Donnerstag, 26. Mai 2011

Chemnitzer Innenstadt Phase 2

Dieser Beitrag setzt die Reihe über die Innenstadtentwicklung der sächsischen Großstädte fort. Nachdem ich bereits über Dresden (Link) und Leipzig (Link) geschrieben habe, soll es nun um die Chemnitzer Innenstadt gehen. Chemnitz wurde im Zweiten Weltkrieg besonders stark zerstört und in der DDR-Zeit als sozialistische Vorbildstadt ausgebaut. Das Zentrum, die direkte Umgebung des Rathauses, blieb bis 1990 unbebaut, sodass nach der Wende eine komplette Innenstadt geplant werden musste. Die Chemnitzer Innenstadt hatte in den 90er Jahren mit mehreren großen Problemen zu kämpfen. Das Wegfallen vieler Industriearbeitsplätze und die staatliche Förderung von Eigenheimen führte zur Abwanderung der Bevölkerung aus innenstadtnahen Wohngebieten. Außerdem wurden in der Stadtperipherie große Einkaufszentren gebaut, die einen Großteil der Kaufkraft anzogen. So gab es in der Innenstadt weder Menschen, die dort wohnten, noch einkaufen gingen.

Nach 2000 begann man endlich mit der Bebauung des Zentrums. In dieser ersten Phase errichtete man Einkaufszentren, Geschäfts- und Bürogebäude am Markt und am Rathaus. Mittlerweile ist diese Phase abgeschlossen und Chemnitz hat eine erlebbare Innenstadt wiederbekommen. Nun gibt es einige Pläne, die man teils bereits begonnen und teils sogar schon fertig gestellt hat, für einen weiteren Ausbau der Innenstadt. Diese von mir zweite Phase der Innenstadtentwicklung genannten Pläne kann man so zusammenfassen: Ergänzung von Baulücken, Infrastrukturprojekt Chemnitzer Modell, Grünbereiche und TU-Campus.

Ergänzung von Baulücken (Bürgerhaus, Johannis-Karee, Rawema-Haus)

Bereits abgeschlossen ist das Projekt "Bürgerhaus" Chemnitz. Hier hat die Stadt einen Neubau hingesetzt, in dem sie einige Ämter konzentriert und so hofft die Innenstadt zu beleben. Die Architektur ist genauso Modern, wie die der ersten Phase und nimmt keinen Bezug auf alte historische Strukturen. Es bleibt abzuwarten, welche Impulse von dem Bürgerhaus ausgehen. Die Ämter haben jedenfalls ihren Umzug abgeschlossen und sind einfach über die Zentralhaltestelle zu erreichen. Des Weiteren wird kräftig in das Johannis-Karre investiert. Erstens wird das ehemalige Kaufhaus Schocken gerade zum Sächsischen Landesmuseum für Archäologie und Geschichte in bester City-Lage ausgebaut, das Rawema-Haus an der Straße der Nation wird umgebaut und soll eine Mischnutzung bekommen. Schließlich gibt es Pläne die Brache neben dem Schocken-Kaufhaus zu schließen.

Infrastrukturprojekt Chemnitzer Modell

Das so genannte Chemnitzer Modell hat zum Ziel, die Netze der Chemnitzer Straßenbahn und der Deutschen Bahn so zu verknüpfen, dass ohne Umsteigen die Bevölkerung des Chemnitzer Umlandes die Innenstadt erreichen kann. So sollen die dicht besiedelten Regionen im Umland, besonders das Erzgebirge, besser an die Stadt angebunden werden. Eine Pilotstrecke besteht bereits nach Stollberg im Erzgebirge. Zur Zeit wird die Einfahrt für die Straßenbahnen am Chemnitzer Hauptbahnhof gebaut. In der nächsten Ausbaustufe soll dann eine neue Linie den TU Campus auf der Reichenhainer Straße erreichen und weiter bis nach Thalheim führen. Danach soll eine weitere neue Linie das Chemnitz-Center im Norden der Stadt anlaufen und schließlich bis nach Limbach-Oberfrohna im Landkreis Zwickau führen. Schließlich steht noch eine Erweiterung der Pilotstrecke nach Oelsnitz im Erzgebirge zur Debatte. Insgesamt wird in das Projekt etwa 150 Millionen Euro investiert.

