Sonntag, 27. Februar 2011

Sachsens Regionen im europäischen Vergleich

Vergangene Woche hat Eurostat, die Statistikbehörde der Europäischen Union, eine Übersicht über die Wirtschaftskraft auf regionaler Ebene in Europa veröffentlicht. Hier können nicht nur die einzelnen Länder Europas verglichen werden, sondern auch kleinteiligere Regionen. Die zweite Vergleichsebene nach der Länderebene ist dann eine regionale Einteilung, die in Deutschland den Bundesländern entspricht. In der nächsten Einteilung werden dann noch einmal kleinteiligere Regionen betrachtet, die in Sachsen den Direktionsbezirken Dresden, Leipzig und Chemnitz entsprechen.

Für die Regionen wird bei Eurostat nicht einfach das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner verglichen, sondern ein Kaufkraftstandart pro Einwohner errechnet. Dieser Kaufkraftstandart (KKS) soll die unterschiedlichen Preisniveaus in den Region berücksichtigen. Dadurch wird nicht nur ein Euro-Wert der Wirtschaftskraft verglichen, sondern es wird berücksichtigt wie viel Kaufkraft ein Euro in einer Region letztlich besitzt. So kann in einer wirtschaftsstarken Region vielleicht mehr erwirtschaftet werden, aber wegen höheren Preisen, ist das Erwirtschaftete auch relativ weniger Wert. Anders herum ist ein Euro in einer Region mit niedrigem Preisniveau mehr Wert, da von einem Euro mehr gekauft werden kann.

Für Sachsen liegt dieser KKS im Jahr 2008 bei 21 500 pro Einwohner. Der Schnitt der Europäischen Union liegt bei 25 100 KKS pro Einwohner. Sachsen erreicht also nur 86 % des durchschnittlichen Wohlstandsniveaus in Europa. Die nächst kleinere Ebene betrachtet, kann man feststellen, dass der Bezirk Leipzig mit 89 % des Durchschnittsniveaus die stärkste Region in Sachsen ist. Gefolgt wird Leipzig von Dresden mit 87 % und Chemnitz mit 83 %. Insgesamt sind die Unterschiede also in der Entwicklung der Regionen Sachsens nicht sehr groß.

Anders wenn man Deutschland betrachtet: das Wohlstandsgefälle der Regionen ist groß.
Hamburg erreicht 188 % des Durchschnitts der EU, Oberbayern 162 %, Bremen 158 %, Frankfurt-Darmstadt 156 % und Stuttgart 139 %. Zurück liegen hauptsächlich Regionen in Ostdeutschland und eine Niedersächsische: Brandenburg Nordost: 75 %, Mecklenburg-Vorpommern 81 %, Chemnitz 83 %, Thüringen 84 % und Lüneburg 84 %.

Europaweit sind die Unterschiede noch weitaus größter: Inner London kommt auf 343 % des EU-Durchschnitts, Luxemburg auf 279 % und Brüssel auf 216 %. Auf den letzten 10 Plätzen liegen 5 bulgarische, 4 rumänische und 1 polnische Region. Severozapaden in Bulgarien etwa kommt nur auf 28 % des EU-Durchschnitts.

Kritikpunkte zum Vergleich gibt es natürlich allerhand. Besonders schwierig ist, sehr verschiedene Regionen Europas zu vergleichen. So sind in manchen Ländern einige Städte administrativ Eigenständig. Auch in Deutschland ist das so, daher werden die Städte Berlin, Hamburg und Bremen mit den flächenmäßig größeren Provinzen in Europa verglichen. Auf der nächst kleineren Ebene wieder gibt es nicht immer eine Einteilung in Direktionsbezirke wie in Sachsen. Außerdem sollten die verglichenen Regionen halbwegs eine ähnliche Einwohnerzahl haben, um vergleichbar zu sein. Die Folge ist, dass etwa Brandenburg in zwei statistische Regionen eingeteilt wird, die es so weder historisch noch administrativ gibt. Mecklenburg-Vorpommern wird aufgrund seiner geringen Bevölkerungszahl nicht noch einmal in kleinere Regionen unterteilt. So befinden sich am Ende das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, der Bezirk Dresden und administrativ Eigenständige Städte wie Hamburg, London oder Brüssel auf einer Vergleichsebene.

