Samstag, 5. März 2011

Neumarkt Dresden

Ich will heute eine Serie zum Thema Städtebau in Sachsen mit der Landeshauptstadt Dresden starten. In Dresden stellt der Umgang mit der historischen Altstadt und die bauliche Entwicklung in und um das Dresdner Zentrum herum eine der wichtigsten kommunalen Themen dar. Dies verwundert nicht angesichts der starken Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg und dem Verlust wertvoller Architekturdenkmäler und bedeutender Kulturobjekte.

Schon zu DDR-Zeiten wurden viele der wichtigsten Baudenkmäler an der Elbfront wiederaufgebaut. Die moderne Architektur der DDR-Wiederaufbauzeit, die die beräumten Flächen in der Innenstadt wieder füllen sollte, vermochte jedoch nicht gegen die Pracht alter Bauten zu bestehen. Bis heute ist die Stadtplanung von der Spannung geprägt, die moderne Architektur von Neubauten gegenüber der barocken Altstadt erzeugt. In der Nachwendezeit ging die Rekonstruktion alter Bausubstanz in großen Sprüngen voran. Wichtigstes Projekt, welches in den letzten Jahren der DDR begonnen wurde und noch etwa ein Jahrzehnt bis zur kompletten Fertigstellung braucht, ist die Sanierung der Schlossruine und deren Ausbau zu einem Museumskomplex europäischen Ranges.

Städtebau fördert Wirtschaft und eine starke Wirtschaft ist Grundlage für die städtische Entwicklung. So war der schlechte Zustand der DDR-Wirtschaft besonders im Zustand der Altbauquartiere und in den Innenstädten sichtbar. Heute wird auf eine attraktive Innenstadt wert gelegt, um im Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte und Investitionen bestehen zu können. Dresden kann mit seinen bedeutenden Kulturstätten, seiner prachtvollen Architektur und der schönen Landschaft an der Elbe punkten. Diese Stadt zieht viele Menschen an, die hier wohnen möchten. Aber auch der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Elbmetropole. In den Beherbergungsstätten Dresdens waren 2009 1,5 Millionen Gästeankünfte zu verzeichnen (Leipzig 1 Million, Chemnitz 200.000).

Eine der wichtigsten Wiederaufbauprojekte für Dresden war die Frauenkirche, die aus den Ruinen, die zu DDR-Zeiten als Kriegsmahnmal erhalten wurde, neu entstand. Mit der Wiedereröffnung 2005 erhielt die Stadt einen architektonischen Höhepunkt wieder zurück. Als die Stadtverwaltung plante die Umgebung der Kirche modern zu bebauen, gab es Proteste aus der Bürgerschaft, die eine der Frauenkirche angemessene Rekonstruktion der Barockbauten auf dem Neumarkt forderten. Mit großer Leidenschaft konnten die sich anschließend in der "Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden" zusammengeschlossenen Bürger gegen die Stadtverwaltung durchsetzten und erwirkten das Umlenken zu einem historisierenden Wiederaufbau des Platzes. Seitdem wird an einem der größten innerstädtischen Wiederaufbauprojekte Europas gearbeitet und darüber gestritten.

Der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden läutete eine Zeit in Deutschland ein, in der sich die Menschen von den Eindrücken der Globalisierung geprägt ein Stadtbild wünschen, mit dem sie sich identifizieren können. Auch die Wiederaufbaupläne für das Stadtschloss in Berlin und das Hohenzollernschloss in Potsdam passen dazu. Das Projekt am Neumarkt geht jedoch noch einmal ein Stück weiter. Ein ganzes Stadtviertel wird rekonstruiert und alte Bautechniken und Handwerkskünste werden wiederbelebt. Mit seinem Prinzip der denkmalgerechten Wiederherstellung von so genannten Leitbauten ist der Dresdner Neumarkt Vorreiter in Deutschland. Davon angestoßen gibt es besonders in Frankfurt und in Potsdam ähnliche Bewegungen, die eine Rekonstruktion von Altstadtbauten erreichen wollen.

Hier ist die klassische Ansicht des Dresdner Neumarkts zu sehen. Die Frauenkirche wird, wie im barocken Städtebau üblich, als Höhepunkt wie auf einer Theaterbühne inszeniert.

Rundherum gibt es Bautätigkeit, die von einem sehr schönen Blog fotografisch festgehalten wird: Von www.bausituation-dresden.com stammen diese Bilder:
Hier ist ein Neumarktbereich zu sehen, wo einige neu gebaute Stadtquartieren fertig sind.

Hier entsteht die Rampische Gasse neu, die zu den prächtigsten Barockgassen Europas gehörte und deren Bausubstanz von den Kommunisten weggerissen wurde.
Hier hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden einen Altstadtbau aus Spendengeldern selbst gebaut.
Hier wurde ein altes Adelspalais, das "British Hotel" fertig und glänz mit seiner Sandsteinfassade.
Hier wurde das Kurländer Palais eröffnet. Die ausgebombte Ruine stand bis 2006 noch mitten in der Innenstadt.

Die Bauaktivitäten am Neumarkt ziehen sich bereits über 5 Jahre hin und es werden wohl noch ein mal so viele bis alle Quartiere fertig sind. Bei dem Aufbau eines kompletten Innenstadtviertels müssen eben viele Interessen unter einen Hut gebracht werden. Auch die Finanzkrise ist an den Investitionsvorhaben nicht spurlose vorüber gegangen. Doch in letzter Zeit ist wieder vermehr Bewegung ins Spiel gekommen und Investoren stehen bereit zu bauen (Bilder von der Seite der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden):

Hier entsteht eine Wohnresidenz im italienischen Piazettastil neu, die sich toll in die Altstadt einfügt.
Hier wird die Schlossstraße gerade aufgebaut. Das ist die Straße am Ostflügel des Schlosses, welcher gerade erst wieder restauriert wurde.
So soll mal die Westseite des Platzes aussehen, dafür hat die Dresdner Bürgerschaft gekämpft. Die Stadtverwaltung wollte hier einen modernen Entwurf als Gegensatz zur barocken Frauenkirche bevorzugen.
So soll der Jüdenhof vor dem Johanneum aussehen, das als einziges Gebäude auf dem Neumarkt in der DDR-Zeit wiederaufgebaut wurde.
Luftbild des Neumarkts, wie er nach Vorstellungen der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden wieder aussehen soll.

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