitssuchenden verringert sich rasant. Besonders der Landkreis Zwickau ist als industrielles Herz Sachsens bekannt – der Industrieumsatz ist hier besonders hoch. Auch in Mittelsachsen gibt es mittlerweile eine moderne industrielle Basis. Entsprechend sind Zwickau und Mittelsachsen die wohlhabendsten Landkreise in Sachsen gemessen in BIP/Einwohner.  Der Erzgebirgskreis bleibt jedoch, trotz ordentlichem Wachstum, ein recht armer Landkreis. Nur die Sächsische Schweiz/Osterzgebirge kommt auf ein geringeres BIP/Einwohner.



Sonntag, 11. August 2013

Neues aus dem Mikroelektronikstandort Dresden

Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung das Dresdner Technologieunternehmen Novaled für 260 Millionen Euro kauft. Das Unternehmen, dass 2001 aus einer Ausgründung der TU Dresden entstand, entwickelt organische Leuchtdioden (OLED). Diese neue Generation von LEDs bringen eine bessere Farbbrillanz bei geringerem Stromverbrauch für extrem dünne Bildschirme. Samsung will sich diese Technologie sichern, denn der Bildschirmmarkt ist heiß umkämpft und technologischer Vorsprung entscheidend. Die Südkoreaner kaufen aber nicht nur Patente, sondern wollen den Dresdner Standort als Entwicklungszentrum weiter ausbauen.
Novaled hat hier einen starken Partner gefunden. Bisher wurde das Dresdner Unternehmen von Risikokapitalgebern gehalten. Samsung hielt bereits 10 Prozent der Anteile. Nun werden die anderen Eigentümer ausgezahlt und die Südkoreaner übernehmen. Bereits letztes Jahr wurde die Umsatzentwicklung von Novaled hauptsächlich durch die große Nachfrage Samsungs getrieben: 26 Millionen Euro (+53 %). Das sächsische Technologieunternehmen profitiert daher schon stark von der Partnerschaft. Mit der Übernahme werden die Verbindungen gestärkt, Dresden kann auf weitere Investitionen hoffen und die Mitarbeiterzahl wird sich langfristig erhöhen.
Die Übernahme ist die jüngste aus eine Reihe von positiven Nachrichten für den Mikroelektronikstandort Dresden. Samsung wird indirekt Teil des Silicon Saxony und damit engagiert sich neben Globalfoundries und Infineon ein weiterer wichtiger Konzern der Elektronikindustrie an der Elbe. Globalfoundries, das eines seiner beiden Hauptwerke in Dresden hat, ist mittlerweile Nummer 12 im weltweiten Halbleitermarkt. Auch Infineons Geschäfte laufen gut und das Münchner Unternehmen will weiter in Dresden investieren. Neben diesen großen Unternehmen sind auch eine Vielzahl von kleineren Mittelständlern der Mikroelektronikbranche erfolgreich. Eine beispielhafte Nachricht dazu ist, dass der Dresdner Zulieferer Sempa Systems einen Großauftrag aus den USA zum Aufbau eines Gasversorgungssystems für ein Halbleiterunternehmen erhalten hat.
Diese positiven Entwicklungen in der Dresdner Mikroelektronik lassen hoffen, dass die Chipkrise langsam überwunden werden kann. Die Umwälzungen in der Branche in den letzten Jahren haben Dresden als Zentrum der deutschen Halbleiterindustrie stark getroffen. Der Umsatz in der Dresdner Industrie ist auch 2012 weiter hinter denen in Boomjahren vor der Krise zurückgeblieben. Für einen neuen Boom wäre Dresdner aber gut aufgestellt und könnte stark profitieren, denn die Branche ist sehr schwankungsanfällig, aber hat natürlich hohes Zukunftspotential.
Die Nachricht von der Übernahme Novaleds durch Samsung steht außerdem im Kontext eines neuen Wachstums der sächsischen Industrie, das nicht mehr durch Neuansiedlungen auf der grünen Wiese, sondern durch internes Wachstum der Unternehmen getrieben wird. Auch das sächsische Wirtschaftsministerium sieht diese Strategie als richtig an. Gab es in den 1990er und 2000er immer wieder Erfolgsmeldungen von großen Unternehmen, die neue Werke im Freistaat errichteten, werden solche Nachrichten immer seltener. Die Wirtschaftsförderung will nun tendenziell bereits ansässige Unternehmen unterstützen. Die Geschichte von Novaled ist ein gutes Beispiel: das Unternehmen gedieh prächtig im Umfeld der sächsischen Forschungslandschaft und das wiederum zieht nun Investitionen eines internationalen Großkonzerns an.