Samstag, 12. Februar 2011

Branchencluster in Sachsen

Branchencluster sind Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Dienstleistern und Forschungseinrichtungen, die in einer bestimmten Branche zusammenarbeiten und wirtschaften. Solche Netzwerke bilden sich in fortgeschrittenen Wirtschaften, da sie die Effizienz erhöhen, indem sie durch regionale Nähe die Zusammenarbeit erleichtern und Prozesse aufeinander abstimmen. Die Cluster sind damit Ausdruck einer Spezialisierung einer Region auf eine bestimmten Branche. Die vernetzten Firmen und Institutionen befruchten sich schließlich gegenseitig und prägen eine Wirtschaftsregion besonders stark. Internationale Beispiele für solche Cluster sind das Silicon Valley, die Automobilindustrie um Detroit oder die Softwareindustrie um Bangalore.

Auch in Deutschland gibt es eine Vielzahl von regionalen Branchenclustern. Sachsen hat die Entstehung der Cluster durch die so genannte Leuchtturm-Wirtschaftspolitik sehr stark gefördert. Europäische Fördergelder und Gelder des Bundes wurden verwendet um gezielt bestimmte Branchen in bestimmten Regionen anzusiedeln. Diese Politik soll aber nicht nur einzelne Großinvestitionen anlocken, sondern man erhofft sich im Zuge der Ansiedlung von Leuchttürmen viele Gründungen von Zulieferfirmen und Dienstleistungsunternehmen.

Die drei großen sächsischen Wirtschaftsstandorte Dresden, Leipzig und Chemnitz/Zwickau haben bei der Ansiedlung von Unternehmen und bei der Weiterentwicklung ihrer Wirtschaft ein jeweils eigenes Profil geschärft. So steht heute Dresden für Mikroelektronik, Leipzig für Logistik und Chemnitz für den Maschinenbau. Auffällig ist, dass alle drei Regionen durch Ansiedlung großer Automobilproduzenten eine weites Zuliefernetz in Sachsen etablieren konnten. Den Anfang machte VW mit seinem Werk in Mosel bei Zwickau und später dann mit der Gläsernen Manufaktur in Dresden und dem Motorenwerk in Chemnitz. In Leipzig baut Porsche und BMW Autos.

Die Autoindustrie hat einen besonders starke Wirkung auf die Entwicklung der mittelständischen Industrie in der Region, da die Werke von einer Vielzahl verschiedener Zulieferbetriebe beliefert werden. Der Chemnitzer Maschinenbau etwa hat wichtige Impulse aus der Automobilindustrie erhalten. Mittlerweile knüpft die Region Chemnitz an die ehemalige Stärke in dieser Branche wieder an. Unternehmen mit langer Tradition, wie Niles-Simmons, UNION Werkzeugmaschinen, Kieselstein und andere, sind heute wieder wichtige Treiber des wirtschaftlichen Wachstums.

Leipzig profiliert sich immer wieder durch große Ansiedlungen aus der Logistikbranche. Der Grund ist die günstige Lage Leipzigs und die gut ausgebaute Infrastruktur der Region. Leipzig liegt im mitteldeutschen Zentrum, von dem aus alle größeren Städte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schnell zu erreichen sind. Der Flughafen Halle/Leipzig ist der größte in dieser Region und veranlasste DHL durch die Möglichkeit von Nachtflügen eine großes Drehkreuzes zu errichten. Auch die Autobahnen sind in der Region gut ausgebaut - ein Grund für Amazon sich hier anzusiedeln. Die Automobilindustrie spielt auch in Leipzig eine positive Rolle für die Weiterentwicklung des Logistikstandorts. Zum Beispiel folgte auf die Ankündigung des Ausbaus des BMW-Werkes die Nachricht, dass DB Schenker ein neues Logistikzentrum mit 600 neuen Arbeitsplätzen in Leipzig errichtet, um die Autos und Ersatzteile von BMW nach China liefern zu können.

