Mittwoch, 22. Dezember 2010

Forschung in Sachsen

Forschung spielt in einer modernen Volkswirtschaft einer bedeutende Rolle. Spitzenforschung ermöglicht Wertschöpfungsmöglichkeiten in Branchen, die sich sonst nicht in der Region ansiedeln würden. Der Einsatz von neuen Technologien wiederum hebt die Produktivität der erwerbstätigen Bevölkerung, denn sie kann höhere Wertschöpfung in kürzerer Zeit erarbeiten. Die Erhöhung der Produktivität ist wiederum Grundlage für Lohnsteigerungen und ist daher notwendig für Sachsen um den Anschluss an westdeutsche Spitzenregionen zu erreichen.

Die so genannte Patentintensität ist ein Gradmesser für die Stärke eines Wissenschaftsstandortes. Sie Setzt die Zahl der Patentanmeldungen ins Verhältnis zur Bevölkerung. Führendes Bundesland ist hier die Tüftlerheimat Baden-Württemberg mit ca. 140 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2008. Danach folgt Bayern mit 108. Der bundesdeutsche Durchschnitt beträgt 60 Anmeldungen pro 100.000 Einwohnern. Sachsen liegt mit etwa 24 weit unter Bundesniveau und im ostdeutschen Vergleich auf Platz 3 nach Thüringen und Berlin.

Warum liegt Sachsen in dieser Kennziffer so weit abgeschlagen im Hinterfeld? Zum einen sind die meisten Unternehmen nur Tochterunternehmen westdeutscher und ausländischer Firmen, die ihre Forschung am Hauptsitz außerhalb Sachsens betreiben. Große Unternehmen mit Sitz in Sachsen, die auch ihre Forschung und Entwicklung hier konzentrieren würden, fehlen hier, wie in ganz Ostdeutschland. Zum anderen werden vielleicht Erfindungen in Sachsen gemacht, aber woanders angemeldet. So haben viele Forschungsinstitute ihren Hauptsitz in Westdeutschland und melden die Entdeckungen eher dort an.

Neben Großkonzernen spielen Forschungsinstitute eine entscheidende Rolle, wenn es um Wachstumsimpulse durch Forschung für die Wirtschaft geht. Hier hat Sachsen besonders in den letzten 10 Jahren viele außeruniversitäre Forschungsgesellschaften an den Standort holen können. Die universitäre Forschung konzentriert sich an den vier großen Universitäten in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Freiberg.

Unter den außeruniversitären Forschungsstandorten sticht besonders Dresden hervor. Hier baut die Fraunhofer-Gesellschaft ihren bundesweit größten Standort mit 10 Instituten auf. Dazu kommen 3 Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft und 5 Institute, die Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft sind. Leipzig konnte sich nach Dresden als zweiter großer Forschungsstandort etablieren. Es beherbergt 3 Max-Planck-Institute, 2 Fraunhofer-Institute, 2 Leibniz-Institute und 1 Helmholtz-Zentrum. Chemnitz kann 2 Fraunhofer-Institute sowie zahlreiche kleinere spezialisierte Institute vorweisen.

Von den Wachstumsimpulsen, die von dem Netzwerk an Forschungseinrichtungen ausgehen, hat Sachsen bereits profitiert. Sie arbeiten eng mit der Wirtschaft zusammen und sie sind die Grundlage für eine weiterhin dynamische Entwicklung im Freistaat. Es ist zu hoffen, das das dichte Netz an Instituten auch Forschung und Entwicklung der Unternehmen anreizt und die Defizite Sachsens in diesem Bereich beseitigt. Die Ausgangslage, um Sachsen in der Zukunft zu einer deutschland- und europaweiten Spitzenregion in Sachen Forschung weiterzuentwickeln sind gut.

Freitag, 10. Dezember 2010

INSM Städteranking 2010

Es ist wieder soweit, das jährlich veröffentlichte Städteranking der INSM ist herausgekommen. Es ruft regelmäßig große Resonanz hervor. Es wurden diesmal statt den 50 sogar 100 Städte analysiert und es wurde nach bestimmten Indikatoren eine Bestands-, eine Dynamik- und eine Gesamtliste erstellt. Ich muss leider sagen, dass durch die Erweiterung auf 100 Städte Übersichtlichkeit und besonders die Vergleichbarkeit leiden. So ist es schwierig Städtchen wie Hof, Delmenhorst oder Gera mit München, Frankfurt und co. zu vergleichen.

