Montag, 17. Oktober 2011

Ende der Dresdner Chipkrise in Sicht?

Die sächsische Hauptstadt Dresden hat sich seit der Wiedervereinigung den Ruf eine erfolgreiche Metropole zu sein erarbeitet, in der der wirtschaftliche Aufbau Ost besonders gelungen ist. Der Standort Dresden ist besonders für seine Halbleiterindustrie bekannt. In Dresden siedelten sich ab den 90er Jahren im Gefolge der Leuchttürme AMD und Infineon viele weitere Unternehmen der High-Tech Branche an. Seither ist Dresden zu dem wichtigsten Zentrum der Halbleiterindustrie in Europa gewachsen.

Seit 2005 befindet sich aber genau diese Branche in einer langwierigen Krise, besonders weil die wachsende Konkurrenz aus Asien auf eine schwindende Nachfrage in Europa traf. Die Chipkrise in Europa traf den wichtigsten Standort in Dresden besonders stark. Die Industrieumsätze in der Stadt sind überproportional abhängig von der Branche. Ab 2005 wuchs das Dresdner BIP deswegen schwächer als im sächsischen Durchschnitt. Auch der konjunkturelle Einbruch während der weltweiten Finanzkrise war in Dresden besonders stark zu spüren und beide Krisen verstärkten sich gegenseitig. Von 2008 bis 2010 war der Industrieumsatz rückläufig. Im Jahr 2009 brach er sogar um fast 23 % ein.

Höhepunkt der Krise war die Insolvenz von Qimonda. Der Chip-Produzent, der ehemals ein Teil von Infineon gewesen ist, musste 2009 die Produktion einstellen. Kein Investor konnte sich finden und 3000 Arbeitsplätze gingen auf einen Schlag verloren. Damit war einer der großen industriellen Leuchttürme in der Stadt Geschichte und der Standort bangte um die Folgen, denn auch Zulieferer und Dienstleister gerieten in Gefahr.

Mittlerweile scheint sich die Situation wieder stark zu verbessern. 2010 war immer noch von leichten Umsatzverlusten der Industrie in Dresden gekennzeichnet, obwohl Deutschland bereits auf vollem Erholungskurs war. 2011 jedoch ziehen die Auftragseingänge in Sachsen deutlich an und die Industrie an der Elbe kann sich deutlich erholen. In der Halbleiterbranche Dresdens gibt es momentan sogar wieder mehr Arbeitsplätze als vor der Chipkrise.

Dazu passen die guten Nachrichten, die die großen Konzerne der Mikroelektronik für Dresden parat haben: Infineon hat sich im Sommer dazu entschieden, die weltweit erste Produktion der neuen 300-Millimeter-Wafer für Hochleistungselektronik hier zu starten und nicht in Malaysia. Dazu sollen 250 Millionen € investiert werden. Für den Schnäppchenpreis von 100 Millionen € hat der Münchner Konzern bereits die alten Hallen der Pleite gegangenen Qimonda gekauft. Das AMD-Werk Dresden operiert jetzt unter dem Namen Globalfoundries und gehört mehrheitlich einer Investorengruppe aus Abu Dhabi. Die Investoren haben neben dem Werk bereits eine neue Halle gebaut, die seit Mitte 2011 mit Maschinen eingerichtet wird. Insgesamt will Globalfoundries hier 2 Milliarden € reinstecken. Die gigantische Investition macht das Dresdner Werk zum größten Chipwerk Europas und bereits für dieses Jahr sind hunderte neue Stellen ausgeschrieben.

Umsatzwachstum und neue Arbeitsplätze – der Halbleiterstandort in Sachsen scheint eine Renaissance zu erfahren. Doch es machen sich schon wieder Sorgen um einen konjunkturellen Abschwung in der Branche breit. Dresden erhält viel Wohlstand und eine Menge Arbeitsplätze werden durch die Investitionen der Chipindustrie aufgebaut. Doch Dresdens Wirtschaft ist von seiner Leuchtturm-Industrie auch besonders abhängig.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Sachsen ist Spitzenreiter bei Schuldenabbau

Laut einer neuen Studie der INSM ist Sachsen das Vorzeigeland unter den deutschen Bundesländern, wenn es um die Konsolidierung des Staatshaushaltes geht. Zuerst einmal hat Sachsen bereits den geringsten Schuldenstand pro Einwohner. Statistisch steht jeder Sachse mit 1.565 € in der Kreide, wenn man nur den Landeshaushalt betrachtet. Zum Vergleich: bei den Thüringern ist das über 7.000 € und in Sachsen-Anhalt fast 9.000 €. Durch die niedrige Verschuldung in Sachsen muss nur 89 € pro Einwohner an Zinsen gezahlt werden. Thüringen bezahlt hingegen 287 € und Sachsen-Anhalt 342 € pro Einwohner. Ich vergleiche hier Sachsen mit seinen beiden mitteldeutschen Nachbarländern, weil man ja behaupten könnte, dass Sachsen von Fördermitteln des Bundes und der EU und vom Länderfinanzausgleich profitiert und dadurch seinen Haushalt entlasten kann. Die beiden Nachbarn aber haben praktisch dieselben strukturellen Probleme und profitieren von ähnlichen Förderprogrammen und lassen daher einen guten Vergleich zu.