Dresden wiederum hat sich durch gezielte Förderung zum größten europäischen Cluster im Bereich der Mikroelektronik/Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelt. Neben den großen der Branche, AMD, Infineon und Globalfoundries, haben sich viele Firmen angesiedelt oder wurden hier gegründet. Dabei profitiert Dresden von einer starken Forschungslandschaft, in der viele wissenschaftliche Institute und die TU Dresden miteinander vernetzt sind. Die Region nennt sich Silicon Saxony in Anspielung auf das kalifornische Cluster. Dresden hatte in der Wirtschaftskrise relativ stark zu leiden unter der Insolvenz des wichtigen Leuchtturms Qimonda, das zu Infineon gehörte. Mittlerweile hat sich die Branche aber wieder erholt und Globalfoundries etwa hat angekündigt sein Werk auszubauen und die Produktion zu verdoppeln.

Samstag, 29. Januar 2011

Transformation in Mitteleuropa im Vergleich

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in Europa und dem Beitritt vieler ehemaliger Ostblock-Staaten zur Europäischen Union ist eine Region wieder zusammengerückt, die durch eine lange gemeinsame Geschichte gekennzeichnet ist: Mitteleuropa. Die Region hat keine festen Grenzen, aber umfasst grob die Länder der ehemaligen K.u.K.-Monarchie der Habsburger, insbesondere Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei, sowie Deutschland und Polen. Wie auch Ostdeutschland war Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn Teil des kommunistischen Wirtschaftssystems und mussten nach der Wende eine schmerzhafte Transformation zu einer Marktwirtschaft meistern.

Weil diese Länder eine ähnliche Erfahrung gemacht haben wie Sachsen, macht es Sinn den Freistaat mit dieser Region zu vergleichen. Ich habe mir die Mühe gemacht und einige Vergleichszahlen herausgesucht. Dabei ist zu beachten, dass die Länder unterschiedlichen Währungsräumen angehören und daher die Wachstumszahlen durch Währungseffekte etwas verzerrt sind.

Wir sehen, dass Sachsen und der Schnitt der Neuen Bundesländer vom Niveau her deutlich wirtschaftsstärker sind als die osteuropäischen Nachbarländer. Sachsen etwa erwirtschaftet pro Kopf doppelt so viel wie die Slowakei. Allerdings hat dich dieser Abstand bereits deutlich verringert. So waren die Sachsen 1995 noch etwa sechs mal so reich wie der durchschnittliche Slowake. Die Wachstumsraten in der zweiten Spalte sprechen eine deutliche Sprache. Während Sachsen und Ostdeutschland nur moderat wuchs und erst in den letzten Jahren etwas an Fahrt gewann, boomten Tschechien, Slowakei, Ungarn und Polen.

Besonders die Slowakei gilt als wirtschaftlich sehr erfolgreich und kann in dieser Liste das höchste Wirtschaftswachstum verbuchen. Doch hat das Land immer noch eine hohe Arbeitslosenquote. Als erfolgreichsten ehemaligen Ostblock-Staat könnte man die Tschechische Republik bezeichnen. Mit einem Wachstum von über 250 % seit 1995 erreicht Böhmen das höchste BIP pro Einwohner nach Ostdeutschland. Außerdem liegt die Arbeitslosenquote bei nur 7,3 %, weit unter dem ostdeutschen Durchschnitt. Der wirtschaftliche Erfolg Tschechiens und der Slowakei schlägt sich schließlich auch in der Entwicklung der Einwohnerzahlen nieder. Sie sind die einzigen Länder unter den untersuchten Regionen, die ein Bevölkerungswachstum seit 1995 erzielen konnten. Die Länder haben aufgrund ihres wirtschaftlichen Erfolges weniger Abwanderung.