An sich bietet das Gesamtbild des Rankings keine großen Überraschungen. Der Süden ist absolute Spitze, der Osten hinkt dem Durchschnitt hinterher. Die ostdeutschen Städte sind tendenziell im Dynamik-Ranking sehr gut, diesmal ist es aber für die sächsischen Städte nicht so gut ausgefallen. Während besonders Dresden in vergangenen Jahren mal Aufsteiger des Jahres war, ist es dieses Jahr auf Platz 83. Im oberen Teil der Dynamik-Liste finden sich eher kleine Städtchen aus Mecklenburg, Brandenburg und Thüringen. Leipzig kommt immerhin noch auf Platz 41 und Chemnitz auf 53.

Nun sind bei der Dynamik allerdings zwei Effekte zu beachten: zum Einen fließen in den Vergleich die Zahlen der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 ein, sodass etwa auch Stuttgart und Frankfurt beim Wachstum keine allzu gute Figur machen. Zum Zweiten ist es problematisch so viele kleine Städte in den Vergleich mit aufzunehmen, so sind in den Top10 nur kleine Städte mit meist weniger als 100.000 Einwohnern.

In die Bestandsliste des Rankings geht Jena mit Platz 46 als beste ostdeutsche Stadt ein. Gefolgt wird Jena von Potsdam auf Platz 48 und Dresden auf Platz 60. Chemnitz erreicht noch Rang 77, während Leipzig abgeschlagen auf Rang 96 ist. In den Top10 sind bis auf Wolfsburg ausschließlich Städte aus Bayern und Baden-Württemberg.

Außerdem ist es noch recht interessant einzelne Indikatoren der sächsischen Städte anzuschauen. So konnten Leipzig und Chemnitz in den letzten 5 Jahren ihr BIP/Einwohner um 13,6 % steigern (Rang 39 und 40). Dem steht allerdings das schlechte Ergebnis von Dresden gegenüber: hier schrumpfte sogar die Wirtschaftskraft pro Einwohner um 1,8 % (Rang 99). Das hat aber auch was mit dem starken Bevölkerungswachstum in Dresden zu tun, da das BIP/Kopf auch von dieser Zahl abhängt. Die Stadt an der Elbe wuchs in den letzten 5 Jahren um 6,1 % (Rang 4). Aber auch Leipzig wuchs mit 4,1 % recht stark, konnte aber durch hohes Wirtschaftswachstum auch die Pro-Kopf-Zahlen steigern. Chemnitz verlor hingegen 2,1 % der Bevölkerung.

Absolut katastrophal sehen die Zahlen für das Wachstum des verfügbaren Einkommens für die Städte in Sachsen aus. Chemnitz liegt hier mit einer Steigerung von 6 % in den letzten 5 Jahren auf Rang 70. In Leipzig und Dresden stagnierten die verfügbaren Einkommen jedoch, das Wachstum lag bei unter 1 % - macht Rang 99 und 100 für die beiden größten ostdeutschen Städte nach Berlin. Das ist umso ernüchternder, wenn man auf das Bestandsranking schaut: Chemnitz (74), Dresden (82) und Leipzig (92) sind auf einem niedrigen Niveau und sollten eigentlich stärker wachsen, um aufzuholen. Das ist ein Ausdruck der nach wie vor niedrigen Produktivität der Unternehmen in Sachsen und zeigt, wie Unternehmenszentralen und gut bezahlte Jobs fehlen.

Hier gehts zum Städteranking der INSM

Mittwoch, 17. November 2010

Zukunftschancen

Das Institut Prognos hat in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt den sogenannten Zukunftsatlas 2010 veröffentlicht. Darin werden alle 412 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland nach einem Bewertungssystem für wirtschaftliche Zukunftschancen gelistet.
Die Regionen werden nach ihren Ergebnissen in verschiedene Kategorien von "TOP-Zukunftschancen" bis "Sehr hohe Zukunftsrisiken" eingeteilt.

In der oberen Kategorie befinden sich die üblichen Verdächtigen aus dem Süden der Republik. Die Städte München, Erlangen, Ingolstadt und Frankfurt am Main sowie die Landkreise München, Starnberg und Böblingen befinden sich in dieser Riege. Die letzte Kategorie mit schlechten Aussichten für die Zukunft wird ausnahmslos von ostdeutschen Landkreisen bevölkert - aber es ist kein sächsischer dabei.

Die beiden mit Abstand stärksten Regionen in Ostdeutschland sind nach dem Ranking Jena (Platz 15) und Dresden (Platz 32). Jena punktet besonders mit "Dymanik", "Demografie" und "Arbeitsmarkt". Dresden sticht besonders mit seiner Demografie hervor. Beide belegen jedoch in der Kategorie "Wohlstand" hintere Ränge.