Grünbereiche

Zwei Projekte zum Thema mehr Grün in der Innenstadt gibt es. Zum einen soll es einen Grünstreifen entlang des ehemaligen Stadtwalls geben. Dieser Grüne Wall wurde bereits teilweise fertig gestellt verläuft bisher von der Theaterstraße bis zum Roten Turm. Er soll weiter bis zur Zentralhaltestelle geführt werden. Das zweite Projekt ist der Uferpark entlang des Chemnitz Flusses. Dazu wurde die Chemnitz am Falkeplatz bereits wieder frei gelegt. Ziel ist es, einen durchgängig begehbaren Uferbereich der Chemnitz in der Innenstadt zu schaffen.

TU-Campus in der Innenstadt (Link)

Zur Zeit hat die TU Chemnitz ihren Haupt-Campus an der Reichenhainer Straße und damit weit weg vom Chemnitzer Stadtzentrum. Die Uni möchte in der Stadt hinter dem Theaterplatz einen weiteren Standort etablieren. Dazu soll eine alte Fabrik, die Alte Aktienspinnerei, zur Zentralbibliothek ausgebaut werden. Auch sollen einige Neubauten auf der Fläche hinter dem Böttcherbau der TU entstehen. Die Stadt erhofft sich durch das Projekt eine Belebung des nördlichen Teils der Innenstadt. Die Planung befinden sich aber in einem frühen Stadium.

Samstag, 21. Mai 2011

Regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit in Sachsen im April 2011

Ich habe eine Karte erstellt, die in etwa die regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit in Sachsen im April 2011 darstellen soll. Dabei steht jeder Punkt für eine Angabe der Arbeitslosenquote in der jeweiligen Geschäftstelle der Bundesagentur für Arbeit. Die großen Punkte bezeichnen die kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig, die mittelgroßen Punkte sind Sitze der Landkreise und die kleinen Punkte sind andere Geschäftsstellen der Bundesagentur für Arbeit. Die Farbe der Punkte bezeichnet entsprechend der angegebenen Skala die gemeldete Arbeitslosigkeit im Einzugsbereich der Geschäftsstellen.


Es stellt sich ein interessantes Bild der regionalen Versorgung mit Arbeitsplätzen heraus. Wie üblich haben die großen Städte eine tendenziell höhere Arbeitslosenquote als die umgebenden ländlichen Gebiete. Viele Beschäftigte, die in der Stadt arbeiten, leben im Umland und zählen damit zur Bevölkerung der Landkreise. Chemnitz hat bezogen auf die Einwohnerzahl die größte Zahl an Einpendlern in Sachsen. Die vielen Industriearbeitsplätze in Chemnitz, Zwickau, im Erzgebirge und in Mittelsachsen lassen die Region wirtschaftlich gut dastehen. So ist Chemnitz nur von grünen Punkten umgeben. Freiberg ist dabei der beste Kreissitz in Sachsen mit einer Arbeitslosenquote von bereits unter 8 %. Flöha und Zschopau östlich und südöstlich von Chemnitz konnten die stärkste Reduktion des Arbeitslosenbestandes vorweisen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Bestand um jeweils 27 %.

Auch Dresden ist in der Arbeitsplatzversorgung und der Senkung der Arbeitslosenquote sehr erfolgreich. Die Elbmetropole hatte im April mit 10,7 % die niedrigste Arbeitslosenquote der kreisfreien Städte in Sachsen. Auch das Umland hat besonders niedrige Quoten im sachsenweiten Vergleich. Radebeul und Radeberg etwa haben beide Werte unter 8 %. Der an Dresden grenzende Landkreis Bautzen hat das wahrscheinlich größte Gefälle der Arbeitslosenquote. In Kamenz liegt sie bei 6,9 %, sachsenweiter Topwert unter den Geschäftstellen, und im nicht weit entfernten Hoyerswerda bei 13,0 %.

Die Regionen mit der größten Arbeitslosenzahl sind Leipzig und die strukturschwachen ländlichen Regionen, die weit entfernt von den großen Zentren liegen, besonders Nordsachsen, Bautzen und der Landkreis Görlitz. Die Geschäftsstelle in Görlitz meldete eine Quote von 16,1 % und Torgau in Nordsachsen von 14,8. In Leipzig steht die Quote bei 13,8 und damit am höchsten unter den großen Städten.