Auch Polen und Ungarn können hohe Wachstumsraten verbuchen, doch bleiben die Länder noch arme Regionen. Ihre Arbeitslosenquote ist ähnlich der ostdeutschen und die Länder haben unter Abwanderung und niedriger Geburtenrate zu leiden. Trotzdem hat keine Region einen so starken Bevölkerungsverlust erlitten wie die Neuen Bundesländer in Deutschland. Um fast 9 % ist die Bevölkerung hier seit 1995 geschrumpft. Das ist nicht nur Ausdruck des im Vergleich zu den östlichen Nachbarn geringeren Wirtschaftswachstums, sondern hat auch mit der wirtschaftlichen und politischen Einheit mit Westdeutschland zu tun. Die Barrieren für Ostdeutsche im wirtschaftlich starken Westdeutschland zu arbeiten sind besonders niedrig, da die gleiche Sprache gesprochen wird und es einfacher ist innerhalb eines Landes umzuziehen als über Staatsgrenzen hinweg. Eine weitere Besonderheit für Sachsen und Ostdeutschland war die plötzliche Währungsunion mit Einführung der DM. Die ostdeutschen Betriebe hatten besonders in den 90er Jahren aber auch noch bis in die 2000er mit den Folgen der Währungsunion und den zu hohen Löhnen in Ostdeutschland zu kämpfen. Die anderen mitteleuropäischen Transformationsländer hatten dieses Problem nicht.

Montag, 24. Januar 2011

Bevölkerung Sachsens und seiner Städte

Sachsen hat auch 2010 wieder leicht an Bevölkerung verloren. Wobei sich der Bevölkerungsrückgang seit Jahren abschwächt. Im vergangenen Jahr gab es dabei einen Geburtenrekord - so viele Geburten wie letztes Jahr gab es zuletzt im Jahr 1990 - doch kann auch diese Anzahl nicht die Sterbefälle im Freistaat Sachsen ausgleichen. Zum 30.09.2010 hatte Sachsen 4 151 011 Einwohner, das sind -0,4 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die einzigen Bevölkerungszuwächse konnten Dresden und Leipzig verbuchen. Dresden hat um 0,5 % auf 519 731 Einwohner zugelegt. Die Stadt an der Elbe hat sowohl einen positiven Wanderungssaldo als auch eine höhere Geburtenrate als Sterberate. Die Geburtenrate war letztes Jahr sogar höher als die von München, was Dresden zur Großstadt mit der höchsten Geburtenrate in Deutschland macht. Diese Faktoren führen dazu, dass Dresden in der aktuellen Statistik etwas mehr Einwohner hat als Leipzig und damit bevölkerungsreichste Stadt in Sachsen ist. Leipzig hat letztes Jahr um 0,2 % auf 519 664 Einwohner zugelegt. Leipzig wächst nur durch sein positives Wanderungssaldo - besonders durch den Zuzug von Studenten, die die Stadt im Vergleich zu den sächsischen Landkreisen besonders jung machen.

Chemnitz konnte seine Bevölkerung annähernd gleich halten. Mit 242 971 Einwohnern konnte sich die drittgrößte Stadt in Sachsen behaupten. Auch auf Chemnitz wirkt ein positives Wanderungssaldo, doch sterben viel mehr Menschen, als geboren werden. Dem Wachstum oder der Stabilität der Großstädte stehen die starken Bevölkerungsverluste der ländlichen Gegenden in Sachsen gegenüber. Die Menschen ziehen in die drei großen Städte oder wandern in andere Bundesländer ab. Die stärksten Verluste mussten 2010 die Landkreise Görlitz (-1,1 %), Mittelsachsen (-0,9 %) und Nordsachsen (-0,9 %) hinnehmen.

Welche Rolle spielt nun die Bevölkerungszahl für die Wirtschaft? Erstmal sind natürlich die Wanderungsbewebungen Ausdruck der wirtschaftlichen Attraktivität einer Region, denn die Menschen ziehen dahin, wo sie Arbeit finden und wo sie die besseren Zukunftschancen für sich sehen. Dabei kann eine gefährliche Abwärtsspirale entstehen, denn Bevölkerungsverlust schreckt Investitionen ab, die lieber in Wachstumsregionen ausgegeben werden. Die geringen Investitionen wiederum schwächen die ansässigen Unternehmen und dämpfen den Beschäftigungsaufbau. Der Mangel an Arbeitsplätzen ist wieder ein Grund für weitere Abwanderung.