Hier die Platzierungen aller sächischen Kreise unter den 412 Regionen in Deutschland:
32 Dresden
264 Leipzig
293 Mittelsachsen
300 Chemnitz
329 Zwickau
334 Sächsische Schweiz
358 Vogtlandkreis
360 Bautzen
364 Leipzig, Landkreis
377 Nordsachsen
382 Erzgebirgskreis
387 Görlitz

Nach Dresden, das die Region mit den Abstand besten Zukunftsaussichten in Sachsen darstellt, befindet sich Leipzig, Mittelsachsen und Chemnitz in der Kategorie des "Ausgeglichenen Chancen-Risiken-Mix". Zwickau, der Sächsischen Schweiz und dem Vogtlandkreis werden "Zukunftsrisiken" bescheinigt. Die anderen sächsischen Landkreise sind in der Kategorie "hohe Zukunftsrisiken".

Samstag, 6. November 2010

Aufholprozess seit 2000

Das folgende Diagramm zeigt Daten zum Wirtschaftswachstum von Deutschland, Sachsen, Dresden, Leipzig und Chemnitz in den Jahern 2000 bis 2008. Die Zeitspanne deckt das vergangene Jahrzehnt ab, für die Jahre in denen regionale Wachstumsraten verfügbar sind. Ab dem Jahr 2000 hat sich auch die gesamte Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland im Vergleich zu den 90er Jahren "normalisiert". Es haben sich Wachstumskerne herausgebildet, die Baubranche ist auf ein normales Maß zurückgeschrumpft und der Exportanteil besonders der Industrie hat sich dem westdeutschen Niveau angenähert.


Damit Sachsens Wirtschaftsindikatoren auf westdeutsches Niveau aufschließen können - als Ziele sind hier Verringerung der Arbeitlosigkeit, Erhöhung der Produktivität, Erhöhung der Einkommen zu nennen - muss Sachsens Bruttoinlandsprodukt stärker wachsen als der deutsche Durchschnitt. Der Vergleich der Wachstumsraten macht deutlich, dass Sachsen in nur 5 von 9 Jahren stärker als der deutsche Durchschnitt gewachsen ist. Sachsen ist im betrachteten Zeitraum im Durchschnitt aller Jahre nur etwa 0,2 Prozentpunkte stärker gewachsen als Deutschland. Da Sachsens Bevölkerung in dieser Zeit auch kontinuierlich gesunken ist, stellt sich ein langsamer Aufholprozess des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf in Sachsen auf westdeutsches Niveau ein.

Betrachtet man die regionalen Wachstumsraten, erkennt man eine sehr unterschiedliche Entwicklung der größten Zentren Sachsens im Zeitablauf. Der Abschnitt bis 2004 ist geprägt von auserordentlich hohem Wachstum in Dresden, das 2002 mit einer Rate von 8,1 % seinen Höhepunkt hat. In diesen ersten 5 Jahren liegen alle Raten zum Teil deutschlich über denen des deutschen und sächsichen Durchschnitts. In dieser Zeit bis 2004 folgen Leipzig und Chemnitz dem niedrigen deutschen Trendwachstum. Die Jahre 2006 bis 2008 markieren den Aufschwung in Deutschland, der angetrieben von der Auslandsnachfrage das deutsche Wachstum auf über 4 % treibt. Im letzten Jahr verliert der Aufschwung angesichts der Finanzkrise bereits wieder an Kraft. In den Aufschwungjahren konnte besonders Leipzig und Chemnitz von der guten Konjunkur profitieren. Leipzig schafft 2006 mit 8,4 % Wachstum den größten Sprung. Auf der anderen Seite ist Dresden zum Teil deutlich abgeschlagen. Von 2005 bis 2008 ist in jedem Jahr das Dresdner Wirtschaftswachstum geringer als in Deutschland.

Über alle Jahre hinweg kann man feststellen, dass Dresden am stärksten gewachsen ist, wenn auch dieses Wachstum hauptsächlich in den ersten 5 Jahren nach der Jahrtausendwende stattgefunden hat. Auch Leipzig ist deutschlich stärker als der deutsche Durchschnitt gewachsen, besonders im Jahr 2006, aber auch schon im Jahr 2002. Chemnitz kann anders als die beiden großen Sachsenmetropolen hingegen über die Jahre nicht das gesamtdeutsche Wachstum übertreffen. Chemnitz schafft nur in den Jahren 2006 und 2007 besonders hohes Wachstum, das aber in die Aufschwungszeit Deutschlands fällt und damit kein Vorsprung erarbeit werden konnte. Der Chemnitzer Durchschnitt wird auch besonders von den sehr schlechten Jahren 2000 und 2008 heruntergezogen. In diesen Jahren schrumpft die Chemnitzer Wirtschaft, während Deutschland mit über 2 % wächst.

