Mittwoch, 22. Dezember 2010

Forschung in Sachsen

Forschung spielt in einer modernen Volkswirtschaft einer bedeutende Rolle. Spitzenforschung ermöglicht Wertschöpfungsmöglichkeiten in Branchen, die sich sonst nicht in der Region ansiedeln würden. Der Einsatz von neuen Technologien wiederum hebt die Produktivität der erwerbstätigen Bevölkerung, denn sie kann höhere Wertschöpfung in kürzerer Zeit erarbeiten. Die Erhöhung der Produktivität ist wiederum Grundlage für Lohnsteigerungen und ist daher notwendig für Sachsen um den Anschluss an westdeutsche Spitzenregionen zu erreichen.

Die so genannte Patentintensität ist ein Gradmesser für die Stärke eines Wissenschaftsstandortes. Sie Setzt die Zahl der Patentanmeldungen ins Verhältnis zur Bevölkerung. Führendes Bundesland ist hier die Tüftlerheimat Baden-Württemberg mit ca. 140 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2008. Danach folgt Bayern mit 108. Der bundesdeutsche Durchschnitt beträgt 60 Anmeldungen pro 100.000 Einwohnern. Sachsen liegt mit etwa 24 weit unter Bundesniveau und im ostdeutschen Vergleich auf Platz 3 nach Thüringen und Berlin.

Warum liegt Sachsen in dieser Kennziffer so weit abgeschlagen im Hinterfeld? Zum einen sind die meisten Unternehmen nur Tochterunternehmen westdeutscher und ausländischer Firmen, die ihre Forschung am Hauptsitz außerhalb Sachsens betreiben. Große Unternehmen mit Sitz in Sachsen, die auch ihre Forschung und Entwicklung hier konzentrieren würden, fehlen hier, wie in ganz Ostdeutschland. Zum anderen werden vielleicht Erfindungen in Sachsen gemacht, aber woanders angemeldet. So haben viele Forschungsinstitute ihren Hauptsitz in Westdeutschland und melden die Entdeckungen eher dort an.

Neben Großkonzernen spielen Forschungsinstitute eine entscheidende Rolle, wenn es um Wachstumsimpulse durch Forschung für die Wirtschaft geht. Hier hat Sachsen besonders in den letzten 10 Jahren viele außeruniversitäre Forschungsgesellschaften an den Standort holen können. Die universitäre Forschung konzentriert sich an den vier großen Universitäten in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Freiberg.

Unter den außeruniversitären Forschungsstandorten sticht besonders Dresden hervor. Hier baut die Fraunhofer-Gesellschaft ihren bundesweit größten Standort mit 10 Instituten auf. Dazu kommen 3 Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft und 5 Institute, die Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft sind. Leipzig konnte sich nach Dresden als zweiter großer Forschungsstandort etablieren. Es beherbergt 3 Max-Planck-Institute, 2 Fraunhofer-Institute, 2 Leibniz-Institute und 1 Helmholtz-Zentrum. Chemnitz kann 2 Fraunhofer-Institute sowie zahlreiche kleinere spezialisierte Institute vorweisen.

Von den Wachstumsimpulsen, die von dem Netzwerk an Forschungseinrichtungen ausgehen, hat Sachsen bereits profitiert. Sie arbeiten eng mit der Wirtschaft zusammen und sie sind die Grundlage für eine weiterhin dynamische Entwicklung im Freistaat. Es ist zu hoffen, das das dichte Netz an Instituten auch Forschung und Entwicklung der Unternehmen anreizt und die Defizite Sachsens in diesem Bereich beseitigt. Die Ausgangslage, um Sachsen in der Zukunft zu einer deutschland- und europaweiten Spitzenregion in Sachen Forschung weiterzuentwickeln sind gut.