Ein weiteres Argument für eine "große" Bevölkerung ist die Nutzung von Economics of Scales, also Vorteile durch Größe. Durch schiere Größe werden die Stückkosten gesenkt, so kann ein Unternehmen, das eine hohe Stückzahl produziert kostengünstiger wirtschaften als kleine Unternehmen, da es seine Fixkosten auf eine größere Anzahl an Gütern umlegen kann. Genauso lohnt sich der Vertrieb von Produkten umso stärker, je bevölkerungsreicher eine Region ist, denn die Kosten für Lagerung, Service etc. können auf eine größere Kundenzahl umgelegt werden. Dies ist eine grundlegende Begründung für die wirtschaftliche Attraktivität von Großstädten, denn hier können viele Menschen/Kunden auf engem Raum erreicht werden.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Wirtschaftsaussichten im neuen Jahr

Im neuen Jahr liegt die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum Deutschlands im zurückliegenden Jahr 2010 vor. Eine Rate von 3,6 % beim Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lässt alle jubeln und verspricht ein schnelles Erreichen des Produktionsniveaus vor der Krise. Auch die Aussichten für das angefangene Jahr 2011 sind hervorragend. Die Industrie hat volle Auftragsbücher, eine sinkende Arbeitslosenzahl lässt auf Wachstum des Konsums hoffen und das Investitionsklima ist weiterhin gut. Die größten Gefahren für den anhaltenden Aufschwung der deutschen Wirtschaft sind jedoch eine instabile Situation im Euroraum und Sparzwänge des Staates in folge der hohen Verschuldung. Trotzdem steht Deutschland unter den großen Industriestaaten heute so wirtschaftlich gesund da wie schon lange nicht mehr.

Wie steht nun Sachsen im neuen Jahr da? Regionalisierte Wachstumsdaten für die deutschen Bundesländer stehen noch nicht zur Verfügung, aber wahrscheinlich wird Sachsen mit einer etwas unterdurchschnittlichen Rate wachsen. Die exportorientierte Industrie hat in 2010 am meisten aufgeholt und daher werden Länder wie Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg stark gewachsen sein. Sachsen hat eine geringere Exportquote als diese Länder und wird daher etwas weniger von dem Aufschwung profitieren. Trotzdem ziehen die Investitionen der Unternehmen Sachsen hoch. Der Freistaat profitiert etwas verzögert von dem Boom der besonders Süddeutschland erfasst. Nach hohen Auftragseingängen der dort ansässigen Großkonzerne können die auch ihre Produktion in den sächsischen Fabriken ausweiten und damit die regionale mittelständische Wirtschaft stimulieren.

Auch der Arbeitsmarkt in Sachsen zeigt sich aktuell robust, auch wenn im Dezember 2010 die Arbeitslosigkeit durch den frühen Wintereinbruch leicht auf 11,1 % gestiegen ist. Dieser Wert liegt im ostdeutschen Mittel (11,2 %), aber immer noch deutlich über dem gesamtdeutschen Wert von 7,2 %. In der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und im Beschäftigungsaufbau macht besonders Leipzig große Fortschritte. Leipzigs Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 12,9 %, weiter hin höher als die von Chemnitz oder Dresden, aber deutlich reduziert im Vergleich zu den sehr hohen Zahlen noch vor einem Jahr (15,1 %, eine Reduktion um 2,2 %). Dresden wird wohl im Jahr 2010 stark gewachsen sein und mit an der Spitze der Wirtschaftsentwicklung stehen. Dresdens Arbeitslosenquote hat sich in einem Jahr von 11,6 % auf 10,5 % verbessert (Reduktion um 1,1 %). Auch Chemnitz gelingt ein Abbau der Arbeitslosigkeit von 13,3 % auf heute 11,5 % (Reduktion um 1,8 %).

Wirtschaftlich weiterhin stark ist in Sachsen die Region Freiberg/Mittelsachsen. Die Bergstadt hat im vergangenen Jahr mit der Ansiedlung des nationalen Rohstoffinstitutes, das die Rohstoffbeschaffung Deutschlands sichern soll, aufsehen erregt. Die Region hat mit 9,7 % die niedrigste Arbeitslosenquote in Sachsen. Als Sorgenkind unter den ländlichen Regionen kristallisiert sich das Grenzgebiet zu Polen heraus. Der Landkreis Görlitz hat mit 14 % die höchste Arbeitslosenquote in Sachsen.