Als Fazit lässt sich feststellen, dass es in Sachsen einen Aufholprozess gibt. Für eine schnelle Angleichung jedoch sind die Unterschiede zwischen den Wachstumsraten zu gering. Interessant is trotz allem die sehr unterschiedliche zeitliche und regionale Entwicklung auch innerhalb Sachsens.

Montag, 25. Oktober 2010

Aufschwung in Sachsens Städten

Das private Wirtschaftsforschungsinstitut Feri hat die Wachstumsraten der Wirtschaftskraft deutscher Städte im Jahr 2010 prognostiziert. Die Zahlen stammen allerdings aus dem Frühjahr von 2010 und unterschätzen daher stark das Wirtschaftswachstum im Jahr 2010, denn zu dieser Zeit war noch nicht ein so rasanter Aufholprozess der deutschen Wirtschaft zu erwarten. Nach dem äußerst starken 2. Quartal steht mittlerweile die Wachstumsprognose für Deutschland im Jahr 2010 bei etwa 3,4 %.

Die geschätzten Wachstumsraten für die deutschen Städte sind also eindeutig zu niedrig, denn gerade in den Ballungsräumen entwickelt sich die Wirtschaft besser als im Durchschnitt. Trotzdem kann man aus den Zahlen eine gewisse Erkenntnis ziehen, welche Städte in Deutschland vom Aufschwung besonders profitieren.

An der Spitze des Städtevergleichs liegen Dresden und Hamburg mit jeweils 2,9 % prognostiziertem Wachstum. Insgesamt wurden 60 der größten Städte in Deutschland untersucht. Dabei befinden sich alle 3 sächsischen Großstädte in den Top20. Leipzig soll mit 2,2 % wachsen (Platz 16) und Chemnitz mit Chemnitz mit 2,1 % (Platz 20). Im deutschen Vergleich werden die sächsischen Städte also 2010 besonders vom Aufschwung profitieren. Auch die thüringischen Städte Erfurt und Jena befinden sich auf den vorderen Rängen. Andere ostdeutsche Städte hingegen liegen am Ende des Städtevergleichs. So etwa Magdeburg, Halle, Schwerin und schließlich ganz am Ende Potsdam und Rostock mit jeweils nur 1 % Wachstum.

In Westdeutschland können hauptsächlich Städte profitieren, die Eng mit dem internationalen Handel verbunden sind. So liegt Deutschlands größte Hafenstadt mit 2,9 % zusammen mit Dresden auf Platz 1. Auch Ludwigshafen, der Sitz von BASF, soll um 2,7 % wachsen und Duisburg, mit dem größten Binnenhafen Europas, soll um 2,4 % wachsen. Eine weitere Tendenz die bereits seit Jahren in Städtevergleichen zu beobachten ist, ist dass sich kleine Universitätsstädte wirtschaftlich gut entwickeln können. Heidelberg soll 2,5 % zu legen, Aachen 2,4 % und Göttingen 2,2 %.

Man sieht nun an den Zahlen, dass die Wachstumsraten der Städte im Jahr 2010 noch nach oben korrigiert werden müssen. Vom Aufschwung des Außenhandels werden besonders die Häfen Hamburg, Bremen und Duisburg aber auch die Industriestandorte in Süddeutschland allen voran München und Stuttgart überproportional profitieren. Deshalb könnte Dresden den Spitzenplatz im wirklichen Vergleich noch verlieren. Trotzdem sehen die Prognosen hervorragend aus und Sachsens Städte werden im Jahr 2010 ein außerordentlich gutes Wachstumsjahr haben.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Sachsens Außenwirtschaft

Seit Jahren steigt Sachsens Exportquote, sprich die Größe des Exportvolumens in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, rasant an. Da in Sachsens Wirtschaft traditionell exportorientierte Branchen wie der Automobilbau und der Maschinenbau eine wichtige Rolle spielen, ist die Exportquote die höchste in den neuen Bundesländern. Sie lag 2009 in Sachsen bei 21 %. Die niedrigste hatte Berlin mit 11,6 %. Die Exportquoten liegen allerdings deutlich unter den meisten westdeutschen Werten. Nur Hessen hat eine Quote von weniger als 20 %, da hier der Bankensektor einen großen Beitrag zur Wirtschaftskraft leistet. Mit einer höheren Exportquote profitiert ein Land mehr von der weltwirtschaftlichen Nachfrage, hängt allerdings auch stärker von dieser ab.

