Sonntag, 8. Dezember 2013

Auswirkungen der Pläne der Großen Koalition auf Sachsen, Teil1: Mindestlohn

Nach langem Ringen haben sich CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Pläne der Politik in der neuen Legislaturperiode sind natürlich entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und Sachsens. Auch wenn die Große Koalition noch nicht steht, so wird sie schnell einen großen Teil ihrer Pläne umsetzen können, denn die Übermacht ihrer Stimmrechte im Bundestag ist gigantisch. Insgesamt halte ich die meisten Pläne für wirtschaftspolitisch falsch und sozialpolitisch wenig zielführend. In dieser Reihe möchte ich einige Vorhaben betrachten und im Hinblick auf die Folgen für die sächsische Wirtschaft kurz bewerten.
Mindestlohn:
Das wohl strittigste Thema war die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 € pro Stunde. Eine ausführliche Diskussion des Für und Widers eines Mindestlohn würde hier den Rahmen sprengen. Eine genaue Analyse der möglichen Effekte hat etwa das DIW (link) geliefert. Die Meinung der meisten Volkswirte kann man wohl in etwa so zusammen fassen: Es gibt zwar theoretische Argumente für einen Mindestlohn sofern er nicht zu hoch angesetzt wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben groß, dass die Politik diesen zu hoch setzt (und 8,50 € ist wohl sehr hoch).
Was heißt in diesem Falle zu hoch? Ein Mindestlohn ist natürlich ein zweischneidiges Schwert: er kann entweder Geringverdiener zum eben definierten Mindestlohn verhelfen und damit für eine bestimmte Gruppe eine Lohnsteigerung bedeuten (mit damit verbundenen geringeren Ausgaben für den Staat für Aufstockungszahlungen) oder er kann Arbeitslosigkeit bedeuten. Wenn Lohnsteigerungen eintreten, dann wird dies mit einem Anstieg der Preise einhergehen. Außerdem bedeutet eine Erhöhung der Löhne ohne entsprechende Erhöhung der Produktivität der Betriebe verstärkte Arbeitslosigkeit. Insgesamt wird ein Mindestlohn die Nachfrage nach Arbeitskräften tendenziell sinken lassen: entweder Unternehmen halten sich zurück mit Einstellungen, oder investieren erst gar nicht oder verlagern ihre Produktion ins Ausland. Diese Reaktionen der Unternehmen sind umso stärker je höher die Diskrepanz zischen Produktivität und staatlich gesetzter Lohngrenze ist. Leider ist nun Sachsen ein Bundesland mit sehr niedriger Produktivität, sogar mit der niedrigsten in ganz Deutschland. Ein bundesweit flächendeckender Mindestlohn hätte also im Freistaat stark negative Auswirkungen – während er z.B. in Bayern weniger Schaden anrichten dürfte. In Süddeutschland sind die Unternehmen insgesamt produktiver und können daher auch für einfache Tätigkeiten 8,50 € pro Stunde bezahlen.
Bei der Diskussion um einen Mindestlohn in Deutschland wird oft unterstellt, dass die Unternehmen höhere Löhne zahlen können und dafür eben einfach weniger Gewinn einfahren würden. Man stellt sich hier gerne einen Kuchen vor, von dem die Arbeiter ein größeres Stück abhaben sollten. Es wird aber vergessen, dass die meisten Unternehmen in Deutschland sehr klein sind und wenn sie keinen Mindestlohn bezahlen können, dann gehen sie zwangsläufig insolvent. Der Handwerksbetrieb, die Bäckerei von der Ecke und der Friseurladen sind auch Betriebe, deren Kosten durch einnahmen gedeckt sein müssen. Die sächsische Wirtschaft ist geprägt von eher kleinen Unternehmen und von Betrieben, die einfache Dienstleistungen anbieten. Sie stehen einer – im bundesweiten Vergleich – nicht sehr kaufkräftigen Kundschaft gegenüber. Insgesamt werden diese Betriebe bei einem Mindestlohn, der von einem Bäcker in München ohne Probleme gezahlt werden kann, vor große Probleme gestellt. Besonders wird das den ländlichen Raum treffen, zumal die sowieso strukturschwachen Regionen (Erzgebirge, Görlitz-Zittau) auch noch in Konkurrenz zu polnischen und tschechischen Regionen stehen. Bei einem hohen Mindestlohn in Deutschland ist der Anreiz der Görlitzer mal eben über die Grenze zum Haareschneiden zu fahren natürlich groß.
Was man besser machen sollte: Man sollte versuchen, die Produktivität zu erhöhen, dann kann auch das Lohnniveau steigen. Wenn steigende Produktivität schließlich zu höheren Löhnen, zu mehr Kaufkraft, zu mehr Beschäftigung führt, dann ist auch den Schwächeren der Gesellschaft geholfen: das soziale Versicherungssystem steht dann auf solideren Füßen. Natürlich ist es eine schwierige Aufgabe, Produktivitätswachstum zu fördern. Aber der Staat könnte auch hier viel machen: Investitionen in Bildung und Infrastruktur stehen dabei ganz oben auf der Liste. Und zum Abschluss noch ein Vorschlag: Wenn man schon einen Mindestlohn einführen will, dann sollte der nicht flächendeckend sein: Ostdeutschland braucht hier eine andere Behandlung als Süddeutschland, auch wenn das manch einer als unfair erachtet. Das Ziel sollte eine vernünftige Wirtschaftspolitik sein, die Wachstum fördert, sodass in Sachsen in der Zukunft gleiche Löhne wie in Bayern bezahlt werden können.

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