Alles in allem stellt sich aber eine robuste Ausgangslage für das neue Jahr dar. Sachsen große Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz und Freiberg werden in diesem Jahr die Zugpferde der Entwicklung sein. Die niedrigen Lohnstückkosten in Sachsen helfen seit einigen Jahren die hohe Arbeitslosigkeit abzubauen und diese Entwicklung wird sich auch dieses Jahr fortsetzen.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Forschung in Sachsen

Forschung spielt in einer modernen Volkswirtschaft einer bedeutende Rolle. Spitzenforschung ermöglicht Wertschöpfungsmöglichkeiten in Branchen, die sich sonst nicht in der Region ansiedeln würden. Der Einsatz von neuen Technologien wiederum hebt die Produktivität der erwerbstätigen Bevölkerung, denn sie kann höhere Wertschöpfung in kürzerer Zeit erarbeiten. Die Erhöhung der Produktivität ist wiederum Grundlage für Lohnsteigerungen und ist daher notwendig für Sachsen um den Anschluss an westdeutsche Spitzenregionen zu erreichen.

Die so genannte Patentintensität ist ein Gradmesser für die Stärke eines Wissenschaftsstandortes. Sie Setzt die Zahl der Patentanmeldungen ins Verhältnis zur Bevölkerung. Führendes Bundesland ist hier die Tüftlerheimat Baden-Württemberg mit ca. 140 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2008. Danach folgt Bayern mit 108. Der bundesdeutsche Durchschnitt beträgt 60 Anmeldungen pro 100.000 Einwohnern. Sachsen liegt mit etwa 24 weit unter Bundesniveau und im ostdeutschen Vergleich auf Platz 3 nach Thüringen und Berlin.

Warum liegt Sachsen in dieser Kennziffer so weit abgeschlagen im Hinterfeld? Zum einen sind die meisten Unternehmen nur Tochterunternehmen westdeutscher und ausländischer Firmen, die ihre Forschung am Hauptsitz außerhalb Sachsens betreiben. Große Unternehmen mit Sitz in Sachsen, die auch ihre Forschung und Entwicklung hier konzentrieren würden, fehlen hier, wie in ganz Ostdeutschland. Zum anderen werden vielleicht Erfindungen in Sachsen gemacht, aber woanders angemeldet. So haben viele Forschungsinstitute ihren Hauptsitz in Westdeutschland und melden die Entdeckungen eher dort an.

Neben Großkonzernen spielen Forschungsinstitute eine entscheidende Rolle, wenn es um Wachstumsimpulse durch Forschung für die Wirtschaft geht. Hier hat Sachsen besonders in den letzten 10 Jahren viele außeruniversitäre Forschungsgesellschaften an den Standort holen können. Die universitäre Forschung konzentriert sich an den vier großen Universitäten in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Freiberg.

Unter den außeruniversitären Forschungsstandorten sticht besonders Dresden hervor. Hier baut die Fraunhofer-Gesellschaft ihren bundesweit größten Standort mit 10 Instituten auf. Dazu kommen 3 Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft und 5 Institute, die Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft sind. Leipzig konnte sich nach Dresden als zweiter großer Forschungsstandort etablieren. Es beherbergt 3 Max-Planck-Institute, 2 Fraunhofer-Institute, 2 Leibniz-Institute und 1 Helmholtz-Zentrum. Chemnitz kann 2 Fraunhofer-Institute sowie zahlreiche kleinere spezialisierte Institute vorweisen.

Von den Wachstumsimpulsen, die von dem Netzwerk an Forschungseinrichtungen ausgehen, hat Sachsen bereits profitiert. Sie arbeiten eng mit der Wirtschaft zusammen und sie sind die Grundlage für eine weiterhin dynamische Entwicklung im Freistaat. Es ist zu hoffen, das das dichte Netz an Instituten auch Forschung und Entwicklung der Unternehmen anreizt und die Defizite Sachsens in diesem Bereich beseitigt. Die Ausgangslage, um Sachsen in der Zukunft zu einer deutschland- und europaweiten Spitzenregion in Sachen Forschung weiterzuentwickeln sind gut.

