Montag, 27. September 2010

Die größten Unternehmen in Sachsen

Gibt es viele große Unternehmen weil eine Volkswirtschaft stark ist, oder ist eine Volkswirtschaft stark weil es viele große Unternehmen gibt?
Große Unternehmen sind wichtig für eine Region. Es besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen der Existenz von großen Konzernen und der stärke der Wirtschaft. Große Unternehmen sind zwar alleine nicht ausreichend um eine florierende Wirtschaft zu schaffen aber sie sind Abbild einer Innovationskraft der Region. Denn die Unternehmen entwickeln neue Produkte, sie forschen und sie investieren und das besonders intensiv an ihrem Stammsitz.
Was sind die größten Unternehmen in Sachsen? Hier eine Liste mit den umsatzstärksten (mehr als 1 Milliarde €) Unternehmen 2007:

VW Sachsen (VW): 5 121 Mio €
VNG Verbundnetz Gas: 4 234 Mio €
LVV (Kommunal): 2 415 Mio €
Envia (RWE): 2 288 Mio €
Porsche Leipzig (Porsche): 1 500 Mio €
Sachsenmilch (Theo-Müller-Gruppe): 1 415 Mio €
AMD Saxony (AMD): 1 327 Mio €
Qimonda (Infineon): 1 000 Mio €

In Klammern steht der Besitzer. Auffällig ist, dass unter diesen 8 größten Unternehmen Sachsens nur eins - die VNG Verbundnetz Gas aus Leipzig - eigenständig ist. Alle anderen gehören hauptsächlich westdeutschen Konzernen. Überhaupt gehören von den 20 umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2007 ganze 8 westdeutschen Unternehmen, weitere 4 sind Töchter von amerikanisch/kanadischen Konzernen, 3 sind kommunale/staatliche Unternehmen und nur 5 sind in privat und selbstständig.

Die 20 umsatzstärksten Unternehmen in Sachsen haben zusammen einen Umsatz von ca. 28,3 Milliarden € und haben ca. 46 000 Beschäftigte. Zum Vergleich: Siemens alleine hatte 2007 einen Umsatz von 72,4 Milliarden € und fast 500 000 Beschäftigte. Außerdem fällt auf: unter den 10 größten sächsischen Unternehmen sind die Hälfte Energieversorger.

In Sachsen fehlen große innovative selbstständige Konzerne die in ihrer Region Geld lassen. Denn Konzerne investieren und forschen an ihrem Stammsitz. Einen gewichtigen Teil ihres Gewinns geben sie da aus. Außerdem ziehen große Unternehmer wieder Zulieferer an sich und eine unternehmensnahe Dienstleistung entwickelt sich. All das fehlt in Sachsen und Ostdeutschland allgemein.

Gründe gibt es hauptsächlich zwei: erstens konnten westdeutsche Unternehmen über 40 Jahre Kapital akkumulieren, die sächsischen konnten damit wenn überhaupt erst 1990 beginnen. Das zweite Problem besteht in den wirtschaftlichen Weichenstellungen der Wendezeit. Die Währungsunion zwischen dem DDR-Gebiet und der BRD und die anschließende Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt hat keinen Unternehmen die Zeit gegeben sich zu sanieren. So konnten keine finanzkräftigen, eigenständigen Großkonzerne entstehen. Die Industrieunternehmen in Sachsen sind vielmal Töchter westdeutscher Unternehmen und daher wird Sachsen als verlängerte Werkbank bezeichnet.

In Zukunft könnten bestenfalls in Branchen wie der Biotechnologie, dem Maschinenbau oder der Umwelttechnik neue Großkonzerne in Sachsen entstehen. Ein Autobauer oder ein Lebensmittelriese wird im übersättigten deutschen Markt wohl eher nicht neu entstehen. Außerdem wäre es eine große Geste von VW den Hauptsitz von Audi nach Chemnitz oder Zwickau zurück zu verlegen, aber da haben natürlich die Ingolstädter was dagegen. Siemens hat es aber vorgemacht wie es gehen könnte, neben München ist auch Berlin wieder zweiter Unternehmenssitz nach der Wende geworden.

Freitag, 24. September 2010

Wie gut kommt Sachsen durch die Krise?

Das Geschäftsmodell Deutschlands basiert hauptsächlich auf dem Export. Besonders die deutsche Industrie schafft es mit hoher Qualität auf dem Weltmarkt viel Geld zu verdienen und davon profitieren die Unternehmen wie die Arbeitnehmer. Auch die ostdeutschen Bundesländer passen sich langsam in der Wirtschaftsstruktur dieser Strategie an. Sachsen mit einem hohen Industrieanteil ist dabei weit fortgeschritten. Großes Wachstum besonders im verarbeitenden Gewerbe kann so erreicht werden. Damit ist aber der wirtschaftliche Erfolg auch sehr von der Nachfrage auf dem Weltmarkt abhängig.