Samstag, 13. Juli 2013

Investitionen in der Boomtown Leipzig

Leipzig ist momentan eine der sich am rasantesten entwickelnden Städte der Bundesrepublik. Die sächsische Großstadt profitiert vom allgemeinen Wanderungstrend in die Innenstädte. Nach Jahren der Suburbanisierung zieht es die Menschen verstärkt in die Stadt und davon profitiert Leipzig als eines der größten Zentren Ostdeutschlands besonders. Die Halbmillionenstadt hat im Bundesvergleich eine der stärksten Zuwachsraten der Bevölkerungszahl. Das ist neben der Attraktivität des günstigen Wohnraumangebotes auch der guten Entwicklung der Leipziger Wirtschaft zu verdanken.
Leipzig ist seit dem Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft eine der ärmsten Regionen in Deutschland. Doch seit einigen Jahren boomt die Stadt wieder und alle wirtschaftlichen Indikatoren – bei niedrigem Ausgangsniveau – verbessern sich rasant. So hat Leipzig einen starken Anstieg der Erwerbstätigenzahl zu verzeichnen. Gleichzeitig gibt es starken Zuzug und die Arbeitslosenquote geht zurück. Leipzig hat sich durch seine zentrale Lage mittlerweile wieder als Logistik- und Transporthub etabliert. Der Umbau des mitteldeutschen S-Bahnnetzes und die baldige Fertigstellung der Autobahn 72 von Chemnitz nach Leipzig sollte diese Entwicklung weiter vorantreiben.


Die IHK-Leipzig stellt regelmäßig eine Übersicht über Investitionen in den Kammerbezirk her. Die Tabelle gibt eine Zusammenfassung der Investitionen zum Stand 2013. Der Bau des City-Tunnels für die S-Bahn in Leipzig ist die größte einzelne Investition. Dieses Projekt neigt sich seiner Fertigstellung entgegen und wird die Infrastruktur im Raum Leipzig grundlegend verbessern. Daneben stechen die Werkserweiterungen von BMW und Porsche hervor. Die Autobauer investieren in den Leipziger Standort zusammen rund eine Milliarde Euro. Auch diese Erweiterungen werden in etwa einem halben Jahr zu ende gebracht worden sein. Es ist davon auszugehen, dass diese Investitionen entscheidend zum Wirtschaftswachstum aktuell und in der Zukunft in Leipzig beitragen.
Weitere große Investitionsvorhaben betreffen den Sektor Bildung. Die Universität Leipzig und die HTWK Leipzig errichten zurzeit einige Neubauten. Außerdem steckt die Stadt über 100 Millionen Euro in Schulen und Kitas. Dies ist auch aufgrund der stark steigenden Bevölkerung und der sich verbessernden Demographie dringend notwendig. Mit der Zunahme der Einwohnerzahl in der Messestadt steigen auch die Investitionen in den Wohnungsbau. Einige große Projekte sind aufgrund ihres großen Investitionsvolumen hier aufgeführt. Hinzu kommen aber noch eine Vielzahl von Einzelinvestitionen, die alle den Bausektor und den Immobiliensektor antreiben. Auch der Einzelhandel in der Stadt wächst mit der gesunden wirtschaftlichen Entwicklung mit. Nachdem die Höfe am Brühl fertiggestellt wurden, ist momentan das benachbarte Projekt Hainspitze in der Hainstraße die größte Investition, um Büro- und Einzelhandelsflächen in der Innenstadt bereit zustellen.
Die IHK-Leipzig gibt außerdem Auskunft über große Investitionsprojekte in den benachbarten Landkreisen Leipzig und Nordsachsen. Diese profitieren zunehmen von der Attraktivität Leipzigs. So verzeichnen mittlerweile einige Städte im Einzugsgebiet, wie Markkleeberg oder Taucha, auch eine Bevölkerungszunahme. Die meisten Investitionsgelder im Landkreis Leipzig fließen, außer in Infrastrukturprojekte von Schiene und Autobahn, in das Neuseenland. Im Landkreis Nordsachsen konzentrieren sich die meisten Investitionen auf den Logistikstandort Flughafen Halle/Leipzig. Dessen positive Entwicklung strahlt zunehmend auf die gesamte Region aus.

