Samstag, 12. Februar 2011

Branchencluster in Sachsen

Branchencluster sind Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Dienstleistern und Forschungseinrichtungen, die in einer bestimmten Branche zusammenarbeiten und wirtschaften. Solche Netzwerke bilden sich in fortgeschrittenen Wirtschaften, da sie die Effizienz erhöhen, indem sie durch regionale Nähe die Zusammenarbeit erleichtern und Prozesse aufeinander abstimmen. Die Cluster sind damit Ausdruck einer Spezialisierung einer Region auf eine bestimmten Branche. Die vernetzten Firmen und Institutionen befruchten sich schließlich gegenseitig und prägen eine Wirtschaftsregion besonders stark. Internationale Beispiele für solche Cluster sind das Silicon Valley, die Automobilindustrie um Detroit oder die Softwareindustrie um Bangalore.

Auch in Deutschland gibt es eine Vielzahl von regionalen Branchenclustern. Sachsen hat die Entstehung der Cluster durch die so genannte Leuchtturm-Wirtschaftspolitik sehr stark gefördert. Europäische Fördergelder und Gelder des Bundes wurden verwendet um gezielt bestimmte Branchen in bestimmten Regionen anzusiedeln. Diese Politik soll aber nicht nur einzelne Großinvestitionen anlocken, sondern man erhofft sich im Zuge der Ansiedlung von Leuchttürmen viele Gründungen von Zulieferfirmen und Dienstleistungsunternehmen.

Die drei großen sächsischen Wirtschaftsstandorte Dresden, Leipzig und Chemnitz/Zwickau haben bei der Ansiedlung von Unternehmen und bei der Weiterentwicklung ihrer Wirtschaft ein jeweils eigenes Profil geschärft. So steht heute Dresden für Mikroelektronik, Leipzig für Logistik und Chemnitz für den Maschinenbau. Auffällig ist, dass alle drei Regionen durch Ansiedlung großer Automobilproduzenten eine weites Zuliefernetz in Sachsen etablieren konnten. Den Anfang machte VW mit seinem Werk in Mosel bei Zwickau und später dann mit der Gläsernen Manufaktur in Dresden und dem Motorenwerk in Chemnitz. In Leipzig baut Porsche und BMW Autos.

Die Autoindustrie hat einen besonders starke Wirkung auf die Entwicklung der mittelständischen Industrie in der Region, da die Werke von einer Vielzahl verschiedener Zulieferbetriebe beliefert werden. Der Chemnitzer Maschinenbau etwa hat wichtige Impulse aus der Automobilindustrie erhalten. Mittlerweile knüpft die Region Chemnitz an die ehemalige Stärke in dieser Branche wieder an. Unternehmen mit langer Tradition, wie Niles-Simmons, UNION Werkzeugmaschinen, Kieselstein und andere, sind heute wieder wichtige Treiber des wirtschaftlichen Wachstums.

Leipzig profiliert sich immer wieder durch große Ansiedlungen aus der Logistikbranche. Der Grund ist die günstige Lage Leipzigs und die gut ausgebaute Infrastruktur der Region. Leipzig liegt im mitteldeutschen Zentrum, von dem aus alle größeren Städte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schnell zu erreichen sind. Der Flughafen Halle/Leipzig ist der größte in dieser Region und veranlasste DHL durch die Möglichkeit von Nachtflügen eine großes Drehkreuzes zu errichten. Auch die Autobahnen sind in der Region gut ausgebaut - ein Grund für Amazon sich hier anzusiedeln. Die Automobilindustrie spielt auch in Leipzig eine positive Rolle für die Weiterentwicklung des Logistikstandorts. Zum Beispiel folgte auf die Ankündigung des Ausbaus des BMW-Werkes die Nachricht, dass DB Schenker ein neues Logistikzentrum mit 600 neuen Arbeitsplätzen in Leipzig errichtet, um die Autos und Ersatzteile von BMW nach China liefern zu können.

Dresden wiederum hat sich durch gezielte Förderung zum größten europäischen Cluster im Bereich der Mikroelektronik/Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelt. Neben den großen der Branche, AMD, Infineon und Globalfoundries, haben sich viele Firmen angesiedelt oder wurden hier gegründet. Dabei profitiert Dresden von einer starken Forschungslandschaft, in der viele wissenschaftliche Institute und die TU Dresden miteinander vernetzt sind. Die Region nennt sich Silicon Saxony in Anspielung auf das kalifornische Cluster. Dresden hatte in der Wirtschaftskrise relativ stark zu leiden unter der Insolvenz des wichtigen Leuchtturms Qimonda, das zu Infineon gehörte. Mittlerweile hat sich die Branche aber wieder erholt und Globalfoundries etwa hat angekündigt sein Werk auszubauen und die Produktion zu verdoppeln.

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