Da der Schuldenstand im Freistaat so niedrig ist, ist der Konsolidierungsdruck eigentlich eher gering. Trotzdem und gerade mit Blick auf die demographische Entwicklung zieht Sachsen die Bekämpfung des Haushaltsdefizits besonders effektiv durch. Laut den der INSM-Studie zugrundeliegenden Zahlen soll sich das sächsische Defizit bereits dieses Jahr in einen Überschuss verwandeln. Das Defizit lag letztes Jahr bei über 400 Millionen €, dieses Jahr sollen über 50 Millionen in schwarzen Zahlen dastehen und bis 2013 wird voraussichtlich der Überschuss auf über 300 Millionen € anwachsen. Mit der Entwicklung des Haushalts bis 2013 ist Sachsen damit Spitze. Bis zu diesem Jahr sollen auch Thüringen, Sachsen-Anhalt sowie Baden-Württemberg leicht ins Plus drehen.

Der Schuldenabbau des Musterschülers Sachsen wird aber nicht nur mit Applaus begleitet. Die meisten Einsparmaßnahmen werden oft mit viel Kritik begleitet. Dem Schuldenabbau und der damit verbundene Erweiterung des Handlungsspielraums der Landesregierung wird in den Medien wenig Beachtung geschenkt. Die Kreisreform, die Synergien durch Zusammenlegung von Behörden bringen sollte, wurde gegen großen Widerstand durchgesetzt. Auch die gerade geplante Behördenreform in Sachsen, die die Verringerung des Personalbestandes und die Steigerung der Effizienz durch weitere Zusammenlegung von Behörden vorsieht, wird mit großer Kritik begleitet. Ein Dauerbrenner ist auch die Reform der Polizei in Sachsen und die Schließungen von Schulen.

Es ist in der Tat eine schwierige Frage, ob es denn für Sachsen so gut ist einen solch rigorosen Konsolidierungskurs zu verfolgen. Sachsen leistet sich wenig, kann aber dadurch seine Handlungsfähigkeit erweitern. Doch die Konsolidierung bremst auch die aktuelle Wirtschaft in gewissem Maße, da die Staatsausgaben zurückgehen bzw. weniger stark wachsen. Die Landesregierung ist durch die geringe Verschuldung in der komfortablen Lage hohe staatliche Investitionen zu tätigen. Die Investitionsquote des sächsischen Haushaltes ist die höchste in Deutschland. Dies ist eine effiziente Verwendung des gewonnen Handlungsspielraumes. Würde man aber die Konsolidierung weniger stark vorantreiben, hätte man mehr Mittel zum Beispiel für Förderung des Ausbaus der Infrastruktur. Außerdem könnte das Land den Kommunen, die teilweise hoch verschuldet sind, unter die Arme greifen.

Montag, 3. Oktober 2011

Arbeitslosenquote in Sachsen im September auf Rekordtief

Der Arbeitsmarkt in Sachsen entwickelt sich weiter prächtig. Im September 2011 wurden so wenig Arbeitslose gezählt wie seit 1991 nicht mehr. Damit setzt sich die seit wenigen Jahren anhaltende Tendenz der sinkenden Arbeitslosenzahlen in Sachsen fort. Die übliche Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt war dieses Jahr besonders stark und drückt die Quote auf 9,6 %. Das entspricht 1,2 Prozentpunkten weniger als noch vor einem Jahr. Sachsen liegt unter den ostdeutschen Bundesländern hinter Thüringen (8,1 %) auf Platz 2.

Unter den großen Städten im Freistaat hat weiterhin Dresden die niedrigste Arbeitslosenquote mit nun 9,3 %. Chemnitz konnte im Vergleich zum Vorjahr leicht aufholen und liegt bei 10,6 %. Die Stadt Leipzig kommt auf eine Quote von 12,3 %, was trotz starker Verbesserung immer noch die höchste in ganz Sachsen ist. Auch unter den Landkreisen gibt es große Unterschiede: Alle Landkreise im Regionalbezirk Chemnitz haben eine Arbeitslosenquote von unter 9 %: Vogtlandkreis mit 8,1 % ist Spitze in Sachsen, Zwickau und der Erzgebirgskreis kommen auf 8,3 %, Mittelsachsen auf 8,4 %.

Im Regionalbezirk Dresden gibt es das größte Gefälle: die Sächsische Schweiz kommt auf 8,3 %, Bautzen auf 9,3 %, Meißen auf 9,7 % und Görlitz ist Schlusslicht mit 11,5 %. Der Landkreis Leipzig erholt sich auf 9,5 % und Nordsachsen erreicht 10,8 %. Damit ist die Leipziger Region weiterhin deutlich hinter den Arbeitslosenzahlen der Wirtschaftsräume Chemnitz und Dresden zurück.

Auch wenn man sich die Veränderungen der Quoten im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres anschaut, sieht man, dass Südwestsachsen mit seiner mittelständigen Industriestruktur stark vom Aufschwung profitiert. Die stärksten Verbesserungen in Sachsen erzielen Zwickau (1,8 Prozentpunkte), Chemnitz (1,6 Prozentpunkte) und der Vogtlandkreis (1,5 Prozentpunkte). Auch der Erzgebirgskreis (1,3 Prozentpunkte) kann sich überdurchschnittlich stark verbessern und nur Dresden kann sich noch dazwischen schieben (1,4 Prozentpunkte).