Freitag, 10. Dezember 2010

INSM Städteranking 2010

Es ist wieder soweit, das jährlich veröffentlichte Städteranking der INSM ist herausgekommen. Es ruft regelmäßig große Resonanz hervor. Es wurden diesmal statt den 50 sogar 100 Städte analysiert und es wurde nach bestimmten Indikatoren eine Bestands-, eine Dynamik- und eine Gesamtliste erstellt. Ich muss leider sagen, dass durch die Erweiterung auf 100 Städte Übersichtlichkeit und besonders die Vergleichbarkeit leiden. So ist es schwierig Städtchen wie Hof, Delmenhorst oder Gera mit München, Frankfurt und co. zu vergleichen.

An sich bietet das Gesamtbild des Rankings keine großen Überraschungen. Der Süden ist absolute Spitze, der Osten hinkt dem Durchschnitt hinterher. Die ostdeutschen Städte sind tendenziell im Dynamik-Ranking sehr gut, diesmal ist es aber für die sächsischen Städte nicht so gut ausgefallen. Während besonders Dresden in vergangenen Jahren mal Aufsteiger des Jahres war, ist es dieses Jahr auf Platz 83. Im oberen Teil der Dynamik-Liste finden sich eher kleine Städtchen aus Mecklenburg, Brandenburg und Thüringen. Leipzig kommt immerhin noch auf Platz 41 und Chemnitz auf 53.

Nun sind bei der Dynamik allerdings zwei Effekte zu beachten: zum Einen fließen in den Vergleich die Zahlen der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 ein, sodass etwa auch Stuttgart und Frankfurt beim Wachstum keine allzu gute Figur machen. Zum Zweiten ist es problematisch so viele kleine Städte in den Vergleich mit aufzunehmen, so sind in den Top10 nur kleine Städte mit meist weniger als 100.000 Einwohnern.

In die Bestandsliste des Rankings geht Jena mit Platz 46 als beste ostdeutsche Stadt ein. Gefolgt wird Jena von Potsdam auf Platz 48 und Dresden auf Platz 60. Chemnitz erreicht noch Rang 77, während Leipzig abgeschlagen auf Rang 96 ist. In den Top10 sind bis auf Wolfsburg ausschließlich Städte aus Bayern und Baden-Württemberg.

Außerdem ist es noch recht interessant einzelne Indikatoren der sächsischen Städte anzuschauen. So konnten Leipzig und Chemnitz in den letzten 5 Jahren ihr BIP/Einwohner um 13,6 % steigern (Rang 39 und 40). Dem steht allerdings das schlechte Ergebnis von Dresden gegenüber: hier schrumpfte sogar die Wirtschaftskraft pro Einwohner um 1,8 % (Rang 99). Das hat aber auch was mit dem starken Bevölkerungswachstum in Dresden zu tun, da das BIP/Kopf auch von dieser Zahl abhängt. Die Stadt an der Elbe wuchs in den letzten 5 Jahren um 6,1 % (Rang 4). Aber auch Leipzig wuchs mit 4,1 % recht stark, konnte aber durch hohes Wirtschaftswachstum auch die Pro-Kopf-Zahlen steigern. Chemnitz verlor hingegen 2,1 % der Bevölkerung.

Absolut katastrophal sehen die Zahlen für das Wachstum des verfügbaren Einkommens für die Städte in Sachsen aus. Chemnitz liegt hier mit einer Steigerung von 6 % in den letzten 5 Jahren auf Rang 70. In Leipzig und Dresden stagnierten die verfügbaren Einkommen jedoch, das Wachstum lag bei unter 1 % - macht Rang 99 und 100 für die beiden größten ostdeutschen Städte nach Berlin. Das ist umso ernüchternder, wenn man auf das Bestandsranking schaut: Chemnitz (74), Dresden (82) und Leipzig (92) sind auf einem niedrigen Niveau und sollten eigentlich stärker wachsen, um aufzuholen. Das ist ein Ausdruck der nach wie vor niedrigen Produktivität der Unternehmen in Sachsen und zeigt, wie Unternehmenszentralen und gut bezahlte Jobs fehlen.

Hier gehts zum Städteranking der INSM