Welche Länder sind Sachsens wichtigste Handelspartner?

In die USA wurde am meisten verkauft - das waren 2008 Güter im Wert von 1,7 Mill. €. Auf den nächsten Plätzen folgen Polen und Italien mit knapp über 1,4 Mill. €. Nach Frankreich wurden Waren im Wert von über 1,3 Mill. € geliefert und etwas weniger wurde nach Malaysia und China exportiert. In diesen Zahlen von 2008 schlägt sich bereits der Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise nieder. Die gesamten Ausfuhren fielen leicht im Vergleich zu 2007. Die höchsten Zuwächse im Export konnten aber mit China (+26 %) und Polen (+21 %) dennoch verbucht werden.

In der Liste der Länder aus denen Sachsen seine Güter importiert liegt an ferner Spitze Tschechien mit Waren im Wert von 2,7 Mill. €. Aus Russland kommen hauptsächlich Rohstoffe im Wert von 1,7 Mill. €. Danach folgt Polen mit 1,3 Mill. € und Frankreich mit 1,2 Mill. €. Aus Österreich und den Niederlanden bezieht Sachsen Waren im Wert von knapp über 0,8 Mill. €. Die stärksten Anstiege gab es 2008 im Import aus Russland (+ 20 %) und Polen (+ 14 %).

Sonntag, 10. Oktober 2010

Arbeitslosenquote September 2010

Ostdeutschland hat mit dem Übergang von der Planwirtschaft in die Marktwirtschaft mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Auch heute noch, 20 Jahre nach der Deutschen Einheit, ist ein Gefälle zwischen Ost und West, was den Anteil der Arbeitlosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung anbelangt, zu sehen. Seit der Jahrtausendwende ist jedoch eine stetige Verbesserung der Zahlen zu beobachten. In der Weltwirtschaftskrise gab es nur einen kleinen Dämpfer, große Entlassungen konnten mit Zeitarbeit verhindert werde. Der steile Aufschwung nach der Krise schlägt sich auch auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen nieder.

Haben Bayern mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 % und Baden-Württemberg mit 4,6 % im September 2010 schon wieder fast Vollbeschäftigung erreicht, konnten auch die ostdeutschen Länder ihre Quote verbessern. Sie haben die Arbeitslosenquote seit den Höchstständen um die Jahrtausendwende herum sogar fast halbiert. Das erfolgreichste Land ist dabei Thüringen, das mit 8,7 % nur knapp hinter dem schlechtesten westdeutschen Flächenland Nordrhein-Westfalen mit 8,4 % steht. Sachsen liegt mit 10,8 % knapp hinter Brandenburg mit 10,0 %, aber etwas vor Mecklenburg-Vorpommern mit 11,2 % und Sachsen-Anhalt mit 11,5 %. Damit liegen alle ostdeutschen Flächenländer vor Bremen mit 11,8 % und Berlin mit 13,2 %.

Innerhalb Sachsen gibt es ein recht gemischtes Bild. Die Arbeitslosenquoten auf Kreisebene liegen zwischen 9,2 % in der Sächsischen Schweiz bis 13,6 % in der Stadt Leipzig. Leipzig hat damit eine noch höhere Quote als Berlin. Chemnitz hat 12,2 % und Dresden 10,7 %. Erfreulicherweise haben bereits 5 sächsische Landkreise die 10-Prozent-Marke unterschritten: Meißen (9,9 %), der Erzgebirgskreis (9,6 %), der Vogtlandkreis (9,6 %), Mittelsachsen (9,4 %) und die Sächsische Schweiz (9,2 %). Die meisten dieser Kreise profitieren dabei davon, dass ihre Einwohner in den Zentren Dresden und Chemnitz arbeiten und in ihrem Gebiet wohnen.

Ergebnisse der Landkreise (drauf klicken zum vergrößern):



Der Erzgebirgskreis ist der sächsische Landkreis, der am stärksten seine Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnte. Er machte einen Sprung um 2,5 %. Auch Görlitz konnte sich um 2,0 % verbessern. Die Landkreise mit der geringsten Verbesserung sind Bautzen mit 0,6 % und Chemnitz mit 0,7 %. Es gab jedoch keinen Kreis, in dem sich die Arbeitslosenquote erhöht hätte.