Sonntag, 7. Juli 2013

Aktuelle Konjunktur in Sachsen

Die Dresdner Niederlassung des Ifo Instituts hat seine Konjunkturprognose 2013/14 für Ostdeutschland und Sachsen veröffentlicht. Dies soll Anlass sein, einen Blick auf die aktuelle Konjunktur im Freistaat zu werfen. Die Wirtschaft in Sachsen hat ein schwieriges erstes Halbjahr 2013 erlebt. Bereits 2012 war die sächsische Wirtschaft leicht geschrumpft und auch der Anfang des neuen Jahres war eher schwach. Die Industriekonjunktur in Deutschland und Europa hat über den Winter negative Signale ausgesendet und besonders die Nachfrage nach Investitionsgütern sah schlecht aus. Sachsen hat dies relativ stark mitgenommen, denn in dem Bundesland hat die industrielle Wertschöpfung einen hohen Anteil an der Gesamtwirtschaft. Aus dem selben Grund jedoch, soll auch die Erholung der Konjunktur ab dem zweiten Halbjahr 2013 in Sachsen etwas stärker sein als im Durchschnitt, wenn die nationale und internationale Nachfrage wieder anzieht.
Das Ifo Institut rechnet 2013 mit einem geringen Wachstum von 0,5 % in Sachsen. Das ist aber leicht höher als das Wachstum in Ostdeutschland (0,4 %). Insgesamt wird wohl dieses Jahr ein schwächeres, nach den eher rasanten Vorjahren in Deutschland. Das schlägt auch langsam auf die Arbeitskräftenachfrage durch. Diese entwickelt sich immer etwas verzögert, sodass dieses Jahr noch mit einer Steigerung der Erwerbstätigenzahl in Sachsen um 0,5 % zu rechnen ist. Im folgenden Jahr wird allerdings diese Zahl nur noch stagnieren. Aktuell sinkt die Arbeitslosenquote noch recht rasant, wenn auch weniger stark als in den Jahren zuvor. Im Gegenteil zur Situation in West- und Süddeutschland, wo im Juni die Abreitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen sind, sank in den ostdeutschen Bundesländern die Zahl um ordentliche 0,4 %. In Sachsen ist weiterhin besonders in der Region Leipzig, aber auch in Görlitz und in der Stadt Chemnitz ein starker Abbau der Arbeitslosigkeit zu beobachten.
In Sachsen wird die Industrie im Jahr 2013 mit 0,7 % wachsen. Dieser recht niedrige Wert wird besonders von den schwachen ersten Monaten des Jahres beeinflusst. In dieser Zeit war auch die Baukonjunkur recht schlecht, da es einen langen und kalten Winter gab. Im zweiten Halbjahr wird damit gerechnet, dass die Konjunktur wieder anzieht, da viele aufgeschobene Auträge abgearbeitet werden könne. Auch der Wiederaufbau nach dem Hochwasser im Juni wird wohl einen Schub bedeuten, sodass das Baugewerbe in Sachsen um 2,4 % wachsen wird. Aber die Dienstleistungsbranchen in Sachsen haben ein schwaches erstes Halbjahr erlebt. Hinzu kommt noch, dass der öffentliche Sektor keine expansiven Signale an die Wirtschaft im Jahr 2013 ausstrahlt, sondern die Wertschöpfung in diesem Bereich stagnieren wird.