Tendenziell wird die Arbeitslosenquote in Sachsen weiter auf breiter Front fallen. Vor allem auf Grund des Aufschwungs der Industrie, aber auch wegen der alternden Bevölkerung und der damit verbundenen Reduktion der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Das Zahlenmaterial auf denen die Karte basiert, ist nur eine kurze Momentaufnahme des Monats April 2011. Dadurch kann aber eine möglichst aktuelle Lage der regionalen Wirtschaftsentwicklung in Sachsen abgebildet werden.

Freitag, 13. Mai 2011

Sachsen - das Technologieland

Sachsen profiliert sich gern - wie jeder andere Standort in Deutschland auch - als Technologieland. Die Regierung des Freistaats lenkt dazu gezielt Fördermittel in zukunftsträchtige Branchen. Es ist allgemein anerkannt, dass technologischer Fortschritt der treibende Faktor des Wirtschaftswachstums ist. Das trifft besonders zu, wenn der Produktionsfaktor Arbeit in langer Frist schrumpfen wird, da die Bevölkerung abnimmt. Den staatlichen Einfluss auf die Technologieentwicklung kann man wirtschaftstheoretisch aber aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Staatliche Unterstützung der Forschung wird zumeist damit begründet, dass sich Zukunftstechnologien nicht so einfach am Markt durchsetzen, wenn sie noch nicht reif sind. Solange aber die Marktreife noch nicht erreicht ist, lohnt es sich kaum für Unternehmen in die jeweilige Technologie zu investieren. Folglich würde ohne die entsprechende staatliche Förderung die Forschung und Entwicklung nicht zustande kommen. Da niemand weiß, welche Technologien in der Zukunft sich durchsetzten werden, sind die Risiken für Investitionen in Forschung in manchen Fällen prohibitiv hoch.

Mit der unsicheren Zukunft, kann man aber auch gegen staatliche Unterstützung von Forschung argumentieren. Denn der Staat hat keine besseren Informationen, welche Technologie sich in der Zukunft durchsetzen wird. Die Gefahr besteht also, dass der Staat dann viel Geld in die falsche Richtung lenkt. Der Markt hingegen siebt aus dieser Sicht die weniger aussichtsreichen Technologien aus. Vorausgesetzt die Preissignale am Markt sind korrekt, setzt sich die "richtige" Technologie am Markt automatisch durch.

Gerade wenn es um die Zukunft der Mobilität geht, kann man aber davon ausgehen, dass die Preissignale auf dem Markt nicht korrekt sind. Autos mit Verbrennungsmotoren belasten die Umwelt. Für diese Schädigung des Klimas muss aber kein Autofahrer direkt aufkommen. Deshalb fördert Deutschland massiv die Entwicklung von Elektroautos. Auch Sachsen als traditioneller Automobilstandort will beim Thema Zukunft der Mobilität mitmischen.

Ein Meilenstein für diese Strategie war die Entscheidung von BMW sein Elektroauto (das Megacity Vehicle) in seinem Werk in Leipzig zu bauen. Dazu soll das bestehende Werk bis 2013 durch Investition eines dreistelligen Millionenbetrages erweitert werden. Dabei sollen 800 neue Arbeitsplätze in Leipzig entstehen - ein enormer wirtschaftlicher Gewinn für die Stadt. Der Staat fördert die Elektromobilität in Sachsen durch ein Projekt namens SaxMobility. Sachsen ist dabei eine von deutschlandweit acht Modellregionen und bekommt von der Bundesregierung neun Millionen Euro. Das Engagement der sächsischen Regierung zum Thema Elektromobilität war wohl auch ein Grund für die Entscheidung von BMW für Leipzig als Produktionsstandort.

Ein zweites Standbein der Initiative zur Elektromobilität in Sachsen ist die Entwicklung und Serienproduktion von geeigneten Batterien, die eine sehr hohe Lademenge speichern können müssen. Die deutschen Konzerne Evonik und Daimler engagieren sich bei Li Tec Battery GmbH in Kamenz, östlich von Dresden. Hier wurden spezielle Batterien für Elektroautos entwickelt und die Produktion soll ab diesem Jahr stark erhöht werden. Evonik hat bisher 150 Millionen Euro in den Standort investiert und Ende des Jahres sollen in dem Werk 450 Mitarbeiter beschäftigt sein.

In Deutschland wird im Moment diskutiert, ob der Staat die Elektromobilität stärker fördern sollte. Bereits jetzt ist Sachsen relativ gut aufgestellt, um von einer Zunahme von Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben auf Deutschlands Straßen zu profitieren.