Verbesserung der Landkreise zum Vorjahr (drauf klicken zum vergrößern):

Montag, 4. Oktober 2010

Sachsens S21

S21 das steht für das Baden-Württembergische Mamutprojekt, das die Region infrastrukturell ins 21. Jahrhundert bringen soll. Mit dem Umbau des Stuttgarterhauptbahnhofs und die Verlegung des gesamten Schienenverkehres unter die Erde gehen auch Proteste Hand in Hand. Die hohen Kosten und der fragwürdige Nutzen wird moniert. Die Proteste haben sich in letzter Zeit besonders auf den Schutz der Bäume im Stuttgarter Schlosspark konzentriert, die dem Projekt erst einmal weichen sollen.

Auch Sachsen baut derzeit an 3 wichtigen Infrastrukturprojekten, bei denen auch von der Politik auf die Zukunftsbedeutung hingewiesen wird. Sie sollen den Standort Sachsen attraktiver machen. Sie erzeugen allerdings auch hohe Kosten und greifen in die Natur ein.

Dresdner Waldschlößchenbrücke (Kosten: 157 Millionen Euro)

Man könnte sagen, diese Brücke über die Elbe ist in Dresden so umstritten wie das Bahnhofsprojekt S21 in Stuttgart ist. Die Elbüberquerung wird von den Befürwortern als wichtiges Projekt für den Straßenverkehr verteidigt. Die Gegner kritisieren den schweren Eingriff in die einmalige Naturlandschaft des Elbtals. Die Auseinandersetzung gipfelte schließlich in der Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels für das Elbtal inklusive der Dresdner Altstadt. Die Dresdner haben generell eine sehr leidenschaftliche Diskussionskultur, wenn es um Bauprojekte in dieser kriegszerstörten aber stolzen Stadt geht. Entsprechend verhärtet sind die Fronten, die Bürgerschaft ist polarisiert und das Thema entzweit sogar Familien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Br%C3%BCckenstreit

Leipziger City-Tunnel (Kosten: 960 Millionen Euro)

Das Mega-Projekt schlechthin wird allerdings zurzeit in Leipzig durchgeführt. Für fast eine Milliarde Euro wird die Leipziger City untertunnelt. In dem Tunnel soll der S-Bahn-Verkehr auf einer Nord-Süd-Achse vom Hauptbahnhof unter dem Markt bis zum Bayrischen Bahnhof unter die Erde gelegt werden. Damit erhält Leipzig ein umfassendes S-Bahnnetz, dass auch den Regionalverkehr des Leipziger Südens mit dem Hauptbahnhof verbindet. Die Kritik richtet sich allerdings auf die ausufernden Kosten des Projekts. So haben sich nach aktuellem Stand die geschätzten Baukosten im Vergleich zu den Planungen fast verdoppelt.
http://www.citytunnelleipzig.de/

A72 Chemnitz-Leipzig (Kosten: 470 Millionen Euro)

Während Dresden mit Leipzig und Chemnitz durch gut ausgebaute Autobahn verbunden ist, wird an der Verlängerung der A72 von Chemnitz-Nord nach Leipzig immer noch gebaut. Baubeginn war 2003 und die Autobahn sollte zur Fußball-WM 2006 fertig sein. Bis jetzt ist nur ein winziges Teil fertig, auf einem langen Abschnitt laufen die Bauabreiten und die Planung besagt, die Autobahn wird 2020 vollständig fertig sein. Das ist eine lächerlich lange Zeit für eine Verbindung zwischen den zwei größten Ballungsräumen in Mitteldeutschland Leipzig-Halle und Chemnitz-Zwickau.
http://www.a-72.de/

Diese 3 Infrastrukturprojekte sind die S21 der Sachsen. Allerdings sind die Kosten, die Wirkung und die Auseinandersetzung im Vergleich zum 4 Milliarden Euro Bahnhofsprojekt der Schwaben natürlich etwas kleiner.

Montag, 27. September 2010

Die größten Unternehmen in Sachsen

Gibt es viele große Unternehmen weil eine Volkswirtschaft stark ist, oder ist eine Volkswirtschaft stark weil es viele große Unternehmen gibt?
Große Unternehmen sind wichtig für eine Region. Es besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen der Existenz von großen Konzernen und der stärke der Wirtschaft. Große Unternehmen sind zwar alleine nicht ausreichend um eine florierende Wirtschaft zu schaffen aber sie sind Abbild einer Innovationskraft der Region. Denn die Unternehmen entwickeln neue Produkte, sie forschen und sie investieren und das besonders intensiv an ihrem Stammsitz.
Was sind die größten Unternehmen in Sachsen? Hier eine Liste mit den umsatzstärksten (mehr als 1 Milliarde €) Unternehmen 2007:

VW Sachsen (VW): 5 121 Mio €
VNG Verbundnetz Gas: 4 234 Mio €
LVV (Kommunal): 2 415 Mio €
Envia (RWE): 2 288 Mio €
Porsche Leipzig (Porsche): 1 500 Mio €
Sachsenmilch (Theo-Müller-Gruppe): 1 415 Mio €
AMD Saxony (AMD): 1 327 Mio €
Qimonda (Infineon): 1 000 Mio €

In Klammern steht der Besitzer. Auffällig ist, dass unter diesen 8 größten Unternehmen Sachsens nur eins - die VNG Verbundnetz Gas aus Leipzig - eigenständig ist. Alle anderen gehören hauptsächlich westdeutschen Konzernen. Überhaupt gehören von den 20 umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2007 ganze 8 westdeutschen Unternehmen, weitere 4 sind Töchter von amerikanisch/kanadischen Konzernen, 3 sind kommunale/staatliche Unternehmen und nur 5 sind in privat und selbstständig.

Die 20 umsatzstärksten Unternehmen in Sachsen haben zusammen einen Umsatz von ca. 28,3 Milliarden € und haben ca. 46 000 Beschäftigte. Zum Vergleich: Siemens alleine hatte 2007 einen Umsatz von 72,4 Milliarden € und fast 500 000 Beschäftigte. Außerdem fällt auf: unter den 10 größten sächsischen Unternehmen sind die Hälfte Energieversorger.

In Sachsen fehlen große innovative selbstständige Konzerne die in ihrer Region Geld lassen. Denn Konzerne investieren und forschen an ihrem Stammsitz. Einen gewichtigen Teil ihres Gewinns geben sie da aus. Außerdem ziehen große Unternehmer wieder Zulieferer an sich und eine unternehmensnahe Dienstleistung entwickelt sich. All das fehlt in Sachsen und Ostdeutschland allgemein.

Gründe gibt es hauptsächlich zwei: erstens konnten westdeutsche Unternehmen über 40 Jahre Kapital akkumulieren, die sächsischen konnten damit wenn überhaupt erst 1990 beginnen. Das zweite Problem besteht in den wirtschaftlichen Weichenstellungen der Wendezeit. Die Währungsunion zwischen dem DDR-Gebiet und der BRD und die anschließende Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt hat keinen Unternehmen die Zeit gegeben sich zu sanieren. So konnten keine finanzkräftigen, eigenständigen Großkonzerne entstehen. Die Industrieunternehmen in Sachsen sind vielmal Töchter westdeutscher Unternehmen und daher wird Sachsen als verlängerte Werkbank bezeichnet.

In Zukunft könnten bestenfalls in Branchen wie der Biotechnologie, dem Maschinenbau oder der Umwelttechnik neue Großkonzerne in Sachsen entstehen. Ein Autobauer oder ein Lebensmittelriese wird im übersättigten deutschen Markt wohl eher nicht neu entstehen. Außerdem wäre es eine große Geste von VW den Hauptsitz von Audi nach Chemnitz oder Zwickau zurück zu verlegen, aber da haben natürlich die Ingolstädter was dagegen. Siemens hat es aber vorgemacht wie es gehen könnte, neben München ist auch Berlin wieder zweiter Unternehmenssitz nach der Wende geworden.

Freitag, 24. September 2010

Wie gut kommt Sachsen durch die Krise?

Das Geschäftsmodell Deutschlands basiert hauptsächlich auf dem Export. Besonders die deutsche Industrie schafft es mit hoher Qualität auf dem Weltmarkt viel Geld zu verdienen und davon profitieren die Unternehmen wie die Arbeitnehmer. Auch die ostdeutschen Bundesländer passen sich langsam in der Wirtschaftsstruktur dieser Strategie an. Sachsen mit einem hohen Industrieanteil ist dabei weit fortgeschritten. Großes Wachstum besonders im verarbeitenden Gewerbe kann so erreicht werden. Damit ist aber der wirtschaftliche Erfolg auch sehr von der Nachfrage auf dem Weltmarkt abhängig.

Im Jahr 2009 ist die weltweite Nachfrage besonders stark eingebrochen. Deshalb hat Deutschland ein historisch starkes negatives Wachstum gehabt. Seit dem letzten Quartal 2009 erholt sich aber die Weltwirtschaft und damit auch der deutsche Export und die Investitionen der Unternehmen rasant. Wie steht Sachsen im Vergleich mit anderen Bundesländern da? Wie stark ist die sächsische Wirtschaft in der Krise geschrumpft und wie schnell erholt sie sich?

