Montag, 19. September 2011

Bildungsland Sachsen

Sachsen erreichte in den letzten Jahren mehrere Mal den ersten Platz in Vergleichsstudien der Bildungssysteme der Bundesländer in Deutschland. So schnitten die Schüler in Sachsen bei der Pisa-Studie 2008 am besten ab. In Mathematik, Naturwissenschaft und Lesekompetenz – in allen Disziplinen erreichten sie Platz 1. Auch im Bildungsmonitor 2011 der INSM setzte sich der Freistaat vor Thüringen und Baden-Württemberg auf Platz 1. Die Studie sieht die Stärken des Bildungsstandortes Sachsen in seiner Internationalisierung, in der guten Förderinfrastruktur, bei der Schulqualität und in der niedrigen Betreuungsrelation.

Der Erfolg Sachsens hat verschiedene Gründe. Zum einen kann das Bundesland die sogenannte demografische Dividende abschöpfen. Der eigentlich wirtschaftlich nachteilige Bevölkerungsrückgang und die Alterung der Gesellschaft führt zu weniger Schülerzahlen. Dadurch können aber selbst bei jährlich gleichbleibenden Investitionen in Bildung die Ausgaben pro Schüler gesteigert werden. Der Rückgang der Schülerzahlen führte in Sachsen trotz Schulschließungen dazu, dass die Klassen im Vergleich zu westdeutschen Schulen klein sind und daher die Betreuungsrelation gut ist. Hinzu kommt, dass Sachsen wenig Schulden hat und eben daher die Investitionen in sein Bildungssystem auch tätigen kann. Besonders die Schuldenfreiheit der Landeshauptstadt Dresden ist für das Bildungswesen von Vorteil. Die Stadt muss kräftiger in sein Schulwesen investieren als andere Regionen in Sachsen, da in Dresden die Bevölkerung zulegt, die Geburtenrate hoch ist und damit die Schülerzahlen steigen.

Als einen weiteren Punkt muss man die Problematik mit der Integration von Kindern aus Migrantenfamilien in westdeutschen Bundesländern ansprechen. In Sachsen stammen nur 3,7 % der Schüler aus Elternhäusern mit nicht-deutschen Wurzeln. Kinder mit Migrationshintergrund gelten besonders wegen sprachlicher Defizite als schlechter integriert in das Bildungssystem. Sachsen hat hier einen statistischen Vorteil, der daraus erwächst, dass Sachsen keine große Einwanderung hatte, sondern seit einiger Zeit ein Abwanderungsland ist. Ein Abwanderungsland zu sein, hat aber auch nur bei dieser Betrachtung Vorteile, in der langen Frist für das Land und auch für die wirtschaftliche Entwicklung hat es eher Nachteile.

Abwanderung entsteht weil Sachsens Attraktivität gering ist, besonders wenn die Jobaussichten und Karrierechancen schlecht sind. Ein Anzeichen das sich das ändert und Sachsen attraktiver wird auch für Ausländer ist, dass 2009 etwa 9 % aller Studierenden im Freistaat aus dem Ausland kamen. Das ist deutlich mehr als der Anteil aus dem Jahr 2000 als er noch bei etwas mehr als 5 % lag. 2009 lag der Anteil in Sachsen sogar das erste Mal über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Überhaupt spielen die Hochschulen für den Bildungsstandort Sachsen natürlich eine wichtige Rolle. In der aktuellen dritten Förderrunde der Exzellenzinitiative hat es die TU Dresden geschafft, unter die letzten sieben Bewerber für die Milliardengelder vom Bund zukommen. Damit haben 2012 in Ostdeutschland nur die HU Berlin und eben die TU Dresden noch eine Chance Exzellenzuniversität zu werden. Die Entscheidung soll nächstes Jahr fallen. Da in den vorherigen Runden die sächsischen Universitäten leer ausgegangen waren, fördert das Land bereits in einer sächsischen Exzellenzinitiative Spitzenforschung mit 110 Millionen € bis 2013. Die entstandene attraktive Hochschulinfrastruktur in Sachsen zieht denn auch zunehmend westdeutsche Studenten an. Durch die steigenden Zahlen nicht-sächsischer Studenten an den Universitäten in Dresden, Leipzig und Chemnitz hat Sachsen insgesamt steigende Studierendenzahlen. Dies war aufgrund der demografischen Entwicklung lange Zeit ganz anders vorausgesagt.

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