Freitag, 10. Dezember 2010

INSM Städteranking 2010

Es ist wieder soweit, das jährlich veröffentlichte Städteranking der INSM ist herausgekommen. Es ruft regelmäßig große Resonanz hervor. Es wurden diesmal statt den 50 sogar 100 Städte analysiert und es wurde nach bestimmten Indikatoren eine Bestands-, eine Dynamik- und eine Gesamtliste erstellt. Ich muss leider sagen, dass durch die Erweiterung auf 100 Städte Übersichtlichkeit und besonders die Vergleichbarkeit leiden. So ist es schwierig Städtchen wie Hof, Delmenhorst oder Gera mit München, Frankfurt und co. zu vergleichen.

An sich bietet das Gesamtbild des Rankings keine großen Überraschungen. Der Süden ist absolute Spitze, der Osten hinkt dem Durchschnitt hinterher. Die ostdeutschen Städte sind tendenziell im Dynamik-Ranking sehr gut, diesmal ist es aber für die sächsischen Städte nicht so gut ausgefallen. Während besonders Dresden in vergangenen Jahren mal Aufsteiger des Jahres war, ist es dieses Jahr auf Platz 83. Im oberen Teil der Dynamik-Liste finden sich eher kleine Städtchen aus Mecklenburg, Brandenburg und Thüringen. Leipzig kommt immerhin noch auf Platz 41 und Chemnitz auf 53.

Nun sind bei der Dynamik allerdings zwei Effekte zu beachten: zum Einen fließen in den Vergleich die Zahlen der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 ein, sodass etwa auch Stuttgart und Frankfurt beim Wachstum keine allzu gute Figur machen. Zum Zweiten ist es problematisch so viele kleine Städte in den Vergleich mit aufzunehmen, so sind in den Top10 nur kleine Städte mit meist weniger als 100.000 Einwohnern.

In die Bestandsliste des Rankings geht Jena mit Platz 46 als beste ostdeutsche Stadt ein. Gefolgt wird Jena von Potsdam auf Platz 48 und Dresden auf Platz 60. Chemnitz erreicht noch Rang 77, während Leipzig abgeschlagen auf Rang 96 ist. In den Top10 sind bis auf Wolfsburg ausschließlich Städte aus Bayern und Baden-Württemberg.

Außerdem ist es noch recht interessant einzelne Indikatoren der sächsischen Städte anzuschauen. So konnten Leipzig und Chemnitz in den letzten 5 Jahren ihr BIP/Einwohner um 13,6 % steigern (Rang 39 und 40). Dem steht allerdings das schlechte Ergebnis von Dresden gegenüber: hier schrumpfte sogar die Wirtschaftskraft pro Einwohner um 1,8 % (Rang 99). Das hat aber auch was mit dem starken Bevölkerungswachstum in Dresden zu tun, da das BIP/Kopf auch von dieser Zahl abhängt. Die Stadt an der Elbe wuchs in den letzten 5 Jahren um 6,1 % (Rang 4). Aber auch Leipzig wuchs mit 4,1 % recht stark, konnte aber durch hohes Wirtschaftswachstum auch die Pro-Kopf-Zahlen steigern. Chemnitz verlor hingegen 2,1 % der Bevölkerung.

Absolut katastrophal sehen die Zahlen für das Wachstum des verfügbaren Einkommens für die Städte in Sachsen aus. Chemnitz liegt hier mit einer Steigerung von 6 % in den letzten 5 Jahren auf Rang 70. In Leipzig und Dresden stagnierten die verfügbaren Einkommen jedoch, das Wachstum lag bei unter 1 % - macht Rang 99 und 100 für die beiden größten ostdeutschen Städte nach Berlin. Das ist umso ernüchternder, wenn man auf das Bestandsranking schaut: Chemnitz (74), Dresden (82) und Leipzig (92) sind auf einem niedrigen Niveau und sollten eigentlich stärker wachsen, um aufzuholen. Das ist ein Ausdruck der nach wie vor niedrigen Produktivität der Unternehmen in Sachsen und zeigt, wie Unternehmenszentralen und gut bezahlte Jobs fehlen.

Hier gehts zum Städteranking der INSM