Hier die preisbereinigten Wachstumsraten im Krisenjahr 2009 (Flächenländer, top3, worst3):

Schleswig-Holstein: -1,9 %
Brandenburg: -2,1 %
Mecklenburg-Vorpommern: -2,3 %
.
Sachsen: -3,8 %
.
Deutschland: -5,0 %
.
NRW: -5,8 %
Baden-Württemberg: -7,4
Saarland: -7,9 %

Und hier die preisbereinigten Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2010 (Flächenländer, top3, worst3):

Baden-Württemberg: 5,0 %
Saarland: 4,9 %
Rheinland-Pfalz: 4,5 %
.
Deutschland: 3,1 %
.
Sachsen: 2,3 %
.
Sachsen-Anhalt: 1,3 %
Mecklenburg-Vorpommern: 0,6 %
Schleswig-Holstein: 0,6 %

Analyse:

Man sieht wie gigantisch stark der Wirtschaftseinbruch im Jahr 2009 besonders für die süddeutschen Ländern mit ihrem hohen exportabhängigen Industrieanteil war. Normalerweise gilt ein Minus von 1 % schon als starke Rezession, aber -5 % ist der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Bestehen der BRD. Genauso schnell kommt Deutschland aber auch wieder aus der Krise heraus. Das Wirtschaftswachstum von 3,1 % im ersten Halbjahr 2010 ist besonders hoch.

Auffällig ist, wie die Bundesländer im Süden, die am stärksten in der Krise eingebrochen sind, wieder am schnellsten sich erholen, da ihre exportorientierte Industrie vom Aufschwung besonders profitiert. Sachsen hat für ostdeutsche Verhältnisse einen recht hohen Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaftsleistung. Daher brach Sachsen auch recht stark ein, jedoch weniger als der deutsche Durchschnitt und übrigens auch weniger als Thüringen und Sachsen-Anhalt. Entsprechend sieht das Bild im Jahr 2010 aus. Die Erholungsrate bleibt unter dem der gesamtdeutschen zurück aber ist höher als die der exportunabhängigeren Länder im Norden und Osten Deutschlands. Im Jahr 2011 wird voraussichtlich die Wirtschaftkraft der Zeit vor Ausbruch der Krise sowohl in Sachsen wie auch in Deutschland insgesamt wieder erreicht sein.

Mittwoch, 22. September 2010

Wirtschaftswunderland Sachsen

So mein neuer Blog über Zukunft, Stand und Probleme der Wirtschaft im mehr oder weniger erfolgreichen Wirtschaftswunderland Sachsen startet. Der Blog richtet sich an alle Sachsen, ehemaligen Sachsen, Möchtegernsachsen und sonstigen Sachseninteressierten.

Ich möchte einige Themen zur Wirtschaftsentwicklung in meinem Heimatland vorstellen und über Neuigkeiten zur Entwicklung berichten. Sachsen ist besonders betroffen von einigen speziellen wirtschaftlichen Problemen die viel mit der Vergangenheit zu tun haben. Der Freistaat hat die Misswirtschaft der DDR erlebt, Strukturwandel und Massenarbeitslosigkeit nach der Wende und eine demographische Verschlechterung erfahren. Auf der anderen Seite hat Sachsen die letzten Jahre im Bundesvergleich die größten Wachstumsraten und kann aus einer reichen Industrietradition schöpfen. Dresden, Leipzig und Görlitz gelten als Vorzeigestädte in Ostdeutschland.

Hier erstmal zur Übersicht Daten zum aktuellen Wirtschaftsstand (BIP/Einwohner in € 2007)

Dresden: 29 671
Chemnitz: 28 170
Leipzig: 26 134
Landkreis Zwickau: 22 648
Sachsen: 22 121
Schlusslicht ist die Sächsische Schweiz: 16 640

Zum Vergleich:

München: 38 171
Bayern: 34 683
Deutschland: 29 700
Berlin: 25 503
Tschechien: 19 949

Unter den drei kreisfreien Städten in Sachsen ist Dresden pro Kopf die reichste, knapp gefolgt von Chemnitz und dahinter mit etwas Abstand Leipzig. Der Landkreis Zwickau ist der wirtschaftsstärkste Landkreis und die Sächsische Schweiz ist noch hinter dem Erzgebirgskreis der ärmste.

Der Dresdner erwirtschaftet etwa soviel wie der Bundesbürger im gesamtdeutschen Durchschnitt. Sachsens pro Kopf BIP liegt bei etwa 64 % des bayrischen, bei 74 % des deutschen und bei 111 % des tschechischen.
So weit erst ein mal einige interessante Zahlen zu Einordnung der sächsischen Wirtschaftsleistung.