Im Jahr 2009 ist die weltweite Nachfrage besonders stark eingebrochen. Deshalb hat Deutschland ein historisch starkes negatives Wachstum gehabt. Seit dem letzten Quartal 2009 erholt sich aber die Weltwirtschaft und damit auch der deutsche Export und die Investitionen der Unternehmen rasant. Wie steht Sachsen im Vergleich mit anderen Bundesländern da? Wie stark ist die sächsische Wirtschaft in der Krise geschrumpft und wie schnell erholt sie sich?

Hier die preisbereinigten Wachstumsraten im Krisenjahr 2009 (Flächenländer, top3, worst3):

Schleswig-Holstein: -1,9 %
Brandenburg: -2,1 %
Mecklenburg-Vorpommern: -2,3 %
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Sachsen: -3,8 %
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Deutschland: -5,0 %
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NRW: -5,8 %
Baden-Württemberg: -7,4
Saarland: -7,9 %

Und hier die preisbereinigten Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2010 (Flächenländer, top3, worst3):

Baden-Württemberg: 5,0 %
Saarland: 4,9 %
Rheinland-Pfalz: 4,5 %
.
Deutschland: 3,1 %
.
Sachsen: 2,3 %
.
Sachsen-Anhalt: 1,3 %
Mecklenburg-Vorpommern: 0,6 %
Schleswig-Holstein: 0,6 %

Analyse:

Man sieht wie gigantisch stark der Wirtschaftseinbruch im Jahr 2009 besonders für die süddeutschen Ländern mit ihrem hohen exportabhängigen Industrieanteil war. Normalerweise gilt ein Minus von 1 % schon als starke Rezession, aber -5 % ist der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Bestehen der BRD. Genauso schnell kommt Deutschland aber auch wieder aus der Krise heraus. Das Wirtschaftswachstum von 3,1 % im ersten Halbjahr 2010 ist besonders hoch.

Auffällig ist, wie die Bundesländer im Süden, die am stärksten in der Krise eingebrochen sind, wieder am schnellsten sich erholen, da ihre exportorientierte Industrie vom Aufschwung besonders profitiert. Sachsen hat für ostdeutsche Verhältnisse einen recht hohen Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaftsleistung. Daher brach Sachsen auch recht stark ein, jedoch weniger als der deutsche Durchschnitt und übrigens auch weniger als Thüringen und Sachsen-Anhalt. Entsprechend sieht das Bild im Jahr 2010 aus. Die Erholungsrate bleibt unter dem der gesamtdeutschen zurück aber ist höher als die der exportunabhängigeren Länder im Norden und Osten Deutschlands. Im Jahr 2011 wird voraussichtlich die Wirtschaftkraft der Zeit vor Ausbruch der Krise sowohl in Sachsen wie auch in Deutschland insgesamt wieder erreicht sein.

Mittwoch, 22. September 2010

Wirtschaftswunderland Sachsen

So mein neuer Blog über Zukunft, Stand und Probleme der Wirtschaft im mehr oder weniger erfolgreichen Wirtschaftswunderland Sachsen startet. Der Blog richtet sich an alle Sachsen, ehemaligen Sachsen, Möchtegernsachsen und sonstigen Sachseninteressierten.

Ich möchte einige Themen zur Wirtschaftsentwicklung in meinem Heimatland vorstellen und über Neuigkeiten zur Entwicklung berichten. Sachsen ist besonders betroffen von einigen speziellen wirtschaftlichen Problemen die viel mit der Vergangenheit zu tun haben. Der Freistaat hat die Misswirtschaft der DDR erlebt, Strukturwandel und Massenarbeitslosigkeit nach der Wende und eine demographische Verschlechterung erfahren. Auf der anderen Seite hat Sachsen die letzten Jahre im Bundesvergleich die größten Wachstumsraten und kann aus einer reichen Industrietradition schöpfen. Dresden, Leipzig und Görlitz gelten als Vorzeigestädte in Ostdeutschland.

Hier erstmal zur Übersicht Daten zum aktuellen Wirtschaftsstand (BIP/Einwohner in € 2007)

Dresden: 29 671
Chemnitz: 28 170
Leipzig: 26 134
Landkreis Zwickau: 22 648
Sachsen: 22 121
Schlusslicht ist die Sächsische Schweiz: 16 640

Zum Vergleich:

München: 38 171
Bayern: 34 683
Deutschland: 29 700
Berlin: 25 503
Tschechien: 19 949

Unter den drei kreisfreien Städten in Sachsen ist Dresden pro Kopf die reichste, knapp gefolgt von Chemnitz und dahinter mit etwas Abstand Leipzig. Der Landkreis Zwickau ist der wirtschaftsstärkste Landkreis und die Sächsische Schweiz ist noch hinter dem Erzgebirgskreis der ärmste.

Der Dresdner erwirtschaftet etwa soviel wie der Bundesbürger im gesamtdeutschen Durchschnitt. Sachsens pro Kopf BIP liegt bei etwa 64 % des bayrischen, bei 74 % des deutschen und bei 111 % des tschechischen.
So weit erst ein mal einige interessante Zahlen zu Einordnung der sächsischen Wirtschaftsleistung.